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Über eine Klasse singulärer Integralgleichungen. (German) JFM 47.0369.02

Bekanntlich brauchen bei Integralgleichungen zweiter Art mit stark unendlichem Kerne die Sätze der Fredholmschen Auflösungstheorie nicht mehr zu gelten. Eine Integralgleichung dieses Typus \[ (1) \quad K(\varphi)\equiv a(s) \varphi(s) +\int_{-\pi}^{ +\pi} K(s,t) \varphi(t)dt =f(s), \text{ wo} \]
\[ K(s,t) = \frac{b(s)}{2\pi}\text{ctg} \frac{t-s}{2} +A(s,t) \] ist \(a, b, A\) hinreichend stetige und periodische Funktionen sind, und unter dem Integral stets der Cauchysche Hauptwert verstanden ist, wird hier ausfürlich untersucht. Nach dem Vorgang von Hilbert (Verhandl. d. 3. Math. Kongr. Heidelberg, F. d. M. 36, 438 (JFM 36.0438.*); 1905) wird sie durch Zusammensetzung mit der zu einem analog gebauten Kern \[ K^*(s, t) =- \frac{b(s)}{2\pi}\text{ctg} \frac{t-s}{2} +A^* (s,t) \] gehörigen Integraloperation \(K^*(\varphi)\) zurückgeführt auf eine Integraleichung \[ K^*(K(\varphi)) =\equiv (a(s)^2 +b(s)^2)\varphi(s) +\int_{- \pi}^{ +\pi} L(s,t)\varphi(t)dt =K^*(f), \] deren Kern \(L(s, t)\) sich als quadratisch integrabel erweist, und für die daher die Fredholmschen Sätze gelten. Die vollständige Diskussion der Beziehung dieser Gleichungen ergibt: 1. notwendig und hinreichend für die Lösbarkeit von (1) ist, daß\(f (s)\) orthogonal zu sämtlichen Lösungen der zum transponierten Kerne \(K(t, s)\) gehörigen homogenen Gleichung \(\overline K(\varphi) = 0\) ist. 2. Die Differenz der Anzahlen der linear unabhängigen Lösungen von \(K(\varphi) = 0\) und \(\overline K(\varphi) = 0\) ist allein von den Funktionen \(a(s), b(s)\) abhängig, und zwar gleich \[ \frac {1}{i\pi} \int_{-\pi}^{ +\pi}d[\log (a(s)-ib(s))]. \]
Die Sätze werden auch auf gewisse sprunghaft unstetige Funktionen ausgedehnt und die Anwendung auf die Bestimmung einer der Randbedingung \[ -a(s)\frac {\partial u}{\partial n} +b(s) \frac {\partial u}{\partial s} =\pi f(s) \] genügenden Potentialfunktion \(u(x, y)\) skizziert. (IV 13.)

Citations:

JFM 36.0438.*

References:

[1] H. Poincaré, Leçons de mécanique céleste,3 (1910), S. 251f.; auch: 6 Vorträge (Math. Vorl. a. d. Univ. Göttingen, IV) 2. Vortrag (Leipzig, 1910).
[2] D. Hilbert, Über eine Anwendung der Integralgleichungen auf ein Problem der Funktionentheorie; Verh. d. III. international. Math. Kongresses, Heidelberg, 1904. Derselbe, Grundlagen einer allgemeinen Theorie der linearen Integralgleichungen, 3. Mitteilung (Göttinger Nachrichten, 1905); auch gesammelt herausgegeben (Leipzig, 1912, im folgenden zitiert mit Kapitelzahlen) Kap. X.
[3] F. Noether, Bemerkung über die Lösungszahl zueinander adjungierter Randwertaufgaben bei linearen Differentialgleichungen; Sitzungsber. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. Math. Nat. Klasse, 1920, 1. Abhandlung. Siehe auch § 5 vorliegender Arbeit, der im wesentlichen unabhängig vom Vorangehenden gelesen werden kann. · JFM 47.0418.04
[4] Vgl. eine Bemerkung bei O. Töplitz, Über die Auflösung unendlich vieler linearer Gleichungen mit unendlich vielen Unbekannten. Rend. Circ. mat. di Palermo,28, (1909), S. 90. Für den Fall von Gleichungen mit unendlich vielen Unbekannten siehe dieselbe Arbeit und die dert angegebene Literatur.
[5] D. h. das Doppelintegral ??A 2 (s t) ds dt soll existieren.
[6] 2. Mitteilung (1904), S. 253, bzw. Kap. IX, S. 75. Das gleiche Resultat läßt sich nach Poincaré (l. c.) H. Poincaré, Leçons de mécanique céleste,3 (1910), S. 251 f. auch direkt durch komplexe Integration und Residuenbildung nachweisen.
[7] Z. B. Horn, Einführung in die Theorie der partiellen Differentialgleichungen, Leipzig 1910, S. 310.
[8] Vgl. J. Gram, Journal f. reine und angewandte Mathematik,94 (1893), S. 44; E. Schmidt, Mathematische Annalen,63 (1907), S. 442.
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