Wahlen im Kanton Bern 2022

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Berner Grossratswahlen vom 27. März 2022
Wahlbeteiligung: 31,90 %[1]
 %
30
20
10
0
25,83
18,89
12,65
11,26
9,81
7,35
5,57
4,15
0,63
0,63
0,55
2,67
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2018
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
−0,93
−3,44
+2,71
−0,46
+2,91
−2,12
−0,60
+0,38
−0,05
+0,13
+0,55
+0,69
1
19
2
32
16
9
12
18
1
44
6
19 32 16 12 18 44 
Insgesamt 160 Sitze

Bei den Wahlen im Kanton Bern 2022 wurden am 27. März 2022 die 160 Mitglieder des Grossen Rates (Parlament), die sieben Mitglieder des Regierungsrats (Regierung) und die 24 Mitglieder des Bernjurassischen Rates (Regionalparlament) für die Legislaturperiode 2022–26 neu gewählt.

Das Wahlverfahren für den Grossen Rat, den Regierungsrat und den Bernjurassischen Rat ist im Gesetz über die politischen Rechte (PRG) geregelt.[2]

Der Grosse Rat besteht aus 160 Mitgliedern, die nach Proporz gewählt werden. Der Wahlkreis Berner Jura erhält unabhängig von der Bevölkerungszahl zwölf Sitze. Die übrigen acht Wahlkreise erhalten proportional zu ihrer Bevölkerungszahl Sitze. Bei der Sitzverteilung auf die Listen nach dem Hagenbach-Bischoff-Verfahren ist das jeweilige Wahlkreisergebnis massgebend, das gesamtkantonale Ergebnis spielt also keine Rolle. Listenverbindungen und Unterlistenverbindungen sind möglich, eine explizite Sperrklausel existiert nicht.

Der Regierungsrat umfasst sieben Sitze, die nach dem Majorzwahlrecht vergeben werden. Im ersten Wahlgang ist gewählt, wer das absolute Mehr erreicht. Sollten nicht alle Sitze im ersten Wahlgang besetzt werden, findet ein zweiter Wahlgang statt, an dem alle Kandidaten teilnehmen können, die mindestens 3 % der Stimmen erzielt haben. Hier genügt das einfache Mehr, es sind also die Kandidaten mit den meisten Stimmen gewählt.

Eine Besonderheit stellt die von der Kantonsverfassung garantierte Minderheitenvertretung des Berner Juras dar. Dabei wird einer der sieben Sitze für französischsprachige Kandidaten mit Wohnsitz im Berner Jura reserviert. Unter den in Frage kommenden Kandidaten wird das geometrische Mittel aus dem gesamtkantonalen und dem regionalen Wahlergebnis ermittelt, um den reservierten Sitz zu besetzen. Auch hier ist im ersten Wahlgang das absolute Mehr erforderlich.

Bei den Regierungsratswahlen vom 25. März 2018 wurden mit Beatrice Simon (Die Mitte, damals BDP), Christoph Neuhaus (SVP), Philippe Müller (FDP) und Pierre Alain Schnegg (SVP) vier bürgerliche Kandidaten gewählt, wodurch die seit der Regierungsratsersatzwahl 2016 bestehende bürgerliche Mehrheit bestätigt wurde. Auf links-grüner Seite wurden Christoph Ammann (SP), Evi Allemann (SP) und Christine Häsler (Grüne) in den Regierungsrat gewählt.

Wahllisten für den Grossen Rat konnten bis am 10. Januar 2022 eingereicht werden.[3] Die bisher im Grossen Rat vertretenen Parteien treten in allen Wahlkreisen an, mit Ausnahme von PSA/Ensemble socialiste (nur im Wahlkreis Berner Jura) und der AL (nur im Wahlkreis Bern). In allen Wahlkreisen treten einige Parteien mit mehreren Listen an, die jeweils mit (Unter-)Listenverbindungen verknüpft sind, so dass eine Stimmenzersplitterung keinerlei Nachteile verursacht. In der Regel handelt es sich bei einer Liste jeweils um die Hauptliste der Partei, während zusätzliche Listen (regionale Listen, Jungparteien, Seniorenlisten etc.) der Hauptliste über die Listenverbindung weitere Stimmen verschaffen sollen. Die SP tritt in den meisten Wahlkreisen mit zwei geschlechtergetrennten Hauptlisten an.

