Niğde (Provinz)

Provinz in der Türkei

Niğde ist eine kleine, ländliche Provinz der Türkei in Zentralanatolien am südlichen Rand von Kappadokien. Ihre Hauptstadt ist das gleichnamige Niğde. Vom Zentrum der Landeshauptstadt Ankara bis zu Provinzhauptstadt Niğde sind es etwa 270 Kilometer Luftlinie in südöstlicher Richtung, die kürzeste Straßenverbindung beträgt nach Ankara-Yenimahalle 343 Kilometer.[3]

Niğde
Nummer der Provinz: 51
BulgarienGriechenlandZypernGeorgienArmenienAserbaidschanIranIrakSyrienEdirneTekirdağİstanbulÇanakkaleYalovaBalıkesirBursaKocaeliSakaryaBilecikKütahyaİzmirManisaAydınMuğlaUşakDenizliDüzceBoluEskişehirAfyonkarahisarBurdurAntalyaIspartaZonguldakBartınKarabükÇankırıAnkaraKonyaKaramanMersinNiğdeAksarayKırşehirKırıkkaleÇorumKastamonuSinopSamsunAmasyaYozgatKayseriAdanaOrduTokatSivasGiresunOsmaniyeHatayKilisMalatyaK. MaraşGaziantepAdıyamanŞanlıurfaMardinBatmanDiyarbakırElazığErzincanTrabzonGümüşhaneTunceliBayburtRizeBingölArtvinArdahanKarsIğdırErzurumMuşAğrıBitlisSiirtŞırnakVanHakkari
Landkreise
Basisdaten
Koordinaten: 37° 55′ N, 34° 42′ OKoordinaten: 37° 55′ N, 34° 42′ O
Provinzhauptstadt: Niğde
Region: Zentralanatolien
Fläche: 7.235 km²
Einwohnerzahl: 362.071[1] (2020)
Bevölkerungsdichte: 50.0 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur: Yılmaz Şimşek[2]
Sitze im Parlament: 3
Strukturelles
Telefonvorwahl: 0388
Kennzeichen: 51
Website
www.nigde.gov.tr (Türkisch)

Die Bevölkerungsdichte beträgt 50 Einwohner pro Quadratkilometer. Das Kfz-Kennzeichen trägt die Nummer 51.

Geographie

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Niğde ist von drei Seiten vom Taurusgebirge mit dem Hasan Dağı (Berg Hasan) und dem Fluss Melendiz Çayı umgeben. Im Westen liegt die Ebene von Emen (Stadt im Kreis Beyşehir in der Provinz Konya), die sich in die weite Ebene von Konya öffnet. Fruchtbare vulkanische Böden sind Grundlage einer ertragreichen Landwirtschaft. Es werden vor allem Äpfel und Kartoffeln angebaut.

Auf Grund der Höhenlage und der Berge hat die Provinz ein trockenes und kaltes Klima mit Schnee und kalten Nordwinden im Winter, praktisch ohne Niederschläge im Sommer.

Statistisch wird Niğde mit sieben weiteren Provinzen zur zentralanatolischen Region (TR7, Orta Anadolu Bölgesi) gerechnet. Sie belegt dort beim Ranking immer den 5. Platz: 7,99 Prozent der Regionsfläche, 8,86 Prozent der Bevölkerung (Stand: Ende 2020) sowie bei der Bevölkerungsdichte (50,0 ÷ 45,1 Einwohner je Quadratkilometer). Niğde grenzt an die Provinzen Kayseri im Osten, Adana im Südosten, Mersin im Süden, Konya im Westen, Aksaray im Nordwesten und Nevşehir im Norden.

Verwaltungsgliederung

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Die Provinz ist in sechs Landkreise (İlçe) gegliedert:

Kreis-
code 1
Landkreis Fläche 2
(km²)
Bevölkerung (2020) 3 Anzahl der Einheiten Dichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio 4
Grün-
dungs-
da-
tum 5, 6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mah.)
Dörfer
(Köy)
1876 Altunhisar 552 12.427 3.197 3 11 6 22,5 63,57 1000 1990
1201 Bor 1.522 60.233 41.116 4 32 23 39,6 84,45 1014
1225 Çamardı 1.163 12.334 3.586 1 4 21 10,6 29,07 1038 1948
1904 Çiftlik 400 26.863 4.652 4 15 9 67,2 62,65 1990
1544 Merkez (Niğde) 2.223 230.776 161.110 16 69 34 103,8 90,21 993
1700 Ulukışla 1.375 19.438 5.927 1 8 38 14,1 30,49 977
51 PROVINZ Niğde 7.235 362.071   29 139 131 50,0 60,65 993
1 
Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 
Fläche 2014[4]
3 
Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[5]
4 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 
PDF des Innenministeriums[6]
6 
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Gemeinden

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Von den 29 Belediyes der Provinz sind sechs Kreisstädte (İlçe Merkez). Nachfolgende Tabelle listet jene 23 Gemeinden, die kein Kreissitz sind (vgl. Tabelle „Verwaltungsgliederung“, Spalte Merkez):

