Wilhelm Bernatzik

österreichischer Maler

Wilhelm Bernatzik (* 18. Mai 1853 in Mistelbach, Niederösterreich; † 26. November 1906 in Hinterbrühl bei Mödling, Niederösterreich) war ein österreichischer Maler.

Wilhelm Bernatzik
 
Vision des heiligen Bernhard, 1882, Belvedere, Wien
 
Winter, 1886/1888, Belvedere, Wien – Das Bild zeigt die Kirchenstiege von Bernatziks Geburtsstadt Mistelbach.[1]
 
Weiher, um 1900, Belvedere, Wien
 
Eingang zum Paradies, 1906, Museum Wiesbaden

Bernatzik studierte zunächst Rechtswissenschaften, ehe er von 1873 bis 1875 die Spezialschule für Landschaftsmalerei an der Wiener Akademie bei Eduard Peithner von Lichtenfels besuchte. Weitere Schüler von Lichtenfels waren unter anderem Ferdinand Andri, Heinrich Tomec, Hans Wilt und Maximilian Suppantschitsch. 1875 erhielt er die Goldene Fügermedaille. Von 1875 bis 1878 hielt er sich in Düsseldorf auf, wo er von 1877 bis 1880 dem Künstlerverein Malkasten angehörte.[2] Schließlich beendete er seine Ausbildung bei Léon Bonnat in Paris, wo er den Impressionismus und die Freilichtmalerei kennenlernte.

Ab 1880 war Bernatzik Mitglied des Wiener Künstlerhauses. 1897 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Wiener Secession, deren Obmann er 1902 wurde. Nachdem er sich 1903 besondere Verdienste in der Organisation der XVI. Ausstellung (Entwicklung des Impressionismus in Malerei und Plastik) – gemeinsam mit Julius Meier-Graefe – erworben hatte, verließ er die Secession wegen interner Zwistigkeiten gemeinsam mit der Gruppe um Gustav Klimt 1905. Bernatzik gehörte auch zu den frühen Mitgliedern des Deutschen Künstlerbundes.[3][4]

Wilhelm Bernatzik wurde auf dem Friedhof in Hinterbrühl bestattet.

Kunstgeschichtliche Bedeutung

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Wilhelm Bernatzik war vor allem Landschaftsmaler, wobei er Motive aus Wien und Niederösterreich, u. a. bei Lundenburg, im Steinfeld und in der Wachau, in Pleinair-Malerei bevorzugte. Er schuf auch Genreszenen, wie Prozessionen in Landschaft und symbolistische Bilder. Das Stift Heiligenkreuz und verwandte zisterziensische Thematik erscheinen in nicht wenigen Werken, da das Kloster wenige Kilometer von seinem Hinterbrühler Wohnsitz entfernt ist. Bernatzik gehört zu den Vertretern der Wiener Modern um 1900 und wurde vom Galeristen Hugo Othmar Miethke vertreten. Die Ausstellung seines Werkes bzw. Nachlasses bei Miethke, 1906, war auch kommerziell ein Erfolg.[5]

Werke (Auswahl)

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  • Flurumgang bei Dürnstein (St. Pölten, Museum Niederösterreich, Inv. Nr. KS-1836), 1881, Öl auf Leinwand, 73,2×129 cm
  • Vision des hl. Bernhard (Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv. Nr. 2705), 1882, Öl auf Leinwand, 105×201 cm
  • Die Heilsboten – Versehgang (St. Pölten, Museum Niederösterreich, Inv. Nr. KS-6627), 1887, Öl auf Leinwand, 91,5×186 cm
  • Winter (Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv. Nr. 797), 1888, Öl auf Leinwand, 96×78 cm
  • Weiher (Wien, Österreichische Galerie Belvedere, Inv. Nr. 6557), um 1900, Öl auf Leinwand, 100×71 cm

Ausstellungen (Auswahl)

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  • Jubilaumsausstellung der Kgl. Akademie der Künste im Landesausstellungsgebäude zu Berlin, 1888: Wilhelm Bernatzik in Wien: Nr. 90. „Ein Cyclus“.
  • I. Kunst-Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs. Katalog: Verlag von Gerlach & Schenk, Wien 1898[6]
  • 16. Secessionsausstellung vom 17. Januar – 1. März 1903[7]
  • N. N.: [Nekrolog]. In: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst 15 (1907), S. 199.

