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Vorlesungen über darstellende Geometrie. Herausgegeben von E. Salkowski. (German) JFM 55.0984.05

274 S. 481 Abb. Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft (Mathematik in Monographien und Lehrbüchern Bd. 3 A) (1929).
G. Hessenberg hinterließ Autographien seiner Vorlesungen über darstellende Geometrie, die bereits als Manuskript für eine Veröffentlichung gedacht waren. Nach seinem frühen Tode unterzog sich E. Salkowski dankenswerterweise der Mühe, die Vorlesungen auf Grund dieser Autographien im Druck herauszugeben. Er ließ sich dabei von dem Grundsatz leiten, den Geist des Ganzen zu wahren und den Reiz der Hessenbergschen Darstellung nicht anzutasten, so daß nunmehr Hessenbergs Stoffauswahl und -behandlung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich sind. Allerdings hatte der Herausgeber für das Umzeichnen der bloß in Handskizzen vorhandenen Figuren Hessenbergs und die Ergänzung der technischen Beispiele Sorge zu tragen.
Das Buch soll eine erste Einführung in den Gegenstand sein. Gerade dazu wird es kaum eine geeignetere Behandlungsart geben als die Hessenbergs. Von der einfachen Erfahrung ausgehend werden die an die Darstellungsmethoden zu stellenden Forderungen allgemein formuliert und von hier aus in logischer Entwicklung die für die Anwendungen brauchbarsten Methoden gewonnen. Dies die Hessenberg eigentümliche Art, die darstellende Geometrie zu lehren, die einer Hochschule völlig angemessen, doch auf schnellstem Weg zu Konstruktionen führt, welche den Bedürfnissen des praktischen Technikers am besten entsprechen. Dabei lernt der Schüler keineswegs bloß Zeichnungen anzufertigen und zu lesen, er erlebt vielmehr auch an dem Beispiel der darstellenden Geometrie das Wesen mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschung.
Die Vorlesungen beginnen mit einer Einleitung über die Praxis des geometrischen Zeichnens sowie die Aufgaben und Methoden der darstellenden Geometrie. Hierauf wird zunächst die anschauliche Axonometrie behandelt, wobei ausführlich auf die Affinität zweier Ebenen eingegangen wird und anläßlich der elliptischen Bewegung auch die Grundbegriffe der ebenen Kinematik zur Sprache kommen. Erst an zweiter Stelle wird die abstraktere Zwei-Bildermethode angeschlossen, bei welcher, von ihren allgemeinen Eigenschaften und der Lehre von den Kernpunkten ausgehend, zum praktisch wichtigsten Grund- und Aufrißverfahren übergeleitet wird. Sehr eingehend wird dann bei den Grundaufgaben über die Verwendung von Seitenrissen, über Lagen- und Maßbeziehungen verweilt, so daß kaum ein Sonderfall, der auf Schwierigkeiten beim praktischen Zeichnen führen könnte, außer acht bleibt. Als Anwendung und zur Übung dieses Stoffes werden technische Aufgaben (z. B. Heliostat, Sonnenuhr, Dachausmittlung, Böschungsaufgaben, Erdbauten) herangezogen. Es folgt die Lehre von den krummen Linien und Flächen im allgemeinen und insbesondere von den Kreisen, Zylindern, Kegeln, Drehflächen, Schraubenlinien und Schraubenflächen, die sich auf Darstellung, Schnitte, Durchdringungen, Abwicklungen und Schattenkonstruktionen erstreckt.
Wenn der knappe Rahmen des Werkes dem Verf. und dem Herausgeber Schranken auferlegte, wirkten sich diese vielleicht bei der Auswahl des Sachlichen, keineswegs aber des methodisch Wichtigen aus. Überdies geben, wenn ein Eingehen auf weiterführende Aufgaben unmöglich war, Literaturnachweise die Stellen an, an welchen günstige Lösungen dieser Aufgaben zu finden sind.
Die zahlreichen Figuren sind bei aller Ökonomie so sorgfältig, klar und anschaulich hergestellt, daß es eine Freude ist, sie zu lesen, und man hierzu vielfach des Textes kaum bedarf. Das auch vom Verlag gut ausgestattete Buch wird ohne Zweifel die große Verbreitung finden, die ihm zu wünschen ist.
Besprechungen: Südwestdeutsche Schulblätter 47 (1930), 170. V.; Nieuw Archief (2) 16, III (1930), 88-90.