Lang Lang (chinesisch 郎朗, Pinyin Láng Lǎng, IPA: [lɑ̌ŋ lɑ̀ŋ]; * 14. Juni 1982 in Shenyang) ist ein chinesischer Pianist.

Lang Lang bei einem Konzert (2010)

Eine Anekdote besagt, dass Lang Lang im Alter von zwei Jahren im Fernsehen Tom und Jerry sah, als Tom die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll von Franz Liszt auf dem Klavier spielte.[1] Diese erste Begegnung mit westlicher Musik soll in ihm den Wunsch geweckt haben, Klavier spielen zu lernen. Also sparten seine Eltern für einen Klavierunterricht bei Zhu Ya-Fen am Konservatorium seiner Heimatstadt, den er dann bereits mit drei Jahren erhielt.[2] Mit fünf Jahren gewann er den Shenyang-Klavierwettbewerb und spielte erstmals vor öffentlichem Publikum. In den folgenden Jahren erhielt er weitere Preise bei Jugendwettbewerben in Peking, später auch in Deutschland und Japan. Im Alter von neun Jahren nahm er ein Musikstudium bei Zhao Ping-Guo an der Zentralen Musikhochschule in Peking auf. Mit elf Jahren gewann er seinen ersten internationalen Preis beim vierten Internationalen Jugend-Wettbewerb in Ettlingen in Deutschland.

Von 1997 bis 2002 studierte er am Curtis Institut in Philadelphia bei Gary Graffman. Der Durchbruch gelang Lang 1999 im Alter von 17 Jahren, als er in letzter Minute bei der Galaxy of Stars des Ravinia Festivals für den indisponierten André Watts einspringen durfte und unter der Leitung von Christoph Eschenbach mit dem Chicago Symphony Orchestra Tschaikowskis 1. Klavierkonzert spielte. In den folgenden Jahren wurde Lang von Christoph Eschenbach gefördert. 2001 debütierte er mit dem Klavierkonzert von Edvard Grieg an der Seite des Baltimore Symphony Orchestras unter der Leitung von Yuri Temirkanov in der Carnegie Hall.

Seitdem absolvierte Lang Lang zahlreiche Konzertreisen und spielte unter Dirigenten wie Daniel Barenboim, Christoph Eschenbach, Sir Simon Rattle, Lorin Maazel und James Levine. Beim Eröffnungskonzert der Londoner Proms im Juli 2003 spielte er unter Leonard Slatkin das erste Klavierkonzert von Tschaikowski. 2011 trat Lang Lang zum sechsten Mal seit 2001 bei der Last Night of the Proms auf und spielte dort das Klavierkonzert Nr. 1 in Es-Dur von Franz Liszt.[3]

Für großes Aufsehen sorgte sein Solodebüt am 7. November 2003 in der ausverkauften Carnegie Hall. Die DVD-Dokumentation dieses Konzerts, Lang Lang – Live at Carnegie Hall unter der Regie Benedict Mirows, wurde 2005 mit dem Echo Klassik für die beste Musik-DVD ausgezeichnet. Lang Lang hatte auch einen Auftritt in dem preisgekrönten deutsch-österreichischen Dokumentarfilm Pianomania unter der Regie von Lilian Franck und Robert Cibis. Der Film feierte bereits in über 20 Ländern weltweit Premiere und ist Teil des Goethe-Institut-Katalogs. Im Rahmen des Beijing Music Festival 2010 spielte er das für ihn komponierte Klavierkonzert Ruin and Memory des kanadischen Komponisten Howard Shore. Für Shores Soundtrack zu David Cronenbergs Drama Eine dunkle Begierde spielte er dessen Klavier-Arrangement von Wagners Siegfried-Idyll ein.

2015 arbeitete er zusammen mit Jean-Michel Jarre an einem Song dessen Electronica Volume 1-Projekts.

Von Mitte 2017 bis Mitte 2018 musste er wegen einer Sehnenscheidenentzündung ein Jahr lang pausieren.[4][5]

Im Juni 2019 heiratete Lang Lang die deutsch-koreanische Pianistin Gina Alice Redlinger[6] mit der er seit Ende Januar 2021 einen gemeinsamen Sohn hat.[7]

Als Langs Wohnsitze werden Peking und New York genannt.[8]

Repertoire und Rezeption

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Lang Lang spielte in den ersten Jahren seiner Karriere wiederholt Klavierkonzerte, so beispielsweise das erste von Tschaikowski sowie das zweite und dritte von Rachmaninow. Die Aufnahmen zeigen Kritikern zufolge sowohl seine Fähigkeiten als auch noch vorhandene Schwächen.[9]

Während es seinen früheren Aufnahmen bei Telarc noch ein wenig an künstlerischer Individualität gemangelt haben soll, kämen in seiner Recital-Aufnahme mit Mozarts C-Dur-Sonate KV 330 und Chopins düsterer b-Moll-Sonate gewisse Manierismen zum Vorschein. Manch einer stört sich an seiner Detailverliebtheit, die bisweilen den Fluss der Musik und den Aufbau großer Bögen behindere.[9]

Das enorme Potential des Chinesen werde hingegen in den furiosen Réminiscences de Don Juan seines Carnegie-Recitals deutlich. Mit seinem Klangsinn spiele er die impressionistisch angehauchten Acht Erinnerungen in Aquarellfarben des mit ihm befreundeten Komponisten Tan Dun in den unterschiedlichsten Farbnuancen.[9]

Besondere Auftritte
 
Lang Lang bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2008

Am 15. Juni 2005 trat Lang Lang unter Zubin Mehta mit Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll beim Konzert für Europa im Schlosspark des Wiener Schlosses Schönbrunn auf.

