Johannes Sippel (meist Hanns Sippel; * 24. Juni 1892 in Berlin; † 11. November 1973 in Kassel) war ein deutscher Sportlehrer, Psychologe und praktischer Arzt.

Hanns Sippel studierte an der Preußischen Hochschule für Leibesübungen (PrHfL) in Berlin-Spandau Pädagogik, Psychologie und Philosophie und legte 1921 sein Examen als Turn- und Sportlehrer ab. An der Hochschule hatte er im Sportpsychologischen Laboratorium mit Robert Werner Schulte zusammengearbeitet. Am 17. Oktober 1922 promovierte Sippel beim Ordinarius für Alte Sprachen und Gymnasialpädagogik Otto Stählin in Erlangen mit der Arbeit „Der Einfluss des Turnens auf psychische Schülerleistungen. (Eine experimentelle Untersuchung)“ zum Dr. phil. 1925 wurde er Nachfolger Robert Werner Schultes am Psychotechnischen Laboratorium der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin.[1] Jedoch bereits 1925 wurde Kritik an der Ablösung laut. „Sippel stand – ganz am Puls der Zeit – für eine Neuorientierung der Sportpsychologie, indem er sich vor allem am ebenso zeittypischen wie schwammigen Begriff der «Ganzheit», beziehungsweise «Ganzheitlichkeit» orientierte, die in diesem Falle für eine Abkehr von den differenzierenden, die körperlichen Vorgänge und Abläufe fragmentierenden Methoden der apparativen Psychotechnik stand.“[2] Ab Anfang der 1930er Jahre hatte Sippel eine Professur an der Pädagogischen Akademie Dortmund inne. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er 1934 zusammen mit mehr als der Hälfte der Dozenten an Pädagogischen Akademien entlassen. Er wechselte als Professor an ein Berliner Gymnasium. Ab 1939 begann der 47jährige ein Medizinstudium, dass er am 1. März 1945 in Berlin mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog er nach Kassel. Von Februar 1946 bis Ende 1963 war Hanns Sippel niedergelassener Praktischer Arzt in Kassel-Wilhelmshöhe.

  • Körper - Geist - Seele. Grundlage einer Psychologie der Leibesübungen. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1926.
  • Leibesübungen und geistige Leistung. In: Beiträge zur Turn- und Sportwissenschaft. Band 5. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1927.
  • Ich turne täglich! Heft 3. Männer. G. Grosser, Berlin 1927.
  • Ich turne täglich! Turnübungen und Ratschläge. Heft 2. Für Mädchen. Unter- u. Oberstufe. Grosser, Berlin 1927.
  • Carl Diem, Hanns Sippel, Franz Breithaupt: Stadion. Das Buch von Sport und Turnen, Gymnastik und Spiel. Neufeld & Henius, Berlin 1928.
  • Sport/Turnen, Gymnastik und Tanz. In: Dünnhaupts Studien- und Berufsführer. Band 19/20. Dünnhaupt, Dessau 1928.
  • Gesund und froh sein. 4. Teil. Frauen. Ziemsen, Wittenberg 1928.
  • Hanns Sippel: Die körperliche Erziehung des Kindes im Vorschulalter. In: Buch für Mütter und Erzieher. Band 3. Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg 1938.

Literatur

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  • Uwe Wolfradt, Elfriede Billmann-Mahecha: Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933-1945. Ein Personenlexikon, ergänzt um einen Text von Erich Stern. Hrsg.: Armin Stock. Springer Fachmedien, Wiebaden 2015, ISBN 978-3-658-01480-3, S. 419 ff., doi:10.1007/978-3-658-0180-0.
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Einzelnachweise

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  1. Noyan Dinçkal: „Sport ist die körperliche und seelische Selbsthygiene des arbeitenden Volkes“: Arbeit, Leibesübungen und Rationalisierungskultur in der Weimarer Republik. In: Body Politics. Band 1, Nr. 1, 2013, S. 90 (bodypolitics.de [PDF; 407 kB]).
  2. Noyan Dinçkal: «In die seelische Struktur des Sportmanns eindringen» Sport als psychotechnische Versuchsanordnung in der Weimarer Republik. In: Franz Bockrath (Hrsg.): Anthropotechniken im Sport: Lebenssteigerung durch Leistungsoptimierung? transcript Verlag, Bielfeld 2012, ISBN 978-3-8376-1868-6, S. 169.


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