Galeriebild

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Das Gemälde Willem van Haechts von 1621 zeigt eine Gemäldegalerie, die von sieben Personen besucht wird. Neben Gemälden in Petersburger Hängung stehen weitere an Stühle und Tische gelehnt, hinzu kommen eine Reihe von Skulpturen. Auf dem Boden steht eine Stange mit exotischen Vögeln, ein angeleinter Affe spielt mit einem Hund.
Willem van Haecht: Im Salon der Erzherzogin Isabella von Österreich (1621)

Ein Galeriebild, auch Kunstkammerbild, ist eine künstlerische Darstellung eines Kunstmuseums oder einer Privatsammlung. Galeriebilder wurden häufig zu Repräsentationszwecken des Sammlers in Auftrag gegeben. Galeriebilder sind aus mehreren Gründen kunsthistorisch bedeutsam: Einerseits als Quelle zu historischen Kunstsammlungen, aber vor allem auch, weil auf ihnen teils heute verlorene Kunstwerke zu sehen sind, ein Beispiel dafür ist Jan van Eycks Frau bei der Toilette. Das Galeriebild ist mithin eine besondere Form des Bilds im Bild.

Erste Bilder, in denen Kunstkabinette, oft unter Einbeziehung allegorischer Figuren, wie zum Beispiel Darstellungen der Pictura, gezeigt werden, entstanden in Antwerpen zur Blütezeit der flämischen Malerei. Reiche Mäzene und Kunstsammler gaben derartige Bilder in Auftrag, um ihren Kunstsinn und den Rang ihrer Sammlung in günstiges Licht zu stellen. Ein weiteres Motiv ist – im Rahmen der in der Zeit virulenten Paragone-Debatte über die Rangordnung der bildenden Künste – die Demonstration der intellektuellen Fähigkeiten und der technischen Fertigkeiten eines Künstlers.[1]

Schon in den ersten Galeriebildern sind folgende Aspekte maßgeblich: Trotz identifizierbarer Personen werden teilweise fiktive Sammlungen vorgeführt. Alle Bildgattungen sind vertreten, wobei Genremalerei nur in Ausnahmen präsentiert wird. Bevorzugt wurden Darstellungen biblischer Themen, Historiengemälde und mythologische Themen. Neben den Bildern an der Wand – meist in Salonhängung – werden auch einzelne Gemälde gezeigt, die auf dem Fußboden stehen, sowie das typische Inventar fürstlicher oder bürgerlicher Kunst- und Raritätenkabinette: Statuetten, Blumenvasen, Folianten, Antiquitäten, Muscheln und Münzen, auch Staffeleien und Malgerät sowie neben den Sammlern selbst gelegentlich Staffagepersonal als Besucher und Bewunderer der Sammlung.

Im 18. Jahrhundert fand dieser Bildtypus, immer unter Beibehalt der ursprünglichen Motivation, in der europäischen Malerei eine weite Verbreitung. Im 19. Jahrhundert finden sich dann Beispiele, die mehr das soziale Ereignis des Museumsbesuchs in den Vordergrund rücken.

Eine moderne Variante des Galeriebildes sind die Fotografien Candida Höfers der Lesesäle von Bibliotheken oder der Ausstellungsräume von Museen, auf denen auch die dort ausgestellten Kunstwerke zu sehen sind.

  • John Anthony Nicholls: Das Galeriebild im 18. Jahrhundert und Johann Zoffanys Tribuna. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität, Bonn 2006 (Digitalisat).
  • Karl Schütz: Das Galeriebild als Spiegel des Antwerpener Sammlertums. In: Ekkehard Mai, Hans Vlieghe (Hrsg.): Von Bruegel bis Rubens. Das goldene Jahrhundert der flämischen Malerei. Ausstellungskatalog Köln und Antwerpen 1992, ISBN 9783980180115, S. 161–170.
  • Ariane van Suchtelen, Ben van Beneden: Kamers vol kunst in 17de-eeuws Antwerpen. De rijkdom van de Antwerpse verzamelcultuur. Nl Waanders, 2009, ISBN 978-90-4008639-7.
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Einzelnachweise

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  1. John Anthony Nicholls: Das Galeriebild im 18. Jahrhundert und Johann Zoffanys Tribuna. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität, Bonn 2006 (Digitalisat).