Tutow ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Bis Ende Dezember 2003 war die Gemeinde Sitz des Amtes Tutow und ist seitdem Teil des Amtes Jarmen-Tutow. Der Ort verdankt seine Existenz dem in den 1930er Jahren entstandenen Flugplatz Tutow.

Wappen Deutschlandkarte
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Tutow
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Tutow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 55′ N, 13° 15′ OKoordinaten: 53° 55′ N, 13° 15′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Amt: Jarmen-Tutow
Höhe: 8 m ü. NHN
Fläche: 6,05 km2
Einwohner: 995 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 164 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17129
Vorwahl: 039999
Kfz-Kennzeichen: VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 134
Adresse der Amtsverwaltung: Dr.-Georg-Kohnert-Str. 5
17126 Jarmen
Website: www.jarmen.de
Bürgermeister: Henry Fennert
Lage der Gemeinde Tutow im Landkreis Vorpommern-Greifswald
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Karte

Geografie und Verkehr

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Tutow liegt etwa acht Kilometer westlich von Jarmen und etwa 16 Kilometer östlich von Demmin im pommerschen Landesteil. An der Gemeindegrenze in Richtung Peene fließt der Kuckucksgraben. Das kleine Gemeindegebiet ist durch den Tutower Flugplatz geprägt. An diesem angrenzend liegt der künstlich angelegte Casinosee. Vereinzelt existieren kleine Waldflächen. Die Bundesstraße 110 verläuft an der südöstlichen Gemeindegrenze. Der Ort ist über den Anschluss Jarmen der Autobahn 20 zu erreichen.

Geschichte

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Die Gegend um den Ort war schon in der Steinzeit besiedelt, davon zeugt ein Großsteingrab bei Marienfelde. Südlich der B 110 befindet sich ein altslawischer Burgwall mit einer Fläche von etwa zwei Hektar, die „Alte Stadt“. Westlich davon befindet sich ein jungslawischer Burgwall, die „Alte Schanze“, meist „Wallberg“ genannt. Dieser liegt in einem unzugänglichen Sumpfgebiet, der „Quebbe“, die durch den Kuckucksgraben gespeist wird. Wohl im 13. Jahrhundert ist die jüngere Befestigung zerstört worden. In derselben Zeit entstanden in der Nähe die Orte Kruckow und Tutow (heute: Tutow-Dorf).

Der jetzige Ort Tutow selbst entstand erst in den 1930er Jahren als Siedlung beim Bau des Flugplatzes. Das ehemalige Kruckower Vorwerk Wittenwerder wurde 1933 beim Bau des Flugplatzes Tutow abgerissen. Am 1. Oktober 1938 erhielt der Ort die offizielle Bezeichnung Tutow/Flughafen. Vor und während des Zweiten Weltkrieges war hier eine Jagdfliegerstaffel stationiert. Hier befand sich auch eine der größten Kampffliegerschulen des Deutschen Reiches. In einer Zweigstelle der Arado-Werke wurden in Tutow die Fw 190 endmontiert.

Nach dem Krieg wurden die Flugplatzgebäude von der Sowjetarmee größtenteils abgerissen, der Flugplatz jedoch von der NVA und Sowjetarmee genutzt. Die NVA hatte Fallschirmjäger in Tutow stationiert. Ab 1985 wurde das Flugplatzgelände von der Sowjetarmee allein genutzt. 1986 erfolgte der Bau von Wohnungen, einer Schule und weiterer Sozial- und Funktionsgebäude, bevor ein Schlachtfliegerregiment aus dem Raum Cottbus hier stationiert wurde.[2] Im Jahr 1994 verließen die letzten Soldaten der GSSD die Garnison. Daraufhin übernahm die Gemeinde das vormals militärisch genutzte Plattenbauviertel von der Treuhand und bot die Wohnungen günstig an. So stieg die Bevölkerungszahl von knapp 1.300 Einwohnern im Jahr 1993 auf rund 2.250 im Jahr 1994. Seitdem nimmt die Bevölkerung aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit (bis zu 70 %) kontinuierlich ab. Zum Teil wurden die dadurch leerstehenden Plattenbauten des vormals militärisch genutzten Areals mit Finanzmitteln von Bund und Ländern zurückgebaut.

In einem nicht vollendeten Mehrzweckgebäude direkt an der B 110, das als Hotel mit Café und Kino geplant war, wurde 1946 eine Konservenfabrik eingerichtet. Diese wurde 1952 enteignet und trug ab 1974 den Namen „VEB Nordfrucht“. Neben Obst- und Gemüsekonserven wurde hier auch Speisesenf produziert. Der vor der Verstaatlichung in Loitz produzierte Senf wurde als „Tutower Senf“ überregional bekannt. Nach der Wende wurde die Konservenfabrik privatisiert und wechselte mehrfach den Besitzer. Schließlich wurde die Produktion nach Stavenhagen verlagert und die Fabrik geschlossen. Der Senf wurde weiterhin unter der Marke „Tutower Senf“ angeboten,[3] bis die Produktion im Jahre 2020 eingestellt wurde. Seit 2021 wird in der Inselmühle in Usedom nach dem Originalrezept unter der Marke „Pommernsenf. Tutower Original“ produziert.[4]

In die ehemalige Konservenfabrik zog 2010 das DDR-Museum Tutow ein, das zuvor am Rande des Flugplatzes ansässig war.