Literatur

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  • Katalog zur 14. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. O. O. o. J., S. 115.
  • Wilhelm Bernatzik. In: Blätter für Gemäldekunde 3 (1906/07), S. 158 f.
  • Ludwig Hevesi [Gestorben]. In: Kunstchronik. Neue Folge, 18. Jahrgang. E. A. Seemann 1907, S. 114 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Band 2. Gerlach & Wiedling, Wien 1906.
  • Wilhelm Bernatzik. Ausstellung der Hauptwerke und des künstlerischen Nachlasses; 17. Februar 1907. Galerie Miethke, Wien 1907.
  • Max Bandler: Bernatzik, Wilhelm. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 3: Bassano–Bickham. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1909, S. 450 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg (= Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes. Band 1). F. Berger, Wien 1941, S. 174.
  • Rudolf Schmidt: Das Wiener Künstlerhaus. Eine Chronik 1861–1951. Gesellschaft Bildender Künstler Wiens, Wien 1951, S. 75, 100 f., 104.
  • Bernatzik, Wilhelm. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 76.
  • Robert Waissenberger: Die Wiener Secession. In: Jugend & Volk, Wien [u. a.] 1971, S. 254.
  • Heinrich Fuchs: Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts. Band 1: A–F. Selbstverlag, Wien 1972.
  • Günter Meißner: Bernatzik, Wilhelm. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 11, Saur, München u. a. 1995, ISBN 3-598-22751-5, S. 563 f.
  • Hans Paffrath / Kunstmuseum Düsseldorf (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule. Bd. 1, F. Bruckmann, München 1997, ISBN 3-7654-3009-9, Anhang, S. 439.
  • Andreas Narzt: Der Briefwechsel Paul Durand-Ruels mit Wilhelm Bernatzik und Paul Cassirer. In: Wien – Paris. Van Gogh, Cézanne und Österreichs Moderne 1880–1960. Brandstätter, Wien 2007, ISBN 978-3-85033-107-4, S. 214–231.
  • Agnes Husslein-Arco (Hrsg.): Dekadenz. Positionen des Österreichischen Symbolismus. Ausstellungskatalog. Wien 2013.
  • Ralph Gleis (Hrsg.): Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann. Ausstellungskatalog. Hirmer, München 2023.
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Commons: Wilhelm Bernatzik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Kulturnachrichten aus dem Weinviertel. Heft 2, 2015.
  2. Bettina Baumgärtel, Sabine Schroyen, Lydia Immerheiser, Sabine Teichgröb: Verzeichnis der ausländischen Künstler und Künstlerinnen. Nationalität, Aufenthalt und Studium in Düsseldorf. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 1, S. 426.
  3. Deutscher Künstlerbund e.V. – Members since 1903 (service-blocks.xyz › page).
  4. kuenstlerbund.de: Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes seit der Gründung 1903 / Bernatzik, Wilhelm (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 1. August 2015).
  5. Kunstchronik, Neue Folge, 18. Jahrgang. E. A. Seemann 1907, S. 248: „Die Galerie Miethke hat zurzeit eine Gedächtnisausstellung von Werken Wilhelm Bernatziks veranstaltet, die den Lebensgang des Künstlers umfassend veranschaulicht. Bernatziks Wertschätzung ist augenscheinlich stark im Steigen begriffen, denn ein großer Teil der bei Miethke ausgestellten Werke wurde gleich in den ersten Tagen verkauft.“
  6. Arbeitsausschuss der Vereinigung bildender Künstler Oesterreichs : Gustav Klimt, Präsident; Carl Moll, Vice-Präsident; Rudolf Bacher; Wilhelm Bernatzik; Adolf Böhm.
  7. Sigrid Diewald, Bettina Schweighofer: Betrachtungen zur Ausstellungssituation in Wien um 1900. Zur Vermittlung avantgardistischer Strömungen in der bildenden Kunst. In: Newsletter MODERNE 5 (2002) Heft 1: „[...] ein neuerlicher Höhepunkt war die 16. Secessionsausstellung vom 17. Januar – 1. März 1903, die durch Reisen des Präsidenten Wilhelm Bernatzik nach Amsterdam, Den Haag, Brüssel und Paris vorbereitet worden war.“