Bodio TI

Gemeinde im Kanton Tessin in der Schweiz
TI ist das Kürzel für den Kanton Tessin in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Bodiof zu vermeiden.

Bodio (lombardisch Böit) ist eine politische Gemeinde im Kreis Giornico im Bezirk Leventina des Kantons Tessin in der Schweiz.

Bodio
Wappen von Bodio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Leventinaw
Kreis: Kreis Giornico
BFS-Nr.: 5064i1f3f4
Postleitzahl: 6743
UN/LOCODE: CH BOD
Koordinaten: 712962 / 137571Koordinaten: 46° 22′ 48″ N, 8° 54′ 25″ O; CH1903: 712962 / 137571
Höhe: 321 m ü. M.
Höhenbereich: 303–2026 m ü. M.[1]
Fläche: 6,48 km²[2]
Einwohner: 899 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 139 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
45,6 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Stefano Imelli
Website: www.bodio.ch
Lage der Gemeinde
Karte von BodioGelmerseeRäterichsbodenseeGrimselseeToteseeGöscheneralpseeLai da CurneraLai da NalpsLai da Sontga MariaLago di LuzzoneLago di LucendroLago della SellaLago RitómLago di TomLago della StabbioLago di CadagnoLago di DentroLaghi ChièraLago TremorgioLago del SambucoLago di MorghiroloLago LaghettoLago del NarètLago NeroLago SfundauLago di RobieiLago del ZöttLago dei CavagnööLago del ToggiaLago CastelLago di MorascoLago del SabbioneGriessee (Schweiz)Bacino di Val MalvagliaItalienKanton BernKanton GraubündenKanton UriKanton WallisBezirk BellinzonaBezirk BlenioBezirk LocarnoBezirk RivieraBezirk VallemaggiaAiroloBedrettoFaidoBodio TIGiornicoPersonicoPollegioDalpePrato (Leventina)Quinto TI
Karte von Bodio
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Geographie

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Sie liegt auf einer Höhe von 331 m ü. M. in der unteren Valle Leventina an der Strasse Biasca-Airolo, am linken Ufer des Ticino, 5 km nordwestlich von Biasca.

Nachbargemeinden sind Pollegio, Personico, Giornico und Serravalle.

Geschichte

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1227 wurden Bodio als Boidi sowie die dortige Kirche Santo Stefano erwähnt. Zusammen mit den oberhalb gelegenen, im Mittelalter bewohnten Siedlungen von Simbra (oder Saimola) bildete das Dorf eine Degagna der ehemaligen Nachbarschaft Giornico. Während der Herrschaft des Domkapitels Mailand über die drei ambrosianischen Täler wurden im Mai und November in Bodio die sogenannte placita donnegalia der Leventina abgehalten, Versammlungen, die dazu dienten, Recht zu sprechen und einige Abgaben einzufordern. Bis ins 16. Jahrhundert gehörte das Dorf zur Pfarrei Giornico. Eine eigene Pfarrei Bodio ist ab 1567 belegt, bis 1602 gehörte auch Pollegio dazu. Letztere wurde vermutlich zusammen mit einem grossen Dorfteil durch einen Erdrutsch im 15. Jahrhundert zerstört. Die heutige Kirche stammt aus dem 19. Jahrhundert. 1799 erstellten die österreichisch-russischen Truppen Suworows im Dorf ein verschanztes Lager. Bodio stimmte 1814 für den Anschluss der Leventina an den Kanton Tessin.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überschwemmte der Fluss Ticino die Gemeinde mehrfach. Diese Naturkatastrophen verursachten grosse Schäden und forderten Todesopfer. Ende des 19. Jahrhunderts setzte eine grosse Auswanderungswelle ein. Etwa ein Fünftel der damaligen Bevölkerung Bodios wanderte in die Vereinigten Staaten aus und siedelte vorwiegend in Kalifornien und Nevada.

Das Elektrizitätswerk Centrale elettrica della Biaschina entstand in den Jahren 1906–1911.[5] Unternehmen wie die Metallschleifwerkstätten Diamant,[5] die Officine del Gottardo[5] (Metallkomponenten) und die chemischen Werkstätten von Nitrum[5] (Derivate aus Stickstoff) und zwei Betriebe zur industriellen Gewinnung von Calciumcarbid[5] wurden in Bodio gegründet. Der Niedergang dieser Unternehmen begann mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, da die Produktion wieder umgestellt werden musste, die während des Konflikts hauptsächlich aus Kriegsmaterial für Sprengstoffe bestand, und die Erhöhung der Eisenbahntarife. Am 21. Juli 1921 zerstörte eine Explosion fast gänzlich drei Fabriken und tötete 15 Personen. Der Sachschaden belief sich auf 6 Millionen Franken.[6][7]