In folgender Tabelle sind für alle Wahlkreise jeweils die kandidierenden Parteien und die jeweilige Anzahl der Listen, mit denen sie antreten, aufgeführt. Jungparteien und ähnliche Listen werden jeweils der Mutterpartei zugeordnet. Listenverbindungen zwischen verschiedenen Parteien sind jeweils mit einem gemeinsamen hochgestellten Buchstaben gekennzeichnet.

Wahlkreis Anzahl Listen SVP SP FDP Grüne Mitte glp EVP EDU Weitere
Berner Jura 17 1a 2b 2a 2b 2 1d 2d 1d PSA/Ensemble socialiste (2)b, Aufrecht, GaPb
BielSeeland 22 2a 4b 3c 2b 1c 3d 2d 1d SDa, PdAb, Aufrecht (2)
Oberaargau 17 1a 3 2a 2d 1a 2d 3d 3a
Emmental 18 2a 3b 3a 2b 2a 2d 2d 1d Aufrecht
Mittelland-Nord 17 1a 2b 2a 2b 1d 3d 2d 1d SD, PPSd, Aufrecht
Mittelland-Süd 14 1a 3b 1a 2b 1d 2d 2d 1d Aufrecht
Bern 19 1a 3b 3d 3b 1d 2d 2d 1d ALb, Aufrecht, Dem. Bewegunga
Thun 19 3 3b 2a 2b 1d 2d 3d 1d Aufrecht, Bürgerl. Stadt- und Landlistea
Oberland 15 3 1b 2 1b 1d 2d 2d 2d «Parteilose»d

Für den Regierungsrat können bis zum 24. Januar 2022 Wahlvorschläge eingereicht werden. Bis auf Beatrice Simon (Die Mitte) treten alle amtierenden Regierungsräte erneut an.

Christoph Neuhaus (SVP), Philippe Müller (FDP) und Pierre-Alain Schnegg (SVP) bilden mit der neuen Kandidatin Astrid Bärtschi (Die Mitte) ein bürgerliches Viererticket. SP und Grüne nominierten neben den Bisherigen Christoph Ammann (SP), Evi Allemann (SP) und Christine Häsler (Grüne) den Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr (SP) mit dem erklärten Ziel, den freigewordenen Sitz von Beatrice Simon (Die Mitte) anzugreifen und die Regierungsmehrheit zu gewinnen. Mit der Kandidatur von Fehr als vierten Kandidaten verzichtete die SP darauf, mit einem Kandidaten aus dem Berner Jura den von Pierre Alain Schnegg gehaltenen reservierten Sitz anzugreifen. Die linke Regionalpartei ES stellte daraufhin jedoch den Grossrat Peter Gasser als Gegenkandidaten auf. Die weiteren im Grossen Rat vertretenen Parteien nominierten Casimir von Arx (GLP) und Christine Grogg (EVP) für den Regierungsrat.

Gemäss einer Umfrage von LeeWas im Auftrag von Der Bund und der Berner Zeitung einen Monat vor der Wahl liegen die sechs bisherigen Regierungsräte vor den neu antretenden Kandidaten. Im Kampf um den siebten Platz läge demnach Astrid Bärtschi drei Prozentpunkte vor Erich Fehr bei einem Fehlerbereich von 2,6 Prozentpunkten. Bei den Grossratswahlen seien nur Verluste bei der SVP und Gewinne bei GLP und Mitte statistisch signifikant.[4]

Umfragen zur Regierungsratswahl
Institut Datum Ammann Allemann Schnegg Müller Häsler Neuhaus Bärtschi Fehr von Arx Grogg Gasser Sonstige
LeeWas 21.–28. Feb. 2022 50 45 44 44 42 40 37 34 24 14 5 11

