Sellraintal
Das Sellraintal, ortsüblich Sellrain, ist ein Seitental des Inntals im Bezirk Innsbruck-Land im Bundesland Tirol, Österreich. Es wird von der Melach und dem in sie mündenden Zirmbach durchflossen.
Sellraintal | ||
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Das Sellraintal bei Sellrain (links abzweigend das Fotschertal) | ||
Lage | Tirol | |
Gewässer | Melach, Zirmbach | |
Gebirge | Stubaier Alpen | |
Geographische Lage | 47° 12′ N, 11° 11′ O | |
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Typ | Kerbtal | |
Höhe | 600 bis 2000 m ü. A. | |
Länge | 23 km |
Topographie
BearbeitenDas schmale Kerbtal erstreckt sich in den Stubaier Alpen vom Kühtaisattel auf 2017 m ü. A. bis nach Kematen in Tirol, wo es nach der Melachschlucht gegenüber der Martinswand in das Inntal mündet. Es verläuft im Talinneren parallel zum Inntal. Westlich von Kühtai schließt das Nedertal an, das bei Oetz in das Ötztal mündet.
Das Sellraintal besitzt einige südliche Seitentäler, deren längstes das Lüsenstal südlich von Gries im Sellrain ist. Es wird von Oberlauf der Melach durchflossen. Darüber hinaus sind noch das Fotschertal (von Sellrain ausgehend), das Gleirschtal (von St. Sigmund ausgehend), das Kraspestal (von Haggen ausgehend), und das Finstertal mit dem Speicher Finstertal (von Kühtai ausgehend) Seitentäler des Sellraintals.
Im Tal liegen die Gemeinden Sellrain (908 m ü. A., 1335 Einwohner), Gries im Sellrain (1187 m ü. A., 621 Einwohner) und St. Sigmund im Sellrain (1513 m ü. A., 186 Einwohner).
Geschichte
BearbeitenDie Joche des Sellraintals wurden schon in vorgeschichtlicher Zeit als Übergänge genutzt. Am Riegelschrofen im Fotschertal wurden fast 10.000 Jahre alte steinzeitliche Geräte gefunden. Das Tal wurde 1271 als „Selrain“ erstmals erwähnt. Das Kloster Frauenchiemsee, das Stift Wilten und die Tiroler Landesfürsten legten Schwaighöfe an, die Vieh- und Milchwirtschaft betrieben. Die erste nachweisbare Dauersiedlung war das 1152/67 als Besitz des Klosters Ottobeuren als „Gihage“ urkundlich genannte Haggen (Gemeinde St. Sigmund).[1] Ihm folgten 1254 Marendebach (Gemeinde Gries) und Durregg (Gemeinde Sellrain). Zur Zeit Kaiser Maximilians war das Sellrain ein beliebtes Jagdgebiet, in dem Gämsen und Hirsche erlegt wurden. 1836 wurde der Lüsener Fernerkogel zum ersten Mal bestiegen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein und es wurden Hütten und Wege errichtet.
Tourismus/Erschließung
BearbeitenDas Tal ist bis auf den Ort Kühtai touristisch nur mäßig erschlossen. Deshalb bewahrt es sich bis heute im Gegensatz zu den benachbarten Tälern (Ötztal, Pitztal, Stubaital) ein von der bergbäuerlichen Kultur geprägtes Natur- und Kulturlandschaftsbild. Landwirtschaft wird auch auf den steilen Hängen vorwiegend in Handarbeit betrieben. Die Region Sellraintal ist seit 2013 Teil der Bergsteigerdörfer-Initiative des ÖAV.[2]
Verkehr
BearbeitenDie Sellraintalstraße (L 13) führt von der Tiroler Straße bei Zirl durch das Sellrain bis ins Kühtai. Dort geht sie in die Kühtaistraße (L 237) über, die durch das Nedertal nach Oetz verläuft. Die Sellraintalstraße ist immer wieder durch Lawinen, Muren und Steinschläge gefährdet, dem versucht man mit aufwändigen Schutzbauten zu begegnen. Die Erschließung des Tales im öffentlichen Verkehr erfolgt durch die Postbuslinie 4166 von Innsbruck über Völs nach St. Sigmund/Haggen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es ein Projekt der Stubaitalbahn für einen Zweig ins Sellrain, der jedoch nicht realisiert wurde. Die Sellraintalbahn sollte das äußere Sellraintal auf der Seehöhe des westlichen Mittelgebirges von Innsbruck aus erschließen. Die Streckenführung war ausgehend von der Stammstrecke der Stubaitalbahn von Natters über Götzens, Birgitz, Axams, Grinzens und Tanneben oberhalb von Sellrain an der orografisch rechten Talseite bis Gries im Sellrain geplant. Das Sellraintal war zu Beginn des Jahrhunderts ein aufstrebendes Fremdenverkehrsgebiet. Die Strecke wäre ähnlich wie die Stubaitalbahn trassiert worden, d. h. massetransportsparend möglichst im Geländeverlauf und damit sehr kurvenreich. Bei der Eisbrücke südlich von Tanneben im Fotschertal hätte sich das auffallendste Kunstbauwerk der Bahn befunden, ein großer Kehrviadukt.
Literatur
Bearbeiten- Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Region Sellraintal: Hochalpin und stadtnah. Innsbruck 2013 (Digitalisat) (online)
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch, II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Bd. 2: 1140–1200. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-7030-0485-8, S. 75–76 Nr. 469.
- ↑ Sellraintal ist 20. Bergsteigerdorf. ORF, 14. Juni 2013, abgerufen am 8. November 2018.