Ennedi-Massiv

Gebirgszug im Tschad

ff

Ennedi-Massiv
Kamele ziehen zur Wasserstelle im Ennedi-Gebirge
Kamele ziehen zur Wasserstelle im Ennedi-Gebirge

Kamele ziehen zur Wasserstelle im Ennedi-Gebirge

Höchster Gipfel Basso (1450 m)
Lage Afrika; ‏Tschad
Ennedi-Massiv (Tschad)
Ennedi-Massiv (Tschad)
Koordinaten 17° 3′ N, 21° 52′ OKoordinaten: 17° 3′ N, 21° 52′ O
Gestein Sandstein
Fläche 40.000 km²

Das Ennedi-Gebirge liegt im Nordosten des Tschad in den Provinzen Ennedi Est und Ennedi Ouest und bildet eine der Grenzen des Tschadbeckens. Sein höchster Berg ist der Basso mit einer Höhe von 1450 Metern. Begrenzt wird es im Norden von der Depression du Mourdi, im Westen von dem Dünengebiet des Erg du Djourab, im Süden vom Hochland von Wadai und im Osten von den Wüsten des Nordsudans.

Beschreibung

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Es handelt sich beim Ennedi um einen ca. 40.000 km²[1] großen Sandsteinkomplex am südlichen Rand der Sahara, der von allen Seiten dem erosiven Angriff des Windes ausgesetzt ist, der auch in die tiefen Täler des Ennedi Eingang findet. Besondere Beachtung fand diese Region innerhalb der geowissenschaftlichen Forschung, weil es sich beim Ennedi um ein Massiv aus Sedimenten des Urozeans handelt, das aus unterschiedlich hartem Sedimentgestein besteht. Beeindruckende Verwitterungsformen, wie beispielsweise Turmstrukturen, Pfeiler, Brücken und Bögen, haben sich herausgebildet und strahlen dadurch einen besonderen landschaftlichen Reiz aus.[2]

Tausende Petroglyphen (Felszeichnungen) wurden über das Ennedi verstreut gefunden. Eine besondere Konzentration ist am südwestlichen Rand festzustellen. Die Felsbilder sind meist in sogenannten abris, leicht geschützten Wänden mit Überhängen und kleinen Höhlen, zu finden. Die Bilder und Ritzungen sind nach aktuellen Schätzungen zwischen 7000 und 2000 Jahren alt.[3][4][5] Sie lassen Rückschlüsse auf Flora und Fauna in dem feuchteren Zeitalter des Nigèro-Tschadien zu und zeugen von der langen Besiedlungsgeschichte des Ennedi durch den Menschen.[6] In jenem Zeitalter des Holozäns entsprangen dem Ennedi die Goz-Kerki-Flüsse, die den Mega-Tschad genannten urzeitlichen See erreichten.[7] Nach Osten hin entwässerte das Ennedi-Gebirge bis vor ca. 4700 Jahren über das Wadi Howar, auch gelber Nil genannt, und ergoss sich im heutigen Sudan in den Nil.[8]

Flora und Fauna

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Das Gebirge hat eine reiche Fauna zu bieten, besonders zu erwähnen sind hier die Westafrikanischen Krokodile (Crocodylus suchus) in den sechs Seen der ca. 1,5 km langen Guelta d’Archei.[9] Sie sind durch die lange Abgeschiedenheit ihrer Population zwergwüchsig geworden und mittlerweile vom Aussterben bedroht. Die Guelta d’Archei liegt im 2110 km² großen Wildtierreservat Fada Archei.[10] Auch die letzten Löwen der Sahara lebten hier bis zu ihrem Aussterben um 1940. In ökologischen Nischen haben sich seit der letzten Feuchtphase im Ennedi (zwischen 11.000 und ca. 4700 vor heute) viele weitere Tiere und Pflanzen gehalten, die heute ansonsten nur wesentlich weiter südlich und damit in feuchteren Gebieten vorkommen. Diese Tiere und Pflanzen bezeichnet man als Reliktfauna bzw. -flora. Besonders beeindruckend sind diese an den wenigen permanenten offenen Wasserstellen, den Gueltas zu sehen. Zu nennen sind hier beispielsweise die Guelta d’Archei, Guelta Maya, Guelta de Bachikele und die Guelta de Koboué.

Eine fundierte Bestandsaufnahme ist schwierig und langwierig, da die Zugänglichkeit des großen Gebirges schwierig ist. In den 1960er Jahren wurde durch den französischen Botaniker Hubert Gillet eine erste umfassende botanische Bestandsaufnahme vorgenommen.[11] Diese gilt bis heute als Referenzwerk. Im Rahmen der Einschreibung des Ennedi auf die UNESCO-Welterbeliste wurden darauf aufbauende Untersuchungen durchgeführt und in einem Bericht zusammengefasst. Der Bericht ist im Anhang zum Welterbeantrag veröffentlicht.[12]

UNESCO-Welterbe

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Ennedi-Massiv: Natur- und Kulturlandschaft
UNESCO-Welterbe  
Vertragsstaat(en): Tschad  Tschad
Typ: gemischt
Kriterien: (iii)(vii)(ix)
Fläche: 2.441.200 ha
Pufferzone: 0.777.800 ha
Referenz-Nr.: 1475
UNESCO-Region: Afrika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2016  (Sitzung 40)

2016 wurde das Ennedi-Massiv in die Welterbeliste aufgenommen.

