Herboldshof (Fürth)
Herboldshof (fränkisch: Hea-bolds-huhf[2]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Fürth (Mittelfranken, Bayern).[3]
Herboldshof Kreisfreie Stadt Fürth
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Koordinaten: | 49° 31′ N, 10° 59′ O |
Höhe: | 290 m ü. NHN |
Einwohner: | 201 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 90765 |
Vorwahl: | 0911 |
Hempelsäcker mit Blick auf Herboldshof
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Geographie
BearbeitenDas Dorf liegt 5 Kilometer nördlich des Stadtkernes von Fürth in einer lettengründigen Ebene auf Keuperschichten oberhalb des 1 km westlich verlaufenden Regnitzgrundes. Südwestlich fließt der Bucher Landgraben, ein linker Zufluss der Gründlach, durch den Ort. Im Westen liegen die Loheäcker, im Süden die als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Hempelsäcker.[4]
Die Kreisstraße FÜs 4/N 3 verläuft nach Mannhof zur Staatsstraße 2242 (1 km nordwestlich) bzw. nach Großgründlach (1,5 km östlich). Die FÜs 5 führt nach Stadeln zur St 2242 (1,4 km südwestlich).[5]
Geschichte
BearbeitenNördlich von Herboldshof bestand eine 1,2 Hektar große Siedlung vorgeschichtlicher Zeitstellung, die mit Nummer D-5-6431-0075 als Bodendenkmal ausgewiesen ist, mit D-5-6431-0067 eine Siedlung der Urnenfelder- und der späten Latènezeit und mit D-5-6431-0066 eine Siedlung der Frühbronze- und Urnenfelderzeit mit mittelalterlicher Wüstung auf weiteren 3,5 Hektar. Im Mittelalter pflegten die Städte Nürnberg und Fürth in großer Menge anfallende Fäkalien in die nördlichen Gebiete hinauszufahren und dort an Waldrändern und Bachläufen abzuladen. Über Jahrhunderte entstanden so aus den früher eher kargen Sand- und Lettengründen die nährstoffreichen Kulturböden des Knoblauchslandes. Herboldshof ist seit unbekannter Zeit inmitten dieses Gebietes eine bäuerliche Ansiedlung.[6]
1504 wurde der Ort als „Herbolczhoff“ erstmals urkundlich erwähnt. Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Herbolt.[7]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Herboldshof 7 Anwesen. Das Hochgericht übte die Reichsstadt Nürnberg aus, was vom brandenburg-bayreuthischen Oberamt Baiersdorf bestritten wurde. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Landpflegamt Nürnberg. Grundherren waren die Nürnberger Eigenherren von Löffelholz (1 Halbhof, 4 Güter) und von Volckamer (2 Güter).[8]
Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Erlangen. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Herboldshof dem 1813 gebildeten Steuerdistrikt und der Ruralgemeinde Buch zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Herboldshof in die neu gebildete Ruralgemeinde Boxdorf umgemeindet. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden 5 Anwesen von 1825 bis 1835 dem Patrimonialgericht Gibitzenhof.[9]
Als den Ort in den 1840er Jahren der unmittelbar östlich verlaufende Ludwig-Donau-Main-Kanal erreichte, brachte dies einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Schleuse 82 wurde errichtet und die leichte Kavallerie bezog dort ein Übungslager.[10] In den 1950er Jahren wurde der Ludwigs-Kanal aufgegeben und in den 1960er Jahren zugeschüttet.
Ein weiteres sehr ereignisreiches Jahr mit weiterer wirtschaftlicher Belebung war 1972 mit der Bundesautobahn 73 auf der ehemaligen Trassenführung des alten Kanals und der Eingemeindung nach Fürth im Zuge der Gebietsreform in Bayern.
Herboldshof ist noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Die Feldwirtschaft ist teilweise zugunsten von Frühkulturen in riesigen Gewächshausanlagen gewichen (siehe Luftbild bei Weblinks). Als Wohngebiet ist die Gegend unattraktiv geblieben. Die Lage des Ortes zwischen der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg (S-Bahn), der A 73 (Frankenschnellweg) und direkt unterhalb der Einflugschneise des 1955 eröffneten Flughafens Nürnberg (Albrecht-Dürer-Airport) brachten eine hohe Lärmbelastung und Lichtverschmutzung mit sich.
Ehemalige Baudenkmäler
Bearbeiten- Haus Nr. 4: Erdgeschossiges Wohnstallhaus aus Sandsteinquadern. Traufseitig zur Straße. Dreigeschossiger Südgiebel bezeichnet „17 PZ 57“.[11]
- Haus Nr. 6: Erdgeschossiges Wohnstallhaus, massiv, Anlage noch dem 18. Jahrhundert, profilierte Fensterbänke. Die Inschrift des dreigeschossigen Straßengiebels ist verwittert. Der Hofgiebel besteht aus Fachwerk.[11]
- Haus Nr. 9: Erdgeschossiges Wohnstallhaus von 1800; massiv, Fenster und Türen teils verändert. Der Südgiebel ist mit „CE 1800“ bezeichnet, mit Bauernhauszeichen. Der Nordgiebel zum Hof besteht aus Fachwerk (K-Streben).[11]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 55 | 57 | 60 | 46 | 62 | 57 | 54 | 106 | 77 | 139 | 201 |
Häuser[12] | 9 | 9 | 11 | 11 | 11 | 12 | 15 | 44 | |||
Quelle | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [1] |
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Laurentius (Großgründlach) gepfarrt.[8][21] Die Katholiken sind nach Herz Jesu (Mannhof) gepfarrt.[23]
Verkehr
BearbeitenDie VGN vertaktet Herboldshof mit der Infra, Linie 174, wochentags 20-minütig mit dem Stadtkern. Samstags erfolgt der Verkehr halbstündlich, an Sonntagen nur stündlich. Freitags, samstags und vor Feiertagen fährt nachts der Nightliner N 17 stündlich den Ort an. In 300 Metern Entfernung südwestlich besteht am Bahnhof Vach eine Zustiegsmöglichkeit zur S1. (Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg)
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Herboldshof. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 594 (Digitalisat).
- Johann Kaspar Bundschuh: Herblitzhof. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 783 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 18). Deutscher Kunstverlag, München 1963, DNB 451450957, S. 109.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 126 (Digitalisat). Ebd. S. 227 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Herbolzhof. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 487 (Digitalisat).
- Wolfgang Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1963, DNB 455524629, S. 52.
Weblinks
Bearbeiten- Herboldshof. In: FürthWiki. Abgerufen am 21. Juli 2023.
- Herboldshof in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 22. November 2021.
- Herboldshof in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 26. September 2019.
- Herboldshof im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
- ↑ W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 52. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „heʳboldshūf“.
- ↑ Gemeinde Fürth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
- ↑ Landschaftsschutzgebiet Hempeläcker
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Herboldshof im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
- ↑ W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 52.
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 126.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 227.
- ↑ Chevauxlegers-Regiment Fürth-Herboldshof
- ↑ a b c A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth, S. 109. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als „Feuerstellen“, 1840 als „Häuser“ und 1871 bis 1987 als „Wohngebäude“ bezeichnet.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 39 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 87 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1027, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1191, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1123 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1191 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1227 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1060 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 779 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
- ↑ Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 21. Juli 2023.