Neukirchen (Nordfriesland)
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 54° 52′ N, 8° 44′ O | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Nordfriesland | |
Amt: | Südtondern | |
Höhe: | 0 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,58 km2 | |
Einwohner: | 1138 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 36 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 25927 | |
Vorwahl: | 04664 | |
Kfz-Kennzeichen: | NF | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 54 086 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Marktstraße 12 25899 Niebüll | |
Website: | www.neukirchen-nordfriesland.de | |
Bürgermeister: | Jörg Hansen | |
Lage der Gemeinde Neukirchen im Kreis Nordfriesland | ||
Neukirchen (dänisch: Nykirke, friesisch: Naischöspel, plattdeutsch Niekarken) ist eine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet von Neukirchen erstreckt sich im Norden des Naturraums Nordfriesische Marsch in der historischen Region Wiedingharde,[2] die in mittelalterlicher Zeit zum Landschaftsbereich der sogenannten Uthlande zählte. In kurzer Distanz weiter nördlich verläuft der Strom Wiedau (dänisch Vidå) am Gemeindegebiet vorbei und mündet nordwestlich beim nordschleswigschen Hoyer (dänisch Højer) in das Wattenmeergebiet des dänischen Nationalpark Vadehavet.
Ortsteile
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Siedlungsstruktur Neukirchens weist eine äußerst ländliche Prägung auf. Neben dem namenstiftenden Dorf umfasst die Gemeinde ein Vielzahl von kleineren Häusergruppen und Hof-/Höfesiedlungen. Die wohl bekannteste unter ihnen ist Seebüll, ehemals Wohn- und Arbeitsort des Malers Emil Nolde. Weitere sogenannte Häusersiedlung sind Hesbüll, Beim Siel, Nordosterdeich und Süderdeich.[3]
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Benachbarte Gemeindegebiete von Neukirchen sind:[4]
Rodenäs | Aventoft | |
Klanxbüll | Humptrup, Uphusum | |
Emmelsbüll-Horsbüll, Niebüll |
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die geologische Struktur des Gemeindegebiets geht zurück bis in die Zeit des Mittelalters mit den Eindeichungen des Brunottenkoogs und Gotteskoogs. Das Marschland wird heute überwiegend als Kleimarsch eingestuft. Das Relief ist absolut flach und befindet sich teilweise unterhalb des Meeresspiegels. Insbesondere um die landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten umfassend nutzen zu können, bedurfte es ausgeklügerter Maßnahmen aus dem Bereich der Wasserbaus. Die Anwendung dieser konnten vollumfänglich erst im 20. Jahrhundert mit der Trockenlegung des Gotteskoogssees gelöst werden.[5] Ein Deich- und Sielmuseum zeigt verschiedene Deichprofile in Originalgröße (Lage) .[6]
Die Geologische Übersichtskarte weist für das Gemeindegebiet überwiegend „Brackische Ablagerungen der Bodenart Marschenschluff bis-ton“ aus.[7] Die Entwässerung des Gemeindelands erfolgt heute in weiten Teilen über die Schmale und das benachbarte Schöpfwerk Verlath (Aventoft) in den Ruttebüller See.[8]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neukirchen wurde erstmals 1231 im Waldemar-Erdbuch als Kirchdorf erwähnt. Die St.-Johannes-Kirche wurde kurz vorher als spätromanischer Backsteinbau errichtet und besitzt heute noch eine bemerkenswerte Ausstattung aus mittelalterlicher bis barocker Zeit.
Bei der Eindeichung der Wiedingharde 1436, dem Bau des sogenannten Goldenen Rings, blieb das auf Warften liegende Dorf außen vor. Erst die Eindeichung des Gotteskooges 1566 brachte dauernden Schutz vor dem Meer.
In der Zeit der Zugehörigkeit zum dänischen Gesamtstaat war Neukirchen Hauptort des gleichnamigen Kirchspiels und administrativ Teil der Wiedingharde innerhalb des Tønder Amt. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg im Jahr 1864 kam der Ort 1867 zur preußischen Provinz Schleswig-Holstein. Neukirchen war ab 1889 bis 1967 Verwaltungssitz des Amtsbezirks bzw. Amtes Neukirchen und danach bis zum 30. September 2005 des Amtes Wiedingharde.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeindevertretung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Wahl zum Gemeinderat am 14. Mai 2023 wurden insgesamt elf Sitze vergeben. Von diesen erhielt die AN fünf Sitze, die AWG drei Sitze, der SSW zwei Sitze und die CDU einen Sitz.
