Kreis Erbach
Der Kreis Erbach war ein Kreis im Großherzogtum Hessen und im Volksstaat Hessen, der am 8. November 1918 aus dem Großherzogtum hervorging. Mit der Dritten Verordnung über den Neuaufbau des Reichs wurde er zum 1. Januar 1939 in Landkreis Erbach umbenannt.[1] Der Landkreis Erbach wiederum wurde am 1. August 1972 vergrößert und in Odenwaldkreis umbenannt.[2] Kreisstadt war Erbach.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einordnung des Kreises in das Großherzogtum Hessen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zusammen mit den Kreisen Bensheim, Darmstadt, Dieburg, Groß-Gerau, Heppenheim und Offenbach, sowie den zeitweise bestehenden Kreisen Wimpfen, Lindenfels und Neustadt, bildete der Kreis Erbach die Provinz Starkenburg, die wiederum zusammen mit den Provinzen Oberhessen und Rheinhessen das Großherzogtum Hessen darstellten.
Nachbarkreise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landkreis grenzte Ende Juli 1972 im Uhrzeigersinn im Nordosten beginnend an den bayerischen Landkreis Miltenberg, die baden-württembergischen Landkreise Buchen und Heidelberg sowie die hessischen Landkreise Bergstraße, Darmstadt und Dieburg.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Territoriale Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Verkündigung der Verfassung des Großherzogtums Hessen am 17. Dezember 1820 folgte am 14. Juli 1821 eine umfassende Verwaltungsreform. Die Ämter wurden aufgelöst und Verwaltung und Rechtsprechung getrennt. Für die Verwaltung entstanden so Landratsbezirke, für die Rechtsprechung Landgerichte. Im Bereich des späteren Kreises Erbach wurden die Landratsbezirke Breuberg mit Sitz in Neustadt und Erbach mit Sitz in Erbach gegründet.
Mit Gesetz vom 31. Juli 1848 wurden die Verwaltungseinheiten ein weiteres Mal vergrößert. An die Stelle der Kreise und Landratsbezirke traten nunmehr „Regierungsbezirke“, wobei die bisherigen Landratsbezirke Breuberg und Erbach zum Regierungsbezirk Erbach vereinigt wurden, dazu kam der Landratsbezirk Wimpfen, eine hessische Exklave in Baden. Bereits vier Jahre später kehrte man aber zur Einteilung in Kreise zurück, wobei der Kreis Erbach aus dem Landgerichtsbezirk Beerfelden sowie einem Teil des Landgerichtsbezirks Michelstadt gebildet wurde.[3][4]
Am 1. Juli 1874 wurde im Großherzogtum Hessen eine Kreisreform vorgenommen:[5]
- Aus dem aufgelösten Kreis Lindenfels wechselten die Gemeinden Bockenrod, Eberbach, Erzbach, Frohnhofen, Gersprenz, Groß-Gumpen, Kirch-Beerfurth, Klein-Gumpen, Nieder-Kainsbach, Ober-Kainsbach, Ober-Klein-Gumpen, Ober-Ostern, Pfaffen-Beerfurth, Reichelsheim, Rohrbach und Unter-Ostern in den Kreis Erbach.
- Aus dem aufgelösten Kreis Neustadt wechselten die Gemeinden Affhöllerbach, Annelsbach, Birkert, Breuberger Seits, Birkert, Habitzheimer Seits, Böllstein, Breitenbrunn, Dusenbach, Etzen-Gesäß, Forstel, Fürstengrund, Gumpersberg, Haingrund, Hainstadt, Hassenroth, Hembach, Hetschbach, Höchst im Odenwald, Höllerbach, Hummetroth, Kimbach, Kirch-Brombach, König, Langen-Brombach Breuberger Seits, Lützel-Wiebelsbach, Mittel-Kinzig, Mühlhausen, Mümling-Grumbach, Neustadt, Nieder-Kinzig, Ober-Kinzig, Pfirschbach, Rai-Breitenbach, Rimhorn, Sandbach, Seckmauern, Vielbrunn, Wald-Amorbach und Wallbach in den Kreis Erbach.
