Hochgratkette

Bergkette der Allgäuer Voralpen in Bayern und Vorarlberg

Die Hochgratkette, auch Rindalphorn-Schichtkamm genannt,[1] ist eine überwiegend im Landkreis Oberallgäu, Bayern gelegene, im Südwesten jedoch auch Vorarlberg erreichende und maximal 1834 m ü. NN hohe Bergkette am Nordrand der Allgäuer Alpen. Sie bildet die mittlere und höchste von den drei parallelen, nach Südwesten streichenden Nagelfluhketten der Allgäuer Nagelfluh-Schichtkämme, benannt nach der Gesteinsart Nagelfluh. Auf deutschem Boden ist sie fast deckungsgleich mit dem Landschaftsschutzgebiet Nagelfluhkette. Der am 1. Januar 2008 gegründete Naturpark Nagelfluhkette enthält demgegenüber alle drei Ketten und einen Teil der benachbarten Alpengruppen.

Blick vom Rindalphorn zum Hochhäderich

Geographie

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Geographische Lage

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Die Hochgratkette erstreckt sich im Westteil der Allgäuer Alpen westlich des Illertals, in dem die deutschen Städte Sonthofen und Immenstadt liegen. Dazwischen befindet sich Blaichach, von wo sich die Kette auf etwa 20 km Länge in westsüdwestlicher Richtung bis zum österreichischen Hittisau zieht. Die deutsch-österreichische Grenze verläuft am Sattel zwischen Hohenfluhalpkopf und Hochhäderich (Hoher Häderich) über den Gebirgskamm.

Die Hochgratkette gehört zu den letzten höheren Erhebungen der Alpen, ehe sich weiter nördlich das Alpenvorland des Allgäus anschließt. Im Norden befindet sich das Tal der westwärts fließenden Weißach, im Südosten erhebt sich jenseits vom Tal des nordostwärts fließenden Aubach die Hörnergruppe. Östlich vorbei führt im Illertal in ihrem Abschnitt Sonthofen–Blaichach–Immenstadt die B 19.

 
Westseiten von Steinköpfle und dahinter Steineberg
 
Der Gündleskopf (links im Vordergrund)
 
Auf dem Hohenfluhalpkopf

Die Hochgratkette, deren höchster Punkt der Hochgrat (1834 m ü. NN) ist, setzt sich aus diesen Bergen bzw. Gipfeln zusammen (von Ost nach West):

Bergname(n) Land Gipfelhöhe Besonderheiten
Mittagberg (Mittag) D 1451 m mit Doppelsesselbahn Mittagbahn
Bärenköpfle D 1463 m  
Steineberg D 1683 m  
Steinköpfle (1) D 1669 m eigenständiges Tourenziel[2]
Stuiben D 1749 m  
Sedererstuiben D 1737 m  
Buralpkopf D 1772 m  
Gündleskopf D 1748 m  
Rindalphorn D 1822 m  
Gelchenwanger Kopf (2) D 1805 m (3)  
Hochgrat D 1834 m Nebengipfel Leiterberg, Kabinenbahn, Staufner Haus
Seelekopf D 1663 m  
Hohenfluhalpkopf D/A 1636 m  
Eineguntkopf / Rohnehöhe D/A 1641 m mit Skilift von Falkenhütte
Falken(köpfe) D/A 1564 m (4) mit Falkenhütte (ca. 1450 m)
Hochhäderich (Hoher Häderich) D/A 1565 m mit Ski-Doppelschlepplift

Geografische Anmerkungen

(1) 
markante Gratzacke zwischen Steineberg und Stuiben. Dominanz 0,9km → Stuiben, Schartenhöhe ≥ 20m → Steineberg.
(2) 
deutlich abgesetzter Nebengipfel des Rindalphorns.
(3) 
Der Wert wurde aus Fotografien ermittelt.
(4) 
Hauptgipfel zwischen zwei Nebengipfeln.
 
Hochgrat bei Sonnenaufgang
 
Blick auf einen Teil der Nagelfluhkette

Westliche Nagelfluhkette von Norden

 RindalphornHochgratStaufner HausSeelekopfHoher Häderich

Wasserscheide

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Über der Nagelfluhkette vom Stuiben bis zum Hochgrat verläuft ein Abschnitt der Rhein-Donau-Wasserscheide, die Teil der europäischen Hauptwasserscheide ist.

Das Wasser der nördlich der Bergkette entspringenden Weißach fließt etwa westwärts in die Bregenzer Ach, die sich durch den Bodensee bzw. über den Rhein in die Nordsee ergießt. Dementgegen verläuft jenes der Gunzesrieder Ach von ihrem Quellgebiet zwischen Nagelfluhkette und Hörnergruppe nach Nordosten in die Iller, die über die Donau dem Schwarzen Meer zustrebt.

Geologie

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Ein Grund für die relative Bekanntheit der Nagelfluhkette(n) liegt im geologischen Aufbau ihrer Berge. Sie setzt sich aus dem Nagelfluh­gestein zusammen, das an Beton erinnert: In einer verbackenen Masse sind abgerundete Gesteinsbrocken eingeschlossen, die im Verwitterungsprozess langsam an die Oberfläche gelangen und abbröckeln. Daher wird Nagelfluhgestein im Allgäuer Volksmund „Herrgottsbeton“ genannt.