Ergebnisse der Grossratswahlen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Sitzverteilung
1
19
2
32
16
9
12
18
1
44
6
19 32 16 12 18 44 
Insgesamt 160 Sitze
Partei Wähler Prozent (+/−)[1] Sitze (+/−)
Schweizerische Volkspartei 25,8 % −0,9 % 44 −2
Sozialdemokratische Partei 18,9 % −3,3 % 32 −6
Grüne Kanton Bern 12,7 % +2,7 % 19 +5
FDP.Die Liberalen 11,3 % −0,4 % 18 −2
Grünliberale Partei 9,8 % +2,9 % 16 +5
Die Mitte 7,4 % −2,0 % 12 −1
Evangelische Volkspartei 5,6 % −0,6 % 9 −1
Eidgenössisch-Demokratische Union 4,2 % +0,4 % 6 +1
Aufrecht 1,9 % neu 0 neu
Parti socialiste autonome/Ensemble socialiste 0,6 % −0,1 % 2 ±0
Alternative Linke 0,6 % +0,1 % 1 ±0
Bürgerliche Stadt- und Landliste 0,6 % neu 1 neu
Partei der Arbeit 0,2 % ±0,0 % 0 ±0
«Parteilose» 0,2 % neu 0 neu
Schweizer Demokraten 0,1 % −0,1 % 0 ±0
Piratenpartei 0,1 % −0,1 % 0 ±0
Demokratische Bewegung 0,1 % neu 0 neu
Parti Vert Alternatif (Grün alternative Partei) 0,0 % −0,3 % 0 ±0

Ergebnisse nach Wahlkreisen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wahlkreis SVP SP Grüne FDP glp Mitte EVP EDU PSA/ES AL BSL Aufrecht PdA Sonstige
Berner Jura
12 Sitze
30,8 %
4
+1,7 %
±0
14,3 %
2
−5,4 %
±0
12,1 %
1
+3,8 %
±0
13,0 %
2
−1,2 %
±0
01,6 %
0
+0,9 %
±0
05,2 %
0
−1,2 %
±0
04,7 %
1
+0,2 %
±0
03,0 %
0
−0,3 %
±0
13,7 %
2
−0,2 %
±0
01,2 %
0
00,5 %
0
+0,5 %
±0
BielSeeland
27 Sitze
23,8 %
7
−0,9 %
±0
21,4 %
6
−1,9 %
−1
10,2 %
3
+0,8 %
+1
14,6 %
4
+0,5 %
±0
10,6 %
3
+4,8 %
+1
8,0 %
2
−4,3 %
−1
04,9 %
2
−0,4 %
+1
02,0 %
0
+0,3 %
±0
02,8 %
0
01,2 %
0
−0,1 %
±0
00,5 %
0
−1,6 %
±0
Oberaargau
12 Sitze
33,8 %
5
+2,7 %
+1
16,3 %
2
−4,2 %
−1
07,4 %
1
+1,0 %
+1
12,5 %
1
−1,4 %
−1
08,1 %
1
+3,6 %
+1
06,8 %
1
−2,9 %
±0
07,3 %
0
+0,9 %
−1
08,0 %
1
+2,2 %
±0
−2,1 %
±0
Emmental
15 Sitze
34,5 %
6
−1,0 %
±0
16,2 %
2
+0,3 %
±0
07,8 %
1
−0,2 %
±0
10,0 %
1
+1,9 %
±0
07,1 %
1
+1,2 %
±0
10,2 %
2
−3,7 %
±0
05,9 %
1
−0,3 %
±0
06,0 %
1
−0,8 %
±0
02,3 %
0
Mittelland-Nord
22 Sitze
20,6 %
5
−2,3 %
−1
19,0 %
4
−4,2 %
−2
13,8 %
3
+3,9 %
+1
13,1 %
3
−1,5 %
±0
12,5 %
3
+4,2 %
+1
10,2 %
2
−1,3 %
±0
05,3 %
2
−1,4 %
+1
01,8 %
0
+0,3 %
±0
02,5 %
0
01,5 %
0
±0,0 %
±0
Bern
20 Sitze
08,3 %
1
−1,0 %
−1
30,1 %
7
−3,3 %
±0
25,5 %
5
+6,8 %
+1
08,9 %
2
−1,6 %
±0
12,1 %
2
+1,9 %
±0
05,1 %
2
−0,9 %
+1
03,0 %
0
−0,2 %
−1
00,7 %
0
±0,0 %
±0
04,5 %
1
+1,0 %
±0
01,1 %
0
−1,4 %
±0
00,8 %
0
−2,1 %
±0
Mittelland-Süd
20 Sitze
26,8 %
6
+0,1 %
+1
17,7 %
4
−6,2 %
−1
12,7 %
2
+3,0 %
±0
09,9 %
2
−1,0 %
±0
11,4 %
3
+2,6 %
+1
07,6 %
1
−1,2 %
−1
06,3 %
1
−1,1 %
±0
04,6 %
1
+0,4 %
±0
03,0 %
0
Thun
16 Sitze
27,7 %
4
−4,7 %
−1
15,6 %
3
−4,4 %
−1
12,4 %
2
+2,9 %
+1
07,6 %
1
−0,9 %
−1
08,6 %
2
+2,5 %
+1
05,4 %
1
−3,3 %
±0
08,2 %
1
−1,1 %
−1
06,6 %
1
+1,0 %
±0
05,1 %
1
02,9 %
0
Oberland
16 Sitze
39,6 %
6
+0,2 %
−1
12,3 %
2
−2,8 %
±0
06,2 %
1
+1,0 %
±0
12,4 %
2
+1,2 %
±0
08,6 %
1
+2,4 %
±0
05,8 %
1
−3,5 %
±0
05,7 %
1
−0,9 %
±0
08,1 %
2
+1,0 %
+1
01,4 %
0
+1,4 %
±0

