Schilddorf
Schilddorf ist ein Wohnplatz der Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[1]
Geografie
BearbeitenSchilddorf liegt am südlichen Ortseingang von Osterburg. Südlich und östlich des Ortes fließt der Schaugraben, in den der Weidegraben Erxleben mündet.[2]
Geschichte
BearbeitenNeuzeit
BearbeitenDer heutige Wohnplatz Schilddorf ist nach beendigter Separation der Feldmark Osterburg unter dem Namen Schildhof errichtet worden,[3][4] wohl nach 1840 durch Anlage einer Baufläche auf einer wüsten Feldmark. Auf dem Messtischblatt auf dem Jahre 1873 ist der Schildhof, ein Meierhof, verzeichnet.[5] Im Register des Gemeindelexikons von 1873 heißt der Wohnplatz von Osterburg Schilddorf,[6] so, wie auch auf späteren Messtischblättern und in den Gemeindelexika.[7]
1922 umfasste das Gut Schilddorf 211 Hektar. 1928 gehörte das Restgut mit 80 Hektar Fläche Kurt Ohse.[7]
Wenige hundert Meter nördlich des Ortes lag der Haltepunkt Osterburg-Schilddorf der Bahnstrecke Osterburg–Pretzier.
Bereits im Jahre 1986 war der Ort das, was man heute ein Gewerbegebiet nennt. Der VEB Getreidewirtschaft Stendal unterhielt einen Betriebsteil und ein Lagerobjekt Schilddorf, genauso wie der VEB Kraftverkehr Stendal. Die LPG Pflanzenproduktion „Sieg des Sozialismus“ betrieb den Stützpunkt Schilddorf; das Molkereikombinat Osterburg hatte seinen Hauptbetrieb in Schilddorf.[7]
Wüstung Schiltdorf
BearbeitenDie erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1289, als die wüste Feldmark Schiltorpe vom Markgrafen an die Bürger von Osterburg kam. Sie umfasste 16 Hufen, das Oberland, die Heide und Gehölze.[7] 1427 belehnte Markgraf Johann den Osterburger Bürger Gerke Spiegel mit 9 Scheffel Roggen auf ein halb schiltdorffhe.[8] Weitere Nennungen sind 1430 Schiltdorf, 1446 Schiltorp und 1598 vber schildorffes huefe.[7]
Im Jahre 1647 bildete Schilddorf eine geschlossene Feldmark mit ihren eigenen Gesetzen und Anordnungen. In der Osterburger Magistratsregistratur ist die „Wrügengerechtigkeit über den huffen und Acker, so zur Schilttorf“ überliefert, die 1863 als Abschrift veröffentlicht wurde. Unter Punkt 5 heißt es: „Wer in der Wrüge eine Unlust anrichtet mit Gezänk oder Schlägerey, giebet eine gebratene Gans.“[9] Die Inhaber der Gemarkung, die sich zwei Schulzen wählten, 1647 für ein Jahr, ab 1697 für sechs Jahre, wohnten in Osterburg.[10]
Heinrich Christoph Steinhart berichtete im Jahre 1800: „Von Erxleben bis Osterburg geht der Weg durch ein angenehmes Eichenwäldchen, Schildtorf genannt. Der durchfließende Graben, der die Erxlebensche, Möckernsche und Osterburgische Feldmarken trennt, heißt gleichfalls Schildtorf, und ist seit einigen Jahren der Schau unterworfen, weil ein unbedeutender Stein in demselben einen langwierigen und sehr kostbaren Prozeß veranlaßte.“[11]
Wilhelm Zahn schrieb 1902, dass eine Ackerbreite namens „das Schilddorf“, 700 Meter südöstlich von Schilddorf, bereits auf der Flur des Dorfes Düsedau lag. Er schrieb: „Die genauere Lage des alten Dorfes ist nicht mehr feststellbar, wahrscheinlich hat es in der Nähe des Schildhofes gelegen.“[3]
Das angrenzende Land hieß „das Himmelreich“.[3] Beckmann schrieb 1753: „Vor … dem Stendaler Thore vor der Schiltorf liegt zur rechten Hand ein ort, so etwas mit holz bewachsen und das Himmelreich, wie auf der andern Seite ein ort die Hölle genennet wird.“[12]
Einwohnerentwicklung
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Weblinks
Bearbeiten- Schilddorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1956–1957, 1610, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 3, 1910, S. 238–240.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 138 (destatis.de [PDF]).
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 201–202, Nr. 208 Schiltdorf (uni-jena.de).
- ↑ Johann Friedrich Danneil: Die Wüsten der Altmark. Fortsetzung. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 12. Jahresbericht, 1859, S. 58–59, 97. Schiltdorf (altmark-geschichte.de [PDF]).
- ↑ Messtischblatt 72: Osterburg. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 12. Juli 2020.
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 218, 2 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1956–1957, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 341 (Digitalisat).
- ↑ Adolf Julius Bartsch: Über das frühere Wrüge-(Feld-)gericht (Osterburg). In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 130–136 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- ↑ Johann Friedrich Danneil: Die Wüsten der Altmark. Fortsetzung und Schluß. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 121, zu Schiltdorf (altmark-geschichte.de [PDF]).
- ↑ Heinrich Christoph Steinhart: Ueber die Altmark. Ein Beitrag zur Kunde der Mark Brandenburg. Band 1. Franzen und Grosse, Stendal 1800, S. 252 (Digitalisat ).
- ↑ Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Band 2. Berlin 1753, 5. Teil, 1. Buch, VII. Kapitel [Osterburg], Spalte 45 (uni-potsdam.de).
Koordinaten: 52° 46′ 12,5″ N, 11° 45′ 26″ O