1903 konnte das neue Kreishaus Erbach in Erbach bezogen werden. Architekt war Karl Hofmann.[6] Es gehört heute zum Landratsamt des Odenwaldkreises und ist ein Kulturdenkmal.[7]
Von der Gebietsreform im Volksstaat Hessen am 1. November 1938 blieb der Kreis Erbach unberührt. Aus dem Kreis Erbach wurde 1939 der Landkreis Erbach.[1] Der Landkreis Erbach wurde 1945 Teil des Landes Groß-Hessen, das 1946 zum heutigen Hessen wurde. Er wurde am 1. Juli 1971 leicht vergrößert, als die Gemeinde Laudenau aus dem Landkreis Bergstraße ein Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im Odenwald wurde.
Durch das Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Erbach vergrößerte sich das Kreisgebiet am 1. August 1972 um die Gemeinden Fränkisch-Crumbach und Brensbach aus dem Landkreis Dieburg. Zugleich wurde der Landkreis Erbach in Odenwaldkreis umbenannt.[8]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Einwohner | Quelle |
---|---|---|
1852 | 23.852 | [4] |
1900 | 46.583 | [2] |
1910 | 48.426 | [2] |
1925 | 48.660 | [2] |
1933 | 49.968 | [2] |
1961 | 65.357 | [9] |
1970 | 73.609 | [9] |
1971 | 76.000 | [10] |
Leitende Beamte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kreisräte
- 1852–1861 Eduard Ernst App
- 1861–1863 Ludwig Strecker
- 1865–1877 Wilhelm Christoph Adolf Schenck zu Schweinsberg
- 1877–1886 Johann Karl Jost
- 1886–1888 Hermann von Bechtold
- 1888–1894 Andreas Breidert
- 1894–1897 Gustav Weiprecht von Gemmingen
- 1897–1901 Friedrich Wilhelm Fey
- 1901–1910 Karl Schliephake
- 1910–1913 Adalbert Rinck von Starck
- 1913–1917 (1920) Eugen Kranzbühler (ab 1915 zeitweise als Präsident der Zivilverwaltung nach Namur ins besetzten Belgien abkommandiert)
- Kreisdirektoren
- (1913) 1917–1920 Eugen Kranzbühler
- 1920–1923 Ernst Merck
- 1923–1932 Leopold von Werner
- 1932–1937 Hermann Braun
- 1937–1938 Hellmuth Scheer
- 1938–1939 (1945) Dieter Stammler
- Landräte
- (1938) 1939–1945 Dieter Stammler, 1942–1945 vertreten durch Regierungsrat Bornscheuer[11]
- 1945–1951 Karl Neff, SPD
- 1951–1963 Georg Ackermann, SPD
- 1963–1979 Gustav Hoffmann, SPD
Gemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Tabelle enthält alle Gemeinden, die dem Kreis bzw. dem Landkreis Erbach angehörten sowie die Daten aller Neugründungen und Eingemeindungen:[12][13][14]
Kfz-Kennzeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen ERB zugewiesen. Es wird im Odenwaldkreis durchgängig bis heute ausgegeben.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b § 1 Abs. 3, § 4 der Dritten Verordnung über den Neuaufbau des Reichs vom 28. November 1938 (RGBl. I S. 1675 f.).
- ↑ a b c d e Michael Rademacher: Kreis Erbach. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 30, 1852 (reader.digitale-sammlungen.de).
- ↑ a b Philipp A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. 1854, S. 317 (books.google.de).
- ↑ Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. Nr. 28. Darmstadt 12. Juni 1874, S. 247 (digital.staatsbibliothek-berlin.de).
- ↑ Kreisausschuss des Odenwaldkreises (Hg.): 100 Jahre Kreisamt zu Erbach. Erbach 2003. Ohne ISBN.
- ↑ Odenwaldkreis / Erbach / Michelstädter Straße 12 in der Denkmaldatenbank denkxweb.de des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
- ↑ Gesetzes zur Neugliederung des Landkreises Erbach (GVBl. II 330–16) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 224, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 359 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973.
- ↑ NN: Kreisamt Erbach 1903–2003 mit den Kreisräten und Landräten. In: Kreisausschuss des Odenwaldkreises (Hg.): 100 Jahre Kreisamt zu Erbach. Erbach 2003. Ohne ISBN, S. 62–67 (64).
- ↑ ehem. Orte im Kreis Erbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ Gemeindeverzeichnis 1900: Kreis Erbach.
- ↑ Michael Rademacher: Kreis Erbach. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.