Ausgewiesene Gewerbeflächen wurden aufgrund mangelnder Nachfrage wieder aus dem Entwicklungsplan genommen. Der örtliche Discounter schloss im Januar 2006, Sparkassenfiliale und Fleischereien sind seit mehreren Jahren geschlossen. Im Schuljahr 2005/2006 wurde die Tutower Haupt- und Realschule zu einer Zweigstelle der Jarmener Schule, um so den Standort zu bewahren.

Perspektivlosigkeit war mehrfach ein Thema, wenn Tutow in überregionalen Medien behandelt wurde.[5][6][7]

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr Einwohner
1990 1390
1991 1338
1992 1316
1993 1291
1994 2249
1995 2234
Jahr Einwohner
1996 2268
1997 2119
1998 2029
1999 1977
2000 1857
2001 1736
Jahr Einwohner
2002 1645
2003 1601
2004 1550
2005 1472
2006 1372
2007 1299
Jahr Einwohner
2008 1241
2009 1229
2010 1233
2011 1205
2012 1226
2013 1207
Jahr Einwohner
2014 1175

Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern[8]

Gemeindevertretung und Bürgermeister

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Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus 11 Mitgliedern. Die Wahl zum Gemeinderat am 26. Mai 2019 hatte folgende Ergebnisse[9]:

Partei/Bewerber Prozent Sitze
CDU 56,51 6
Bürgerinitiative „Gemeinsam für Tutow“ 43,49 4

Bürgermeister der Gemeinde ist Henry Fennert (parteilos), er wurde mit 74,0 % der Stimmen gewählt.[10]

Wappen, Flagge, Dienstsiegel

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Die Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Vorpommern geführt. Es zeigt einen aufgerichteten Greifen mit aufgeworfenem Schweif und der Umschrift „GEMEINDE TUTOW“.[11]

Sehenswürdigkeiten

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Tutower Kirche
  • Burgwall "Alte Stadt" und "Alte Schanze" Tutow, liegen eigentlich in der Gemeinde Kruckow
  • DDR-Museum[12] seit 2010 in der ehemaligen Konservenfabrik.
  • Zwölf-Apostel-Kirche, 1991 geweiht

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter des Ortes

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Persönlichkeiten, die im Ort gewirkt haben

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  • Joachim Coeler (1891–1955), deutscher General, wurde 1943 Kommandierender General des in Tutow neuaufgestellten XIV. Fliegerkorps
  • Alfred Bülowius (1892–1968), deutscher General, war von 1937 bis 1939 Kommandeur der Kampffliegerschule in Tutow
  • Wolfgang von Chamier-Glisczinski (1894–1943), deutscher General, war von 1941 bis 1943 Kommandeur der Kampffliegerschule in Tutow
  • Joseph Köhler (1920–2011), deutscher Politiker (CDU), war im Zweiten Weltkrieg Fluglehrer in Tutow
  • Jeannine Rösler (* 1970), deutsche Politikerin (Die Linke), seit 2014 Mitglied der Gemeindevertretung in Tutow

Literatur

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  • Horst Dassow: Tutow – Geschichte einer Siedlung in Vorpommern. Eigenverlag des Autors, 2. überarbeitete Auflage 1999
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Commons: Tutow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Horst Dassow: Tutow - Geschichte einer Siedlung in Vorpommern. S. 51
  3. Gemeinde Tutow: Geschichtliches (Memento des Originals vom 8. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amt-jarmen-tutow.de - Gesehen am 18. November 2007.
  4. Comeback in MV: Tutower Senf wird wieder produziert. Norddeutscher Rundfunk, 26. März 2021, abgerufen am 15. Juni 2021.
  5. Tutow - Wo Deutschland am Ende ist (Memento vom 3. Oktober 2010 im Internet Archive), NDR 2003.
  6. Tutow - Das ärmste Dorf Deutschlands. RTL, 10. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juli 2013; abgerufen am 10. April 2013.
  7. Stefan Hoeft: RTL zieht Tutow durch den Dreck. In: Nordkurier. 15. Oktober 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Juli 2013; abgerufen am 10. April 2013.
  8. Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern; Stichtag ist jeweils der 31. Dezember des Jahres: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 15. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sisonline.statistik.m-v.de;
  9. Wahlergebnisse
  10. Wahlergebnis
  11. Hauptsatzung § 1 Abs.2 (PDF; 899 kB).
  12. DDR-Museum