Belediye Landkreis Einwohnerzahl
2020
Yeşilgölcük Merkez 5.476
Kiledere Merkez 5.410
Kemerhisar Bor 5.156
Edikli Merkez 4.910
Bozköy Çiftlik 4.225
Divarlı Çiftlik 4.176
Azatlı Çiftlik 3.778
Sazlıca Merkez 3.663
Karaatlı Merkez 3.286
Alay Merkez 3.238
Konaklı Merkez 3.112
Karakapı Altunhisar000 2.688
Belediye Landkreis Einwohnerzahl
2018
Gümüşler Merkez 2.663
Orhanlı Merkez 2.629
Dündarlı Merkez 2.509
Çukurkuyu Bor 2.341
Bahçeli Bor 2.260
Bağlama Merkez 2.213
Aktaş Merkez 2.154
Yıldıztepe Merkez 2.054
Keçikalesi Altunhisar000 2.015
Hacıabdullah Merkez 1.953
Değirmenli Merkez 1.796

Im Jahr 2013 verloren 23 von ursprünglich 52 Belediye ihren Status und wurden wieder zum Dorf heruntergestuft. Einzelheiten siehe bei den jeweiligen Kreisen. Den größten Einwohnerverlust seit 2018 verzeichneten Keçikalesi (1.254 Einwohner oder −62,2 Prozent) und Karakapı (1.278 Einwohner oder −57,5 Prozent) im Kreis Altunhisar. Hingegen konnte sich die Belediye Gümüşler in den letzten zwei Jahren um 515 Einwohner (+19,34 Prozent) vergrößern.

In der Provinz gibt es 191 Dörfer, die meisten im Kreis Ulukışla (38), die wenigsten im Kreis Altunhisar (6). Jedes Dorf wird von durchschnittlich 525 Menschen bewohnt, im Kreis beträgt dieser Durchschnitt 1.115, im Kreis Bor nur 407 Einwohner. Das kleinste Dorf liegt im Kreis Ulukışla (Tabaklı, 13 Einwohner), das größte im zentralen Landkreis. 50 Dörfer haben mehr Einwohner als der Provinzdurchschnitt, 18 Dörfer haben mehr als 1000 Einwohner sowie 12 unter 100 Einwohner. Die größten Dörfer sind:

Köy Landkreis Einwohnerzahl
2020
Ağcaşar Merkez 2.526
Kömürcü Merkez 2.425
Kula Çiftlik 2.307
Çardak Çiftlik 1.752
Kılan Ulukışla 1.559
Yakacık Altunhisar000 1535
Darboğaz Ulukışla 1.532
Şeyhler Çiftlik 1.407
Burç Çamardı 1.222
Dorf Landkreis Einwohnerzahl
2020
Çayırlı Merkez 1.212
Kitreli Çiftlik 1.171
Ovalıbağ Çiftlik000 1.133
Obruk Bor 1.129
Kızılca Bor 1.121
Bademdere Çamardı 1.103
Çavdarlı Merkez 1.083
Kayırlı Merkez 1.036
Gösterli Merkez 1.026

Zuletzt waren die Dörfer in Bucaks zusammengefasst, in der Provinz Niğde waren dies neun: jeweils nur der zentrale Bucak rund um die Kreisstadt für die Kreise Altunhisar, Çamardı und Çiftlik sowie jeweils zwei für die anderen drei Kreise. Die Bucaks wurden im Jahr 2017 aufgelöst.

Bevölkerung

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Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

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Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio, das heißt Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 337.456 Einwohner, das sind über 10.000 Einwohner weniger als zum Zensus 2000.

Jahr Bevölkerung am Jahresende Wachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamt männlich weiblich
2020 362.071 181.692 180.379 −0,22 993 53
2019 362.861 182.177 180.684 −0,51 992 53
2018 364.707 183.109 181.598 3,40 992 53
2017 352.727 176.194 176.533 0,36 1002 54
2016 351.468 175.571 175.897 1,55 1002 54
2015 346.114 172.643 173.471 0,64 1005 54
2014 343.898 171.934 171.964 0,07 1000 53
2013 343.658 171.750 171.908 1,00 1001 53
2012 340.270 170.075 170.195 0,80 1001 54
2011 337.553 168.125 169.428 −0,11 1008 54
2010 337.931 167.551 170.380 −0,59 1017 53
2009 339.921 169.704 170.217 0,44 1003 51
2008 338.447 169.377 169.070 2,04 998 51
2007 331.677 164.745 166.932 1013 53
2000 348.081 172.367 175.714 1019 55

Volkszählungsergebnisse

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Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Niğde wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books der Originaldokumente entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[7]

Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1927 166.056 13.648.270 39
1935 247.376 16.158.018 32
1940 275.443 17.820.950 30
1945 296.584 18.790.174 26
1950 331.470 20.947.188 26
1955 284.563 24.064.763 39
1960 322.917 27.754.820 39
Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1965 362.444 31.391.421 38
1970 408.441 35.605.176 37
1975 463.121 40.347.719 37
1980 512.071 44.736.957 34
1985 560.386 50.664.458 34
1990 305.861 56.473.035 56
2000 348.081 67.803.927 55

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Zensusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte

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Das Gebiet wird seit der Jungsteinzeit 8000–5500 v. Chr. bewohnt, wie Ausgrabungen von Grabhügeln im Bezirk Bor und Zinnminen im Bezirk Çamardı-Keste beweisen. Später siedelten dort die Hethiter für etwa 1000 Jahre bis 800 v. Chr.

