Nachbergbau
Nachbergbau bezeichnet alle Maßnahmen in einer Region nach Ende der Gewinnung im Bergbau.
Grundlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenn in einem Bergrevier der Bergbau beendet wird, bleiben eine Vielzahl von Hinterlassenschaften des Bergbaus.[1] Insbesondere in Regionen, in denen über mehrere Jahrhunderte Bergbau betrieben wurde, ist die Anzahl der Hinterlassenschaften sehr groß und vielfältig.[2] So sind noch eine Vielzahl von alten Stollen, Schächten und Strecken vorhanden.[3] Ein großer Teil dieser Grubenbaue ist noch nicht oder nur unzureichend gesichert. So geht man alleine im Ruhrgebiet davon aus, dass mehr als tausend Schächte aus dem Altbergbau nicht bekannt sind. Viele Schächte aus dem Altbergbau sind nicht richtig verwahrt.[4] Durch den Bergbau wurden sehr viele untertägige Hohlräume geschaffen, die allmählich mit Grubenwasser voll laufen. Dieses Grubenwasser kann, wenn es nicht gehoben wird, in den Grundwasserleiter eindringen und sich mit dem Grundwasser vermischen.[5] Oftmals sind von den geschlossenen Bergwerken noch viele Tagesanlagen und Bergwerksareale vorhanden, die möglichst zügig einer weiteren Nutzung zugeführt werden sollten.[1] Wenn in einer Region Tagebau betrieben wurde, musste dort in der Regel der Grundwasserspiegel abgesenkt werden, dieses soll nach Beendigung des Tagebaus möglichst zügig wieder auf den vorbergbaulichen Zustand wieder ansteigen.[6]
Themenfelder und Aufgaben des Nachbergbaus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Nachbergbau wird die Gesamtheit aller Prozesse und Aufgaben nach Beendigung der Rohstoffgewinnung verstanden. Hierzu zählen neben den unmittelbaren Aufgaben der Sicherung und Sanierung von bergbaulichen Hinterlassenschaften auch das langfristige und nachhaltige Management der Lagerstätten und der in Anspruch genommenen Flächen.[1] Klassische Themenfelder sind das Risikomanagement im Altbergbau sowie die Renaturierung und Rekultivierung ehemals bergbaulich genutzter Flächen.[2] Wesentliche Aufgaben sind neben dem Grund- und Grubenwassermanagement im Stein- und Braunkohlenbergbau[6] auch der Rückbau und die Verfüllung von montanen Erkundungs- und Förderbohrungen sowie die Verwahrung von Standorten der Öl- und Gasindustrie. Hierzu zählt auch das Geo-Monitoring postmontaner Prozesse und Wirkungszusammenhänge (z. B. Bergschäden). Die Grundlagen hierfür liefert ein umfassendes Daten-, Informations- und Wissensmanagement.[2] Hinzu kommen Baumaßnahmen an der Infrastruktur wie z. B. Poldermaßnahmen an Flüssen.[1] Aufgrund dieser vielfältigen Aufgaben wurde ein eigener Studiengang "Geoingenieurwissenschaften und Nachbergbau" geschaffen.[2]
Forschung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2015 wurde an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) in Bochum das Forschungszentrum Nachbergbau (FZN) gegründet,[7][8] dessen Fokus auf der wissenschaftlichen Begleitung der Ewigkeitsaufgaben des Steinkohlenbergbaus liegt.[7]
Alle zwei Jahre findet die Fachtagung „NACHBergbauzeit in NRW“ statt.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Kretschmann, Christian Melchers (Hrsg.): Done for good. Challenges of post-mining. Anthology by the Research Institute of Post-Mining, TH Georg Agricola University, Bochum, Germany. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum. 212). Bochum 2016, ISBN 978-3-937203-79-9.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Walter Leal Filho (Hrsg.): Aktuelle Ansätze zur Umsetzung der UN Nachhaltigkeitsziele. Springer Spektrum Verlag, Berlin/ Heidelberg 2019, ISBN 978-3-662-58716-4, S. 158–162.
- ↑ a b c d Christian Melchers, Peter Goerke-Mallet, Karl Kleineberg: Elements and aspects of the post-mining era = Elemente und Aspekte des Nachbergbaus. In: Mining report. 152 (2016), No. 3, ISSN 2195-6529, S. 215–223.
- ↑ Georg Leupol, Maja Hocker: Befahrerhandbuch. Streitschrift zu Arbeitsweisen der praktischen bergbauhistorischen Forschung, S. 21, 22, 145–152.
- ↑ Dieter D. Genske: Ingenieurgeologie Grundlagen und Anwendung. Springer Verlag, Berlin/ Heidelberg 2006, ISBN 3-540-25756-X, S. 457.
- ↑ Christian Melchers, Peter Goerke-Mallet: Nachbergbau im Ruhrrevier: Aufgaben und Perspektiven. In: Henny Gerschel, Volker Wrede (Hrsg.): Schicht im Schacht? Der Steinkohlenbergbau an der Ruhr. 43. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologische Vereinigung. 16.–18. März 2018 in Witten/Ruhrgebiet. (= Exkursionsführer und Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften. 259). Duderstadt 2018, ISBN 978-3-86944-181-8, S. 81–90.
- ↑ a b Christian Forkel, Sara Hassel, Piercristian Rinaldi, Cristian Müller: Themen des Grundwasseranstiegs im Rheinischen Braunkohlerevier. In: WasserWirtschaft. Sonderdruck aus Wasserwirtschaft 04/2017, 107. Jahrgang, Springer Vieweg, ISSN 0043-0978, S. 2–9.
- ↑ a b Forschungszentrum Nachbergbau - TH Georg Agricola. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. Oktober 2019; abgerufen am 2. Oktober 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ RAG-Stiftung: Forschungszentrum Nachbergbau. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- ↑ NACHBergbauzeit in NRW: THGA und Bezirksregierung Arnsberg diskutieren Aufgaben und Perspektiven. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thementag Nachbergbau im Deutschen Bergbau-Museum Bochum am 9. September 2018.