Am 27. Januar 2006 spielte er anlässlich des 250. Geburtstags von Wolfgang Amadeus Mozart dessen c-Moll-Konzert in der Großen Halle des Volkes in Peking.

Am 6. Juni 2006 spielte er bei dem Konzert zur Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft 3 Orchester und Stars zusammen mit dem Bayerischen Staatsorchester, den Münchner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sowie Plácido Domingo und Diana Damrau.

Einem breiteren deutschsprachigen Publikum bekannt wurde er, als er am 30. September 2006 in der Fernsehsendung Wetten, dass..? zu Gast war. Er verlor seine Wette und spielte als Wetteinlösung im Foyer eines Hotels Konstantin Weckers Kleines Herbstlied.[10]

 
Lang Lang im Konzert[11]

2007 hatte Lang Lang einen Gastauftritt auf Mike Oldfields Album Music of the Spheres. Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft 2008 spielte er für das ZDF auf der Bregenzer Seebühne zusammen mit Christopher von Deylen alias Schiller.

Am 8. August 2008 spielte er bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking.[12]

Am 10. Dezember 2009 spielte er bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama in Oslo.

Er begleitete Jackie Chan auf dem Klavier zu dem Lied für die Expo 2010 in Shanghai.

Lang Lang spielte beim Staatsdinner in Washington im Januar 2011 Mein Vaterland, ein Lied aus dem Film Battle on Shangganling Mountain. Dies wertete die britische Tageszeitung Daily Mail als Skandal, da es als Ausdruck anti-amerikanischer Gesinnung angesehen werden müsse.[13]

Am 4. Juni 2012 spielte er beim Diamond Jubilee Concert der BBC anlässlich des diamantenen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II.

Am 26. Januar 2014 trat er zusammen mit der amerikanischen Heavy-Metal-Band Metallica bei den Grammy Awards 2014 auf, wo sie gemeinsam das Lied One spielten.[14]

Am 28. Juni 2015 trat er auf dem traditionellen Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker in der Berliner Waldbühne auf. Das Orchester unter Simon Rattle und UN-Botschafter des Friedens Lang Lang spendeten zusammen 60.000 Euro an UNICEF.[15]

Am 27. Januar 2019 leitete Lang Lang einen Auftritt von 1554 Pianisten, die im Stadion von Xiamen auf 777 Klavieren Schuberts Militärmarsch spielten und damit einen Weltrekord aufstellten.[16]

Diskografie

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Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[17]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK
2004 Lang Lang Live at Carnegie Hall DE69
(4 Wo.)DE
2005 Klavierkonzert Nr. 2 DE62
(2 Wo.)DE
2006 Memory DE56
(7 Wo.)DE
Dragon Songs DE38
(10 Wo.)DE
AT68
(2 Wo.)AT
2007 Beethoven Piano Concertos Nos. 1 & 4 DE48
(6 Wo.)DE
2008 Dreams of China DE41
(9 Wo.)DE
Chopin – The Piano Concertos DE86
(4 Wo.)DE
2010 The Best of Lang Lang DE78
(1 Wo.)DE
Lang Lang Live in Vienna DE30
(4 Wo.)DE
AT37
(4 Wo.)AT
CH49
(5 Wo.)CH
2011 Liszt – My Piano Hero DE48
(5 Wo.)DE
AT23
(5 Wo.)AT
CH44
(4 Wo.)CH
UK82
(2 Wo.)UK
mit den Wiener Philharmonikern & Valery Gergiev
2012 The Chopin Album DE41
(6 Wo.)DE
AT41
(4 Wo.)AT
CH62
(2 Wo.)CH
2014 SommernachtsKonzert 2014 – Summer Night Concert AT16
(3 Wo.)AT
mit den Wiener Philharmonikern & Christoph Eschenbach
The Mozart Album DE33
(12 Wo.)DE
AT11
 
