Robert Wiene

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Robert Wiene (* 27. April 1873 in Breslau; † 15. Juli 1938 in Paris) war ein ungarisch-tschechoslowakischer[1] Filmregisseur und Drehbuchautor. Berühmt wurde insbesondere sein expressionistischer Stummfilm Das Cabinet des Dr. Caligari, der als Meilenstein der Filmgeschichte gilt.

Robert Wiene ca. 1930.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiene war der Sohn von Pauline Loevy und des nachmaligen Königlich Sächsischen Hofschauspielers Karl Wiene (1848–1913). Sein jüngerer Bruder Conrad Wiene wurde ebenfalls Theaterschauspieler und Filmregisseur. Nach einem ab 1894 überwiegend in Wien absolvierten Jurastudium übernahm Robert Wiene 1908 und 1909 nacheinander die Leitung zweier kleiner Bühnen, um sich dann, zunächst als Drehbuchautor, dem neuen Medium Film zuzuwenden. Er war von Anfang an Vorstandsmitglied des 1922 gegründeten Filmbundes, einer Interessenvertretung der österreichischen Filmschaffenden.

Bekannt ist Robert Wiene vor allem als Regisseur des expressionistischen Klassikers Das Cabinet des Dr. Caligari (1919), wobei sein spezifischer Anteil an dem Film bis heute umstritten ist. Er drehte danach mit expressionistischem Dekor Genuine (1920) und vor allem die bemerkenswerte Dostojewski-Adaption Raskolnikow (1923). Nach Orlac’s Hände (1924) mit Conrad Veidt, dem letzten Film des Caligarismus, schuf er nur noch eher zweitklassige Filme. Neben zahlreichen leichten Unterhaltungsfilmen steht sein Name auch für eine Verfilmung der Richard-Strauss-Oper Der Rosenkavalier (1926) in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und dem Librettisten Hugo von Hofmannsthal.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste Robert Wiene im Jahre 1934 emigrieren und landete nach Zwischenstationen in Budapest und London in Paris. Der Versuch, den Caligari-Stoff zusammen mit Jean Cocteau als Tonfilm neu zu produzieren, scheiterte. Robert Wiene starb gegen Ende der Dreharbeiten zu dem Zeitdrama Ultimatum am 15. Juli 1938 in Paris.[2]

Nur ca. 20 Filme von über 90, an denen Robert Wiene mitgearbeitet hat, existieren heute noch:[3]

  • Das Cabinet des Dr. Caligari. Drehbuch von Carl Mayer und Hans Janowitz zu Robert Wienes Film von 1919/20. Mit einem einführenden Essay von Siegbert S. Prawer und Materialien zum Film von Uli Jung und Walter Schatzberg. edition text + kritik, München 1995 (FILMtext – Drehbücher klassischer deutscher Filme, hg. v. Helga Belach und Hans-Michael Bock), 158 S. ISBN 3-88377-484-7.
  • Uli Jung, Hans-Michael Bock: Robert Wiene – Regisseur, Autor, Produzent. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lieferung 55, 2015.
  • Uli Jung, Walter Schatzberg: Robert Wiene. Der Caligari-Regisseur. Henschel, Berlin 1995, ISBN 3-89487-233-0.
  • Izabela Taraszczuk: Der Expressionismus im deutschen Film: Robert Wienes “Das Cabinet des Dr. Caligari” – Vision eines totalitären Staates oder Halluzinationen eines Geisteskranken?. In: Augustyn Mańczyk, Paweł Zimniak (Hrsg.): Germanistyka. Band 15, Studia i materiały L. Zielona Góra: Wydawnictwo Wyższej Szkoły Pedagogicznej 2000, S. 211–216, ISBN 83-7268-015-9.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 374 ff.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 535 ff.
  • Wiene, Robert. In: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. K. G. Saur Verlag, München 1983, S. 1244.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Meldezettel von Robert Wiene. In: Wiener Stadt- und Landesarchiv. Abgerufen am 26. Juni 2023.
  2. Archives de Paris, Sterberegister 16. Arrondissement, Nr. 1396/1938 (online)
  3. Uli Jung, Walter Schatzberg: Beyond Caligari – The Films of Robert Wiene. Berghahn Books, S. vi.