Bodio bildet nach wie vor eine eigenständige Bürgergemeinde.[8]

Bevölkerung

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Bevölkerungsentwicklung[9]
Jahr 1354 1567 1602 1745 1850 1880 1900 1950 1980 2000 2010
Einwohner 32 Feuerstätten 50 Feuerstätten 201 323 362 420 356 935 1477 1058 980

Die starke Zunahme der Einwohner zwischen 1950 und 1980 bzw. die starke Abnahme von 1980 bis 2000 ist auf die Stahlwerke Monteforno zurückzuführen. Diese eröffneten 1946 und beschäftigten 1971 1750 Personen. Nach der Übernahme 1977 durch die Firma Von Roll wurden in den Folgejahren in fortschreitendem Masse Arbeitsplätze abgebaut. Am 31. Januar 1995 wurden die Stahlwerke endgültig geschlossen.

Wirtschaft

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Durch den Bau der Gotthardbahn kam Industrie in die Gegend. Das Unternehmen heute ist die Timcal, die synthetisches Graphit und Schmiermittel für hohe Temperaturen produziert. Bis auf 4 Hektar Weinanbau gibt es auf dem Gemeindegebiet keine Landwirtschaft mehr.

Das Südportal des Gotthard-Basistunnels liegt am Ostrand der Gemeinde Bodio, der Installationsplatz und das Besucherzentrum sind in der Nachbargemeinde Pollegio.

Industrie

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Elektrizitätswerk Biaschina
  • Football Club Bodio[11]

Sehenswürdigkeiten

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Persönlichkeiten

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  • Stefano Franscini (1796–1857), Lehrer, Staatsrat, Bundesrat, Publizist und Statistiker
  • Antonio Corecco (1821–1902), Arzt, Gemeindepräsident von Bodio, Tessiner Grossrat und Staatsrat
  • Eros Bellinelli (1920–2019), Journalist und Autor
  • Rodolfo Pedroli (* 29. August 1920 in Bodio; † 3. Februar 2012 in Neuenburg), Bauingenieur, Dozent am Abendtechnikum in Bern für hydraulische Konstruktionen[16]
  • Giorgio Cambissa (* 17. Mai 1921 in Bodio; † 29. Juni 1998 in Muravera (Cagliari)), Komponist und Orchesterdirigent[17]
  • Paolo Paoloni (1929–2019), italienischer Schauspieler
  • Ennio Maccagno (* 1960 in Bodio), Dozent, Philosoph, Schriftsteller, wohnt in Bellinzona[18][19]

Literatur

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Commons: Bodio – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b c d e Roland Hochstrasser: La gestione e la diffusione del patrimonio iconografico del Centro di dialettologia e di etnografia di Bellinzona – Eredità culturale di un territorio in movimento (= Swiss academies reports. Band 10, Nr. 3/2015). Accademia svizzera di science umane e sociali, 2015, ISSN 2297-1564, S. 67.
  6. Celestino Trezzini: Bodio In: Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 2: Biondetti – Brupbacher. Attinger, Neuenburg 1924, S. 285 (PDF Digitalisat).
  7. Angelo Rossi: La catastrofe della Nitrum SA di Bodio. In: Il Cantonetto. Anno LXIX, Fontana Print SA, Lugano dicembre 2022, S. 19–37
  8. Patriziato di Bodio auf ti.ch/di/sel/patriziati
  9. Mario Fransioli: Bodio (TI). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 15. Januar 2021.
  10. Metallwerke Monteforno in portal.dnb.de (abgerufen am: 3. Mai 2016.)
  11. Football Club Bodio (italienisch) auf matchcenter-ftc.football.ch
  12. Angelo Maino (detto Pompeo). In: Sikart
  13. Edoardo Agustoni: Roberto Pasotti. In: Sikart
  14. a b Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, S. 115–116.
  15. Elektrizitätswerk Biaschina (mit Fotos) auf api3.geo.admin.ch/rest/services
  16. Sarah Brian Scherer: Rodolfo Pedroli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Februar 2012, abgerufen am 12. März 2020.
  17. Giorgio Cambissa. Abgerufen am 29. Juni 2024. (mit Foto)
  18. Ennio Maccagno. Biografie und Bibliografie auf Viceversa Literatur (italienisch), abgerufen am 15. Mai 2021
  19. Ennio Maccagno (französisch) auf culturactif.ch/ecrivains