Platin

(12 Wo.)AT
CH49
(7 Wo.)CH
mit den Wiener Philharmonikern & Nikolaus Harnoncourt
2015 Lang Lang in Paris DE90
(1 Wo.)DE
2016 New York Rhapsody DE64
(1 Wo.)DE
AT36
(1 Wo.)AT
CH54
(2 Wo.)CH
2019 Piano Book DE8
(7 Wo.)DE
AT6
(6 Wo.)AT
CH13
(7 Wo.)CH
UK44
(1 Wo.)UK
2020 Goldberg Variationen DE6
(15 Wo.)DE
AT22
(3 Wo.)AT
CH16
(11 Wo.)CH
2022 The Disney Book DE34
(2 Wo.)DE
CH88
(1 Wo.)CH
2024 Saint-Saëns DE6
(4 Wo.)DE
AT63
(1 Wo.)AT
CH42
(2 Wo.)CH

Weitere Alben

  • 2001: Recorded Live At Seiji Ozawa Hall, Tanglewood
  • 2002: Klavierkonzert 3 & Etüden
  • 2013: Prokofiev: Piano Concerto No. 3 – Bartók: Piano Concerto No. 2 (mit Sir Simon Rattle & Berliner Philharmoniker)
  • 2013: Lang Lang - The Highest Level Prokofiev 3 & Bartok 2
  • 2014: Lang Lang at the Royal Albert Hall
  • 2015: Lang Lang in Versailles
  • 2016: New York Rhapsody – Live from Lincoln Center
Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[17]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE
2008 Time for Dreams
Sehnsucht
DE19
(8 Wo.)DE

Auszeichnungen für Musikverkäufe

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Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nungen, Ver­käu­fe, Quel­len)
  Gold   Platin Ver­käu­fe Quel­len
  Österreich (IFPI)0! G  Platin115.000ifpi.at
Insgesamt   Platin1

Künstlerauszeichnungen

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Commons: Lang Lang – Sammlung von Bildern
  1. How Tom and Jerry inspired a piano master. In: CNBC. 10. Dezember 2013, abgerufen am 16. November 2023 (englisch).
  2. Biographische Angaben aus: Ingo Harden, Gregor Willmes PianistenProfile 600 Interpreten: Ihre Biografie, ihr Stil, ihre Aufnahmen, Lang Lang, S. 416, Bärenreiter, Kassel 2008
  3. Prom 74: Last Night of the Proms. In: British Broadcasting Corporation. Abgerufen am 16. November 2023 (englisch).
  4. Manuel Brug: Starpianist: Lang Lang muss wegen Armbeschwerden bis 2018 pausieren. In: Die Welt. 13. Oktober 2017, abgerufen am 16. November 2023.
  5. Frederik Hanssen: Lang Langs Comeback: Alles auf Anfang. In: Der Tagesspiegel. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 16. November 2023]).
  6. Land Lang hat geheiratet - seine Frau kommt aus Wiesbaden. In: Der Spiegel. 4. Juni 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. November 2023]).
  7. Lang Lang war bei der Geburt seines Sohnes dabei. In: Deutsche Presse-Agentur (Hrsg.): Die Welt. 17. Februar 2021 (welt.de [abgerufen am 3. Juli 2021]).
  8. Matthias Siehler: Lang Lang – Ein Chinese in New York. In: Rondo (Musikmagazin). 24. September 2016, abgerufen am 16. November 2023.
  9. a b c Ingo Harden, Gregor Willmes PianistenProfile 600 Interpreten: Ihre Biografie, ihr Stil, ihre Aufnahmen, Lang Lang, S. 417, Bärenreiter, Kassel 2008.
  10. „Wetten dass“: Siebenjähriger bringt Thomas Gottschalk in Verlegenheit. In: Rheinische Post. 1. Oktober 2006, abgerufen am 16. November 2023.
  11. Fotoman KLG. Abgerufen am 7. April 2024.
  12. Lang Lang Biografie auf www.musikmarkt.de (Memento vom 24. Dezember 2010 im Internet Archive)
  13. Daily Mail vom 23. Januar 2011.
  14. Rolling Stone vom 26. Januar 2014 (Memento des Originals vom 28. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rollingstone.com.
  15. Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker für UNICEF.
  16. Die extravagantesten Pianisten unserer Zeit. 25. August 2021, abgerufen am 10. April 2022 (deutsch).
  17. a b Chartquellen: DE AT CH UK
  18. Grammy.com - Artist Lang Lang abgerufen am 20. Januar 2022.
  19. echoklassik.de - Preisträger 2013 (Memento vom 17. Juni 2014 im Internet Archive) abgerufen am 6. Oktober 2013
  20. rbb-online.de - Bambi-Verleihung 2014 abgerufen am 14. November 2014
  21. ECHO Klassik 2015 - Instrumentalist des Jahres (Klavier) (Memento vom 22. Oktober 2015 im Internet Archive). Artikel vom 18. Oktober 2015, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  22. ECHO Klassik 2015 - Sonderpreis für die Lang Lang International Music Foundation (Memento vom 22. Oktober 2015 im Internet Archive). Artikel vom 18. Oktober 2015, abgerufen am 19. Oktober 2015.
  23. preistraeger_innen-2024 – Opus Klassik. In: opusklassik.de. Abgerufen am 9. September 2024 (deutsch).