Reinhard Hauff

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Reinhard Hauff (* 23. Mai 1939 in Marburg) ist ein deutscher Filmregisseur und Drehbuchautor.

Stern, signiert

Reinhard Hauff – Sohn eines Regierungsdirektors und jüngerer Bruder des Fernsehregisseurs und Produzenten Eberhard Hauff – studierte nach dem Abitur zunächst Germanistik, Theaterwissenschaft und Soziologie. Er brach das Studium ab, um Redaktions- und Regieassistent beim Fernsehen zu werden. Die Zusammenarbeit mit Michael Pfleghar und Rolf von Sydow führte zunächst zu einer Spezialisierung auf die Unterhaltungsbranche.

1968 wandte sich Hauff dem Dokumentarfilmen zu. Im Jahr darauf entstand nach einem Drehbuch von Peter Glotz und Volker Koch sein erster Spielfilm, Die Revolte. Der Plot handelt von einem Versicherungsangestellten, der eines Tages den Job hinwirft, sich dem Studentenprotest anschließt und dann auf die abschüssige Bahn gerät. Der Hauptdarsteller Hans Brenner spielte im Jahr darauf auch die Titelfigur in Mathias Kneißl, einem Kinofilm über den gleichnamigen bayerischen Räuber der Jahrhundertwende. Neben Volksschauspielern wie Gustl Bayrhammer und Ruth Drexel hatten auch die Regisseurskollegen Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff und Franz Peter Wirth Darstellerrollen. Hauff spielte wiederum in Filmen von bekannten Kollegen wie Fassbinder, Schlöndorff, Werner Herzog, Peter Lilienthal, Norbert Kückelmann oder Herbert Achternbusch mit.

1973 gründete Hauff gemeinsam mit Schlöndorff die Filmproduktionsfirma Bioskop. Damit schuf man sich politische und künstlerische Unabhängigkeit und konnte wichtige Filme des deutschen Autorenkinos der 1970er Jahre realisieren.

Die größten Erfolge von Reinhard Hauff als Regisseur waren Stammheim, ein Film über den Prozess gegen die RAF-Terroristen im Gefängnis Stammheim 1986, und die Verfilmung des Berlin-Musicals des Grips-Theaters Linie 1 1988. Auf der Berlinale 1986 sorgte Stammheim für einen Skandal, da die Jury-Präsidentin Gina Lollobrigida die demokratische Entscheidung der Jury ablehnte, die Schweigepflicht während der Preisverleihung brach und offen ihre Ablehnung des Films kundtat.

Reinhard Hauff war von 1993 bis 2005 Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Er gehörte 2003 zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie. 2017 ehrte ihn das Filmfest München als „vielleicht unbekanntesten bekannten deutschen Regisseur[1] mit einer Retrospektive von 13 Filmen.[2]

  • 1963: Karmon Israeli Dancers – Lieder und Tänze aus Israel (Fernsehfilm)
  • 1964: Melankomische Geschichten (Fernsehfilm)
  • 1965: Buona Sera in Las Vegas (Fernsehfilm)
  • 1967: Die Ray-Anthony-Show (Fernsehshow)
  • 1967: Die Ofarims (Fernsehfilm)
  • 1967: Show Real (Fernsehserie)
  • 1968: Wirb oder stirb (Fernsehfilm)
  • 1967–1968: Guten Abend… (Fernsehserie, 5 Folgen)
  • 1968: Cinderella Rockefella (Fernsehfilm)
  • 1968: The Vibrations (Fernsehfilm)
  • 1969: Untermann – Obermann (Fernsehkurzdokumentation)
  • 1969: Wilson-Pickett-Show (Fernsehshow)
  • 1969: Die Revolte (Fernsehfilm)
  • 1970: Oltenia (Fernsehkurzfilm)
  • 1970: Janis Joplin (Fernsehdokumentation)
  • 1970: Ausweglos. Aussagen über einen Lebenslauf (Dokumentation)
  • 1971: Mathias Kneißl
  • 1971: Offener Hass gegen Unbekannt – Aus der Erklärung des Strafgefangenen H.S. (Fernsehfilm)
  • 1973: Haus am Meer (Fernsehfilm)
  • 1973: Desaster (Fernsehfilm)
  • 1974: Die Verrohung des Franz Blum
  • 1974: Zündschnüre (Fernsehfilm)
  • 1976: Paule Pauländer
  • 1977: Der Hauptdarsteller
  • 1978: Messer im Kopf
  • 1980: Endstation Freiheit
  • 1982: Der Mann auf der Mauer
  • 1984: Zehn Tage in Calcutta (Dokumentation)
  • 1986: Stammheim
  • 1988: Linie 1
  • 1989: Blauäugig
  • 1990: Mit den Clowns kamen die Tränen (Fernseh-Miniserie)
  • 1964: Melankomische Geschichten (Fernsehfilm)
  • 1967: Die Ofarims (Fernsehfilm)
  • 1967: Show Real (Fernsehserie)
  • 1968: Wirb oder stirb (Fernsehfilm)
  • 1968: Cinderella Rockefella (Fernsehfilm)
  • 1969: Untermann – Obermann (Fernsehkurzdokumentation)
  • 1969: Die Revolte (Fernsehfilm)
  • 1970: Ausweglos. Aussagen über einen Lebenslauf (Dokumentation)
  • 1971: Mathias Kneißl
  • 1971: Offener Hass gegen Unbekannt – Aus der Erklärung des Strafgefangenen H.S. (Fernsehfilm)
  • 1973: Haus am Meer (Fernsehfilm)
  • 1973: Desaster (Fernsehfilm)
  • 1977: Der Hauptdarsteller
  • 1984: Zehn Tage in Calcutta (Dokumentation)
  • 1988: Linie 1
  • 1989: Blauäugig
  • Rolf Aurich, Hans-Helmut Prinzler: Reinhard Hauff – Vermessung der Wirklichkeit, edition text + kritik, 2021, ISBN 978-3-96707-413-0
  • Gerke Dunkhase: Reinhard Hauff – Regisseur. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 11, 1988.
  • Klaus Eder: Reinhard Hauff – Skeptiker oder Optimist. Texte und Materialien zu acht Filmen (deutsch/englisch), Goethe-Institut München, 1992
  • Timo Grampes: Fiktive Antworten auf reale Fragen: Die RAF im Film am Beispiel von „Stammheim“ und „Der Baader-Meinhof-Komplex“, Grin Verlag, 2010, ISBN 978-3-640-78859-0
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 575 f.

Einzelnachweise

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  1. Pressemitteilung: Hommage Reinhard Hauff: Stets Neues entdecken. Filmfest München, 8. Mai 2017, abgerufen am 16. Februar 2021.
  2. Rainer Gansera: Ganz nah dran. Süddeutsche Zeitung, 25. Juni 2017, abgerufen am 16. Februar 2021.