Entstanden ist das Gestein aus Schlamm, Schutt und Geröll, das während der Entstehung der Alpen von urzeitlichen Flüssen verfrachtet und in einer großen voralpenländischen Schwemmebene abgelagert wurde. Phasen wechselnder Kalkeinträge führten zur Bildung von Schichten unterschiedlicher Bindungsqualitäten: Schichten mit einem ausreichenden Kalkgehalt verfestigten sich zu waagrechten Nagelfluhplatten. Die nicht verfestigbaren Sand- und Lehmbänke dazwischen wurden zu weniger harten und weniger beständigen Sandstein- und Mergelschichten.

Nachfolgende Faltungen schoben dieses Schichtensystem von Süden auf die europäische Kontinentalplatte und bäumten es somit gegen Norden hin auf. Gleichzeitig erodierte die so entstandene Gipfelkante an den jeweils wenigst-starken Stellen nach Süden hin zurück. Wo auch die tieferen Schichten dem Erosionsdruck nicht standhalten konnten, bildeten sich steile Abbrüche und darunter die für die Nordseiten typischen Kare; an den Stellen mit festerem Gestein verblieben die Nordgrate, besonders eindrucksvoll am Rindalphorn. Strukturbildend in den Nordwänden sind jeweils die Nagelfluhplatten, die Sandstein- und Mergelschichten dazwischen erodieren frühzeitig zurück und lassen ein Gerippe aus beeindruckend durchgängigen Nagelfluhbändern übrig. So sind es vor allem die Nordseiten der Nagelfluhkette, die heute Aufschluss über die Schichtenstruktur des einstigen Schwemmlandes geben.

Die Südseiten dagegen sind durch riesige, schiefgestellte Plattenoberflächen charakterisiert; bei einigen südseitigen Anstiegen bleibt man durchwegs auf einer einzigen Platte. Meist ist die Neigung dieser schiefen Ebene mäßig bei unter 30°, so dass sich Wälder oder Grasmatten darauf bilden konnten. An manchen Stellen jedoch sind die Nagelfluhplatten steiler – am Hochhädrich und am Steineberg bis zu 50°. In diesen Wänden kann sich keine flächendeckende Vegetation mehr etablieren und sie bleiben kahl. Die Erosion der südseitigen Nagelfluhplatten verläuft weniger regelmäßig als jenseits des Grates. An Rändern der meist sehr ausgedehnten Platten (oben oder an der Seite) bilden sich Überstände, da die weichen Schichten darunter eher erodieren.

Tourismus

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Die Nagelfluhkette wird im Norden und Süden von niedrigeren Bergkämmen flankiert und bietet dadurch eine hervorragende Aussicht in fast alle Richtungen.

Ganzjährig betriebene Bergbahnen gibt es am Mittagberg (Mittagbahn) und am Hochgrat (Hochgratbahn), jeweils mit Bergrestaurant.

Wanderungen auf dem Kammweg der Kette gehören wegen der Aussicht zu den beliebtesten im Landkreis Oberallgäu. Da alle Berge einzeln besteigbar sind, bietet sich eine große Vielfalt an Variationsmöglichkeiten für eine Gratwanderung. Bis auf einzelne Trittstufen sind keine Kletterschwierigkeiten zu überwinden. Viele Stellen, vor allem zwischen Steineberg und Stuiben, sowie zwischen Falken und Hochhädrich, sind aber ausgesetzt und erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

Kürzere Routen führen zum Beispiel von der Bergstation der Mittagbahn über den Steineberg und Stuiben durch das Steigbachtal zurück nach Immenstadt. Ein anderer Weg ist der Maximiliansweg, der im Bereich der Bergkette über die Berge Hochgrat, Rindalphorn und Buralpkopf führt.

Etablierte mittellange Touren sind die Überschreitung der gesamten Ostkette vom Hochgrat bis zum Mittag (Nagelfluh-Gratwanderung), die auf dieser Etappe den Europäischen Fernwanderwegen E4 und E5 folgt und die Überschreitung der Westkette zwischen Hochgrat und Falken (Luftiger Grat).

Die Königstour, die gesamte „Nagelfluhüberquerung“ vom Mittagberg bis zum Hochhädrich ist für sportliche, konditionsstarke Wanderer an einem einzigen Tag möglich (ca. 8:30h incl. Pausen). Es steht aber das Staufner Haus des Deutschen Alpenvereins als Unterkunftshütte zur Verfügung.

Wintersport

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Über die Bergbahnen hinaus gibt es Skilifte zusätzlich am Eineguntkopf (ab Falkenhütte) und am Hochhädrich, jeweils auf der schneesicheren Nordseite.

Entsprechend befinden sich Abfahrten für Skifahrer am Mittagberg, Hochgrat, Eineguntkopf und am Hochhädrich in Österreich. Große Teile der Nagelfluhüberschreitung sind als Winterwanderungen mit Schneeschuhen oder mit Tourenski möglich.

Blick aus Richtung Süden von der Obereggalpe über das Gunzesriedertal zur Nagelfluhkette
 
Bach am Hochgrat

Literatur

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  • B. Frey: Naturpark Nagelfluhkette. Ein Bildband über Natur, Landschaft, Fauna, Flora und Menschen. 14 Naturparkgemeinden im Allgäu und in Vorarlberg werden vorgestellt. Edition Allgäu, Immenstadt 2009, ISBN 978-3-931951-41-2, S. 224.
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Commons: Nagelfluhkette – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 29′ 43″ N, 10° 4′ 43″ O

Einzelnachweise

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  1. Hansjörg Dongus: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 187/193 Lindau/Oberstdorf. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1991. → Online-Karte (PDF; 6,1 MB)
  2. Allgäuer Alpen: 50 Wander- und Schneeschuhtouren- mit Tipps zum Rodeln Steinköpfle. Abgerufen am 31. März 2011