Ein Antemensale (von lateinisch ante, „vor“, und mensa, „Tisch“) oder Frontale ist als Sonderform des sonst üblicherweise textilen Antependiums eine verzierte Holz- oder Metallplatte, mit der die Vorderseite des Altartischs in einer Kirche verkleidet ist.

Geschichte

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Antemensalen als Verkleidung der Vorderseite des Altartischs kamen im 8. Jahrhundert auf. Wie bei den etwa gleichzeitig aufkommenden Altarretabeln zeigen sie Szenen aus der Heilsgeschichte, häufig mit einem thronenden Christus in der Mandorla im Zentrum. Damit wurde die Bedeutung des Altars als Ort der Gegenwart Christi in der Eucharistie besonders herausgestellt. Neben Bildprogramme, die Jesus Christus als Mittelpunkt hatten, traten Marien- und Heiligenlegenden.

Das älteste bekannte Exemplar ist das Antemensale des Pala d’oro im Markusdom, das als Vorbild für das Basler Antependium und das Pala d’oro im Aachener Dom aus dem 11. Jahrhundert diente. Waren Antemensalen während der Romanik meist in Form von Reliefs gestaltet, häufig vergoldete Metalltafeln, setzten sich in der Gotik bemalte Holztafeln durch. Mit den hölzernen Verkleidungen aus Quern und Rieseby sind zwei Objekte aus dem heutigen Schleswig-Holstein erhalten, die zusammen mit den zahlreichen skandinavischen Beispielen die Verbreitung dieser Kunst in Nordeuropa im 12. und 13. Jahrhundert belegen.

Ab dem späten Mittelalter wurde das feste Antependium durch eine aus Stoff bestehende Altarverkleidung, die meist mehrmals im Laufe des Kirchenjahres gewechselt wird, ersetzt. Deshalb sind Antemensale seit dem 15./16. Jahrhundert fast ausschließlich Schmuckelemente. 1570 machte die römisch-katholische Kirche auswechselbare Antependien zur Pflicht. Erst in der Barockzeit wurden wieder Antemensalen aus Metall geschaffen. Dabei handelte es sich meist um reine Schmuckelemente, höchstens mit einem Medaillon in der Mitte.

Auch in evangelischen Kirchen wurden Antemensalen nach der Reformation ungebräuchlich. Mittelalterliche Antemensalen befinden sich daher nur noch selten am ursprünglichen Ort. Besonders viele haben sich in Skandinavien erhalten, allein in Norwegen 31 bemalte Holztafeln aus dem 13./14. Jahrhundert. Besonderheiten sind das nachreformatorische Antemensale, das 1561 für die Kirche in Torslunde geschaffen wurde, mit einer Darstellung des evangelischen Gottesdienstes nach einem Holzschnitt von Lucas Cranach, und das passend zu dem Schriftaltar von 1613 gestaltete Antemensale in der St.-Aegidien-Kirche (Stedesdorf). Erst 1717 wurde das Antemensale der Sønderho Kirke geschaffen.

Beispiele

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Literatur

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  • Joseph Braun: Altarantependium (A. In der katholischen Kirche). In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. I (1934), Sp. 441–459; bes. Abschnitt III. A. aus Metall und Holz.
  • Martin Blindheim: De malte antemensaler i Norge. Höjdpunkter i norsk kunst. In: Årsbok för svenska staten konstsamlingar (1968), S. 28–50.
  • Magne Malmanger, Laszlo Berczelly, Signe Fuglesang (Hrsg.): Norwegian Medieval Altar Frontals and Related Material. Rom 1995.
  • Erla Bergendahl Hohler, Nigel J. Morgan, Anne Wichstrøm, Unn Plahter, Bjørn Kaland: Painted altar frontals of Norway 1250-1350. 3 Bände, Oslo 2004, ISBN 1-873132-44-1.
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Commons: Antemensale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. heute im Staatlichen Historischen Museum in Stockholm
  2. a b heute im Dänischen Nationalmuseum
  3. heute im Universitätsmuseum Bergen
  4. Herta Lepie, Georg Minkenberg: Der Domschatz zu Aachen. 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, S. 41 f. (Herta Lepie).
  5. Vivien Bienert: Das Comburger Antependium. Bemerkungen zu seiner kunsthistorischen Stellung als vermeintliches „Hauptwerk der süddeutschen Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts“. In: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Klaus Gereon Beuckers (Hrsg.): Kloster Grosscomburg. Neue Forschungen. Regensburg 2019, ISBN 978-3-7954-3442-7, S. 185–207.
  6. Moritz Woelk, Manuela Beer (Hrsg.): Museum Schnütgen. Handbuch zur Sammlung. Hirmer Verlag, München 2018, ISBN 978-3-7774-2893-2, S. 94 f. (Karen Straub).
  7. Joachim Poeschke: Das Soester Antependium. Fakten, Fragen, Hypothesen. In: Ders. u. a. (Hrsg.): Das Soester Antependium und die frühe mittelalterliche Tafelmalerei. Kunsttechnische und kunsthistorische Beiträge (= Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Band 80). Münster 2002, S. 11–36; Géza Jászai: „Das schaubare Wort“. Randbemerkungen zum Antependium aus der ehemaligen romanischen Klosterkirche St. Walburga zu Soest. In: Soester Zeitschrift. Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Heimatpflege Soest 118/119 (2006/2007), S. 7–23.
  8. Antependium (Pl.O.201). In: objektkatalog.gnm.de. Abgerufen am 14. Mai 2022.
  9. Joachim Kruse: Der Querner Antependium. Dissertation Universität Kiel 1958; Joachim Kruse: Das Kupfergold. Antependium aus Groß-Quern in Angeln. In: Nordelbingen 30 (1961), S. 83–99.
  10. Uwe Albrecht (Hrsg.): Schleswig. Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen auf Schloss Gottorf (= Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Band 3). Ludwig, Kiel 2016, S. 32–36, Nr. 4 (Ulrike Nürnberger).
  11. Justin Kroesen, Stephan Kuhn: Die Sammlung mittelalterlicher Kirchenkunst. Universitätsmuseum zu Bergen (Norwegen). Schnell & Steiner, Regensburg 2022, S. 90 f., Nr. 35.
  12. Uwe Albrecht (Hrsg.): Die Kirchen im Landesteil Schleswig. Odenbüll bis Wyk auf Föhr (= Corpus der mittelalterlichen Holzskulptur und Tafelmalerei in Schleswig-Holstein. Band 4.2). Ludwig, Kiel 2019, S. 651–656, Nr. 218 (Ulrike Nürnberger); Finja Zander: Das Antependium des 13. Jahrhunderts in Rieseby. Rekonstruktion und kunsthistorische Einordnung. LIT-Verlag, Münster 2021.