Der Name Niğde entwickelte sich vom antiken Nakita oder Nahita und wurde zum ersten Mal als na-hi-ti-ia in einer luwischen Inschrift des Königs Saruanis erwähnt, die in Andaval gefunden wurde.[8] Danach kamen die Assyrer und Phryger, Griechen, Perser, Alexander der Große und die Römer, die beim heutigen Kemerhisar die Stadt Tyana mit ihren Palästen und Brunnen bauten.

Die römische Herrschaft beziehungsweise das Byzantinische Reich dauerte bis zur Eroberung durch die Seldschuken 1166. Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts war Niğde eine der größten Städte in Anatolien, eine beeindruckende Zahl von Moscheen und Gräbern stammen aus dieser Zeit. Das Gebiet gehörte seit 1471 zum Osmanischen Reich und ab 1923 zur Türkischen Republik.

Wirtschaft

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Niğde profitiert von der üppigen Landwirtschaft (besonders die Äpfel sind berühmt) und seiner Lage zwischen den wohlhabenden Provinzen Konya in Zentralanatolien und Adana am Mittelmeer. Die Touristenattraktionen von Kappadokien und die Flughäfen Kayseri und Nevşehir sind in der Nähe.

Wie Äpfel sind auch Kartoffeln, Kohl, Getreide und Rote Bete wichtige Agrargüter. Es gibt auch Milch- und Fleischwirtschaft sowie Bienenhaltung und immer mehr Fischfarmen.

Nördlich von Niğde beginnt die Autobahn O.21, die dreispurig in südlicher Richtung bis nach Tarsus ans Mittelmeer führt. Die Strecke nach Norden bis Ankara ist in Planung beziehungsweise im Bau. Die Europastraße E 90 folgt dieser Autobahn.

Ansonsten wird der Landkreis noch von folgenden Fernstraßen durchzogen. Teilweise ist Niğde der Endpunkt einiger Fernstraßen:

  • Die Fernstraße D765 führt von Inebolu am Schwarzen Meer führt 512 Kilometer südwärts bis nach Niğde.
  • Die Fernstraße D750 führt von Zonguldak am Schwarzen Meer südwärts bis nach Tarsus am Mittelmeer.
  • Ein Teilstück der Fernstraße D330 endet von Bodrum an der Ägäis kommend (ostwärts) in Niğde.
  • Die Fernstraße D805 endet nach 367 Kilometern aus dem Norden (Zile, Provinz Tokat) kommend in Ulukışla bei Niğde.

Niğde ist Eisenbahnstation an der Strecke, die von Kayseri südwärts bis Ulukışla führt und dort auf die Strecke KaramanAdana trifft.

Sehenswürdigkeiten

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Die Berge Aladağ und Bolkar im Taurusgebirge sind bekannte Wintersportgebiete und beliebte Kletter- und Treckingreviere im Sommer. Der Aladağ hat eine der beliebtesten Kletterrouten, die man von den Dörfern Demirkazık und Çukurbağ in Çamardı erreicht. Der Bolkar hat eine sieben Kilometer lange Skipiste, einen Kratersee und ist bekannt für seine reiche Blütenpracht im Frühjahr.

In Niğde finden sich viele alte Kirchen, Moscheen und in die Felsen gebaute Untergrundstädte unter anderen Eski Gümüş, die antike Stadt Tyana und einige römische Wasserleitungen im Bezirk Bor. In der Hauptstadt steht das Archäologische Museum Niğde. Daneben gibt es warme Mineralquellen. Im Dorf Küçükköy, etwa acht Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, liegt die Kirche von Küçükköy mit teilweise erhaltenen Fresken. Im Süden des Bezirks Altunhisar liegt der Siedlungshügel Kınık Höyük, der von der Bronzezeit bis ins Mittelalter besiedelt war und Reste einer Zitadelle aus späthethitischer Zeit birgt.

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Commons: Niğde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Niğde Nüfusu, abgerufen am 24. August 2021
  2. Gouverneursporträt auf der Webseite der Provinz Niğde
  3. Karayollari Genel Müdürlügü – General Directorate of Highways: Distance Calculator (englisch).
  4. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  5. Niğde Nüfusu Il Ilçe Nüfusu, abgerufen am 24. August 2021
  6. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  7. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000).
  8. Gelb, hethitische Hieroglyphen II 1935 pp. 17–18