Antiquarium (München)
Das Antiquarium wurde ab 1568 zur Aufnahme der herzoglichen Antikensammlung im Erdgeschoss und Bibliothek im Obergeschoss als Erweiterung der Münchner Residenz errichtet und das Erdgeschoss wenig später zu einem Festsaal umgestaltet. Es stellt einen der bedeutendsten erhaltenen Sammlungsbauten der Renaissance dar.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erdgeschosssaal des Antiquariums gilt mit 69 Metern Länge als der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen. Das durchlaufende Tonnengewölbe wird von den Stichkappen der 17 Fensterpaare ausgehöhlt und so transparent.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Residenz in der Münchner Innenstadt war als Stadtschloss Sitz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige. Herzog Albrecht V. ließ dort zwischen 1568 und 1571 auf der Grundlage von Ideen des aus Mantua stammenden Jacopo Strada einen freistehenden, zweigeschossigen Bau für seine umfangreiche Skulpturensammlung (im Erdgeschoss) und Bibliothek (im Obergeschoss) errichten. 1580 bis 1584 wurde Friedrich Sustris mit der Umgestaltung des Erdgeschosssaals des Antiquariums zu einem Fest- und Bankettsaal beauftragt und die heute noch erhaltene Ausmalung begonnen. Die Umgestaltung wurde im Jahr 1600 mit der Neugestaltung der Kopfwände (Jahreszahl) und der Tieferlegung des Fußbodens abgeschlossen. Auch die reiche Ausmalung durch Künstler wie Hans Donauer den Älteren, Alessandro Scalzi, genannt Padovano, Peter Candid und Antonio Maria Viviani mit 102 Ansichten altbairischer Städte wurde erst um 1600 vollendet.
Kriegszerstörung und Wiederherstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gewölbe durch eine Sprengbombe in der Mitte zum Einsturz gebracht. Noch schwerwiegender war die in den Folgejahren eindringende Feuchtigkeit, die die Deckenmalerei stark zerstörte. Nachdem die Gewölbelücke geschlossen und wieder Dächer auf dem Gebäudetrakt errichtet worden waren, wurde das Antiquarium unter Leitung von Otto Meitinger wieder aufgebaut. Der Saal wird wieder für Empfänge der bayerischen Staatsregierung und für Konzerte genutzt. Er ist Teil des Residenzmuseums.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Entwurfszeichnungen für das Antiquarium der Münchner Residenz. o. O. [München] 1568 (Digitalisat ; siehe auch: Marianne Reuter: Beschreibung der Handschrift Cod.icon. 198 c, in: BSB-CodIcon Online).
- Ellen Weski, Heike Frosien-Leinz: Das Antiquarium der Münchner Residenz. Katalog der Skulpturen. 2 Bände. München, Hirmer 1987, ISBN 3-7774-3490-6.[1]
- Dorothea und Peter Diemer: Das Antiquarium Herzog Albrechts V. von Bayern. Schicksale einer fürstlichen Antikensammlung der Spätrenaissance. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 58, 1995, S. 55–104 (grundlegende Untersuchung zur Sammlungsgeschichte).
- Sabine Heym: Das Antiquarium der Residenz München. München, Bayerische Schlösserverwaltung, 2007. ISBN 978-3-932982-84-2.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rezension: Hilda Lietzmann, Kunstchronik 41, 1988, S. 610–625.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Residenzmuseum: Antiquarium, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
- Antiquarium. In: archINFORM.
Koordinaten: 48° 8′ 26,3″ N, 11° 34′ 44,2″ O