Ergebnis der Regierungsratswahlen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im ersten Wahlgang am 27. März 2022 konnten alle sieben Sitze besetzt werden.

Kandidat Partei Stimmen %
Christoph Ammann SP 122'356 53,0 % Gewählt
Philippe Müller FDP 121'085 52,5 % Gewählt
Christine Häsler Grüne 120'981 52,4 % Gewählt
Pierre Alain Schnegg SVP 117'143 50,8 % Gewählt
Evi Allemann SP 115'757 50,2 % Gewählt
Astrid Bärtschi-Mosimann Die Mitte 109'733 47,6 % Gewählt
Christoph Neuhaus SVP 103'979 45,1 % Gewählt
Erich Fehr SP 87'765 38,0 %
Absolutes Mehr 77'674 33,7 %
Christine Grogg EVP 47'283 20,5 %
Casimir von Arx glp 41'369 17,9 %
Joshua Baumann Aufrecht 17'607 7,6 %
Peter Gasser ES 15'992 6,9 %
Pascal Fouquet Piraten 14'782 6,4 %
Mark Steiner Aufrecht 13'887 6,0 %
Jorgo Ananiadis Piraten 11'240 4,9 %
Verena Lobsiger-Schmid parteilos 10'202 4,4 %
Dalyan Paolo Tramacere parteilos 08'866 3,8 %
Bruno Moser menschen:partei 07'407 3,2 %

Gültige Wahlzettel: 230'669

Stimmbeteiligung: 31,2 %[5]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Kantonale Parlamentswahlen: Parteistärken mit Zuteilung der Mischlisten auf die Parteien. Bundesamt für Statistik, 29. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  2. Gesetz über die politischen Rechte (PRG) vom 05.06.2012 (Stand 01.07.2021). Staatskanzlei des Kantons Bern, 1. Juli 2021, abgerufen am 11. November 2021.
  3. Kantonale Wahlen 2022 - Regierungsrat legt Terminplan für die Wahlen 2022 fest. Staatskanzlei des Kantons Bern, 28. Juni 2021, abgerufen am 29. Oktober 2021.
  4. Christoph Hämmann: https://www.derbund.ch/buergerliche-haben-die-nase-vorn-387489801296. Berner Zeitung, 7. März 2022, abgerufen am 8. März 2022.
  5. Wahlen und Abstimmungen — Ergebnis der Regierungsratswahlen (Provisorische Ergebnisse). Abgerufen am 27. März 2022.