Bei den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein 2018 erzielte die CDU 33,6 Prozent der Simmen und erhielt 4 von diesmal insgesamt nur noch 11 Sitzen in der Gemeindevertretung. Die neue Wählergruppe AN vereinigte 27,9 Prozent der Stimmen auf sich und erhielt 3 Sitze, die Wählergemeinschaft AWG 23 Prozent und der SSW 15,6 Prozent (jeweils 2 Sitze). Die Wahlbeteiligung betrug diesmal 52,6 Prozent.[10]
Von 13 Sitzen der Gemeindevertretung hatte die Wählergemeinschaft AWG seit der Kommunalwahl 2008 sechs, die CDU und die SPD je drei und der SSW einen. Bei den Wahlen am 26. Mai 2013 erhielten die AWG 39,6 Prozent, die CDU 25,0 Prozent, die SPD 22,4 Prozent, der SSW 10,0 Prozent und die Wählergruppe NfWGN 3,0 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Sitzverteilung blieb unverändert. Die Wahlbeteiligung betrug zuletzt 50,3 Prozent.[11]
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem der zu Beginn der Wahlperiode erstmals gewählte Bürgermeister Thomas Dose zum 1. September 2019 unter anderem vom Bürgermeisteramt zurückgetreten war,[12] wurde am 17. September 2019 Jörg Hansen als vorheriger Stellvertreter zum neuen Bürgermeister bis 2023 gewählt.[13]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „Unter rotem, mit einem goldenen Balken nach unten abschließendem Schildhaupt, darin ein rechtsgewendeter goldener Mond zwischen zwei sechsstrahligen goldenen Sternen in Blau ein einmastiges goldenes Segelschiff mit viereckigem Segel, dessen Kiel, Steuerruder und seitliches Schwert teilweise unter der Wasserlinie verschwinden.“[14]
Die Sterne und die Mondsichel sind dem Wappen der Wiedingharde entnommen. Der goldene Balken steht für den „Goldenen Ring“, den Deich des Wiedingharder Alten Kooges, der das Gemeindegebiet teilt. Das Segelschiff stellt ein stilisiertes „Hemsenboot“, lange Zeit das Hauptverkehrsmittel im Gotteskoog, dar. Die Farbgebung ist mit Gold, Rot und Blau traditionell nordfriesisch.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch Neukirchen verläuft die schleswig-holsteinische Landesstraße 6 von der dänischen Grenze nach Ost-Bordelum zur Bundesstraße 5.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Emil Nolde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf einer Warft errichtete Emil Nolde ein Wohngebäude mit Atelier und Ausstellungsräumen, das er – wie den Garten – selbst entworfen hatte und das er „Seebüll“ nannte. In diesem Gebäude lebte und arbeitete er von 1927 bis zu seinem Tod 1956. Nach seinem Tod wurde Seebüll in die Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde umgewandelt und – wie in Noldes Testament verfügt – als Museum genutzt. Haus und Garten sind weitgehend unverändert.
Skandaløs-Festival
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Badesee Hülltofter Tief findet seit 2011 jedes zweite Jahr im August das Skandaløs, ein Musik- und Kunstfestival, statt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Simone Schlüter: Neukirchen Wie Inseln in der flachen Landschaft. In: Schleswig-Holstein-Topographie. Band 7: Munkbrarup - Pohnsdorf. Flying-Kiwi-Verl. Junge, Flensburg 2006, ISBN 978-3-926055-88-0, S. 71–73.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2023 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Duerrehilfe_Liste_Gemeinde.pdf. (PDF) S. 20, abgerufen am 3. April 2021.
- ↑ Statistisches Landesamt Schleswig-Holstein (Hrsg.): Wohnplatzverzeichnis Schleswig-Holstein 1987. 1992, S. 38 f. (statistischebibliothek.de [PDF; abgerufen am 2. September 2023]).
- ↑ Relation:Neukirchen (1418943) bei OpenStreetMap. Abgerufen am 25. August 2020.
- ↑ Detaillierte Darstellung siehe Gotteskoog#Trockenlegung im 20. Jahrhundert
- ↑ Deich- und Sielmuseum. Abgerufen am 28. April 2021.
- ↑ Geologische Übersichtskarte von Schleswig-Holstein 1:250 000. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, 2012, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. Januar 2022; abgerufen am 22. Januar 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Vgl. Topographische Karte im DigitalerAtlasNord
- ↑ wahlen-sh.de
- ↑ Ergebnis Kommunalwahl Neukirchen 2018. Abgerufen am 5. Juni 2020.
- ↑ http://regisafe.amt-suedtondern.de/KW2013/Neukirchen.html
- ↑ Hans-Werner Christiansen: Neukirchen braucht einen neuen Bürgermeister : Thomas Dose tritt von allen Ämtern zurück. (pdf) In: Nordfriesland Tageblatt. 11. August 2019, abgerufen am 28. August 2020.
- ↑ Niederschrift zur 8. Sitzung der Gemeindevertretung Neukirchen am 17.09.2019. (pdf) Abgerufen am 28. August 2020.
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein