Adolf Braun (Politiker, 1862)

österreichisch-deutscher Journalist und Politiker (SPD), MdR (1862–1929)

Adolf Braun (* 20. März 1862 in Laag[1], Steiermark; † 13. Mai 1929 in Berlin) war ein österreichisch-deutscher Journalist und Politiker der SPD.

Adolf Braun

Adolf Braun war der Sohn des jüdischen Eisenbahnunternehmers Ignaz Braun.[2] Sein Bruder war der sozialdemokratische Publizist Heinrich Braun, seine Schwester Emma war mit dem österreichischen Sozialistenführer Victor Adler verheiratet.

Nach der Matura in Wien 1881 studierte Braun von 1882 bis 1885 in Freiburg im Breisgau und Basel Nationalökonomie und Statistik. Während seines Studiums schloss er sich dem Akademischen Turnverein an. 1886 wurde er in Freiburg zum Doktor der Philosophie promoviert. Anschließend war er zunächst Redakteur bei der sozialdemokratischen Wochenzeitung Gleichheit in Wien, ab 1890 arbeitete er für die Sächsische Arbeiterzeitung in Dresden. Von 1893 an war er Redakteur des Vorwärts in Berlin, wurde wegen seiner Tätigkeit aber im Dezember 1898 aus Preußen ausgewiesen. Er zog nach Nürnberg und wurde dort Chefredakteur der Fränkischen Tagespost, außerdem arbeitete er als Deutschland-Korrespondent der Wiener Arbeiterzeitung. Zudem war er Sekretär des Nürnberger Arbeitersekretariats und führte dabei sozial-statistische Erhebungen über Nürnberger Arbeiterhaushalte durch.[3] 1918 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an.

 
Grab Adolf Brauns

Braun wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt. Seine Grabstätte wurde 1950 in die damals von der DDR-Führung neu errichtete Gedenkstätte der Sozialisten integriert und gehört seither zur Reihe der Gräber und Denkmäler an deren Ringmauer.

In Nürnberg-Muggenhof wurde die Adolf-Braun-Straße nach ihm benannt.

Parteiarbeit

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Braun beteiligte sich 1887 an der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Als er nach Deutschland zog, wechselte er in die SPD über. Von 1920 bis 1927 gehörte er dem Parteivorstand an, in dem er vor allem für das Verlagswesen und die Parteipresse zuständig war. 1921 gehörte er der Programmkommission für das Görlitzer Programm der SPD an. Im selben Jahr übernahm er gemeinsam mit Wilhelm Sollmann die Schriftleitung des Sozialdemokratischen Parlamentsdienstes, woraus drei Jahre später der Sozialdemokratische Pressedienst hervorging.[4]

Tätigkeit als Abgeordneter

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Braun gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an. Anschließend war er bis 1928 Reichstagsabgeordneter.

Veröffentlichungen

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  • Die Arbeiterschutzgesetze der europäischen Staaten. 1890.
  • Berliner Wohnungsverhältnisse. Denkschrift der Berliner Arbeiter-Sanitäts-Kommission. Bearbeitet im Auftrage derselben von Adolf Braun. Verlag der Expedition des „Vorwärts“ Berliner Volksblatt, Berlin 1893.
  • Zeitungs - Fremdwörter und politische Schlagwörter. Verdeutscht und erläutert von Dr. Braun. J.H.W. Dietz Nachfolger, Berlin 1903 (8. verm. aufl. 1929)
  • Ziele und Wege. Erläuterungen der sozialdemokratischen Gegenwartsforderungen. Vorwärts, Berlin 1906.
  • Die Tarifverträge und die deutschen Gewerkschaften. Stuttgart 1908.
  • Die Gewerkschaften. Wesen, Aufbau, Kampfmittel und Ziele der österreichischen und deutschen Gewerkschaften. Vortragsdispositionen. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung Ignaz Brand & Co., Wien 1910
  • Statistik. Aufgaben, Methoden und Resultate der Statistik. Ein kurzer Abriß für Arbeiter, Verlag von Robert Danneberg, Wien, 1912.
  • Die Gewerkschaften, ihre Entwicklung und Kämpfe. Fränkische Verlagsanstalt, Nürnberg 1914.
  • Gleiches Recht für Frauen! Eine Werbeschrift mit Beiträgen von Emmy Freundlich, Siegfried Nestriepke, Adelheid Popp. Hrsg. von Adolf Braun. Fränk. Verlags-Anstalt & Buchdruckerei, Nürnberg 1914
  • Sturmvögel der Revolution!. Aktenstücke zur Vorgeschichte der Revolution. Buchhandlung Vorwärts Paul Singer, Berlin 1919.
  • Programmentwurf der Sozialdemokratischen Partei. Ein Kommentar. Dietz, Stuttgart 1921.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Ein Ort Laag ist im damaligen Herzogtum Steiermark nicht feststellbar. Wahrscheinlich sind Orte, die slowenisch Lok(a/e) oder Log(a/e) heißen, was sich auf Au iSv. Flussau oder Auwald zurückführen lässt. In Frage käme z. B. Laa(c)k bei Steinbrück, das an der damals errichteten Bahnstrecke Zidani Most–Novska liegt.
  2. Georg Kotowski: Braun, Adolf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB), Band 2. Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 545 f.
  3. Biografie beim Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 6. Juli 2023.
  4. Antje Sommer: Vom Pressedienst zur Pressemitteilung. S. 381. Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, abgerufen am 9. Dezember 2019.