Das Ennedi-Massiv erfüllt drei der Kriterien für eine Anerkennung als UNESCO-Kultur- und -Naturerbestätte:[13]

  • (iii): Tausende über das Ennedi-Massiv verteilte Felsmalereien bezeugen die Anwesenheit von Menschen in der Vergangenheit. […]
  • (vii): Aus der Ferne erscheint ganz unerwartet der beeindruckende Schatten des Ennedi-Massivs über der weiten Wüstenebene. Sein urtümlicher Zustand erweckt den Anschein als würde er in ein Land eintauchen, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Der Sandstein zeigt sich in so vielen verschiedenen Formen und Farben, dass er für den Beobachter ein beispielloses Spektakel ergibt. […]
  • (ix): Das Plateau wird von tiefen Tälern und Canyons eingeschnitten, in denen sich Wasser sammelt und Vegetation gedeiht. Die Canyons spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. In den größten bilden sich Gueltas, von denen einige das ganze Jahr über mit Wasser befüllt sind. Dieses dauerhafte Wasservorkommen ist entscheidend für das Überleben von Fauna, Flora und Menschen. […]

Im Rahmen der Aufnahme auf die UNESCO-Welterbeliste wurde das Gebiet[14] auch auf nationaler Ebene unter Schutz gestellt. Ein Managementplan beschreibt die wichtigsten Punkte zum Schutz der natürlichen und kulturellen Werte. Es konnte ein professionelles Management des Gebietes in Zusammenarbeit zwischen den tschadischen Behörden und einer privaten Stiftung etabliert werden.[15]

Siehe auch

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Commons: Ennedi-Massiv – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Tschad MUZ-Online.de (Memento vom 24. März 2014 im Internet Archive)
  2. Comité technique chargé de l'exécution et de la mise en oeuvre de la Convention de l'UNESCO sur le Patrimoine Mondial du Tchad: Proposition d'inscription du Massif de l'Ennedi paysage naturel et culturel sur la Liste du patrimoine mondial Tchad
  3. CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A. (éds.): Images rupestres de l'Ennedi, Tchad : 1° partie. Zone nord-Niola Doa 1. Hrsg.: CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A. Band 1. Paris 1996.
  4. CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A.: Images rupestres de l'Ennedi, Tchad : 2° partie. Archeï 2. Hrsg.: CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A. Band 2. Paris 2002.
  5. CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A.: Images rupestres de l'Ennedi, Tchad : 3° partie. Centre et sud-est 3. Hrsg.: CHOPPY J., CHOPPY B., SCARPA FALCE S., SCARPA FALCE A. Band 3. Paris 2003.
  6. Tilman Lenssen-Erz: Rock art in African Highlands, Ennedi Highlands, Chad – Artists and Herders in a Lifeworld on the Margins (englisch)
  7. Frédéric Bouchette, Mathieu Schuster, Jean-François Ghienne, Cléa Denamiel, Claude Roquin, Abderamane Moussa, Patrick Marsaleix, Philippe Duringer: Hydrodynamics in Holocene Lake Mega-Chad (Memento des Originals vom 24. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bouchette.org (PDF-Dokument) (englisch)
  8. KRÖPELIN S. (1993), Zur Rekonstruktion der spätquartären Umwelt am Unteren Wadi Howar (Südöstliche Sahara / NW-Sudan). Berliner Geographische Abhandlungen 54, Berlin.
  9. FERGUSSON R. A.: Nile crocodile, Crocodylus niloticus. In: MANOLIS S. & STEVENSON C. (Hrsg.): Crocodiles: Status Survey and Conservation Action Plan.: Third Edition. 3. Auflage. Darwin 2010, S. 84–89.
  10. BirdLife International: Fada Archei. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  11. GILLET H. (1968), Le peuplement végétal du massif de l'Ennedi (Tchad). Muséum National d'Histoire Naturelle Paris : Mémoires du Muséum National d'Histoire Naturelle / B 17, Paris, Éd. du Muséum.
  12. https://whc.unesco.org/uploads/nominations/1475.pdfS. 660–745
  13. Décision : 40 COM 8B.15. Examen des propositions d'inscription de biens mixtes sur la Liste du patrimoine mondial.
  14. Karte des Ennedi Gebirges mit den offiziellen Grenzen der UNESCO-Welterbestätte
  15. African Parks – Ennedi