Landnelke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Landnelke

Landnelke (Dianthus caryophyllus) im Taurus-Gebirge

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Gattung: Nelken (Dianthus)
Art: Landnelke
Wissenschaftlicher Name
Dianthus caryophyllus
L.

Die Landnelke oder Edel-Nelke (Dianthus caryophyllus), in kultivierter Form meist Gartennelke, Garten-Nelke[1] oder kurz Nelke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nelken (Dianthus) innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Sie stammt aus dem Mittelmeerraum und wird seit dem Altertum als Zierpflanze kultiviert.

Ungefüllte Blüten von der Seite
Früchte
Gefüllt blühende, mehrfarbige Sorte der Gartennelke

Vegetative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Landnelke ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 40 bis 80 Zentimetern. Die kreuzgegenständigen Laubblätter sind linealisch-lanzettlich, ganzrandig und blau-grün.[2]

Generative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Der Stängel trägt mehrere Blüten und kann dichasial oder rispig (mit weiter wachsendem Mitteltrieb) verzweigt sein. Die duftenden, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch. Der Außenkelch ist etwa ¼ so lang wie der Kelch. Der den Kelch besteht aus vier bis sechs Kelchschuppen, die eiförmig sind mit kurz zugespitztem oder stachelspitzigem oberem Ende (siehe Nelken). Die bei der Stammform fünf an der Zahl und rosafarbenen bis roten Kronblätter sind verkehrt-eiförmig bis dreieckig und können vorn gezähnt oder gekerbt sein.[2]

Chromosomensatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 15; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 30 vor.[1][3]

Die Landnelke stammt aus dem Mittelmeerraum.[4] In Europa kommt sie wild in Griechenland und Italien, auf Sizilien und Sardinien vor; dabei ist unsicher, ob sie in einigen dieser Gebiete nur eingeführt ist (wie auch in Spanien und Frankreich).[5] Nach Euro+Med hat sie ursprüngliche Vorkommen nur in Spanien und Kroatien.[6]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[7]

Die Erstveröffentlichung von Dianthus caryophyllus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 410.[4] Das Artepitheton caryophyllus stammt vom griechischen Wort καρυόφυλλον karyóphyllon, was eigentlich „Gewürznelke“ bedeutet (Genaueres im Artikel Nelkengewächse).

Nelken begleiten den Menschen seit alter Zeit. Medizinische Anwendung bei Magenverstimmung und Fieber. Nelkenduft wurde für Essig, Bier, Wein, Saucen und Salate verwendet, Blüten werden oft kandiert.

Schon lange Zeit finden Landnelken hauptsächlich als Zierpflanzen Verwendung. Der weltweit größte Produzent von Nelken als Schnittblumen ist Kolumbien. Im niederländischen Aalsmeer, dem größten Versteigerungszentrum für Schnittblumen in Europa, wurden beispielsweise im Jahr 2005 57 Millionen Schnittnelken umgesetzt, davon 38 Millionen importierte Nelken.[8] Damit gehört die Schnittnelke zu den zehn meistverkauften Schnittblumen im internationalen Schnittblumenhandel.

In Asien, vor allem Südchina, sind getrocknete ganze Nelkenblüten die Grundlage eines schmackhaften Tees. Er hat neben den medizinischen Wirkungen einen optischen Effekt, da die Blüte im warmen Wasser wieder aufzublühen scheint.

Gebirgs- oder Hängenelke

Gebirgshängenelke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gebirgshängenelke gehört aufgrund ihrer Merkmale zur Dianthus caryophyllus. Abkömmlinge dieser Wildnelke sind neben der Landnelke (Grenadinnelke) die stark duftenden Margareten-, Chabaud-, Remontant-, Edel- und Chornelken (Topfchornelke). Die Gebirgshängenelke stammt von der im 18./19. Jahrhundert sehr beliebten Chornelke ab. Ihre dünnen, herabhängenden Triebe sind durch Auslese entstanden. Je nach Herkunft wird die Gebirgshängenelke auch Engadiner oder Tiroler Hängenelke genannt. Sie ist praktisch die einzige Nelkenart, die sich für den Balkon und für Blumenampeln (hängender Blumentopf) eignet. Ihre flammenden Farben (rot, rosa, gelb) entwickeln sich nur unter starkem UV-Einfluss. Deshalb gedeiht sie in sonnigen Bergtälern (Süddeutschland, Österreich, Schweiz) am besten. Früher zierte die Engadinernelke fast jedes Engadinerhaus. Heute sind diese Zierpflanzen praktisch verschwunden. Um die Farbtupfer an den Hausfassaden nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen, sammelt ProSpecieRara Schweiz alte Hängenelkensorten.

Nelken in der Kunst: Dr. Robert John Thornton aus The Temple of Flora (1797–1810).
Mainelke der Gewerkschaften
Wappen von Bottendorf
Wappen von Naunstadt im Taunus

Die Nelke hat in kulturellem Zusammenhang zahlreiche Bedeutungen:[9][10]

Im Mittelalter war die Nelke ein Symbol für die Gottesmutter Maria und die Leiden Christi.[10]

Eine alte lateinische Bezeichnung der Gartennelke war Herba tunica.[11][12]

Drei Länder haben die Nelke als Nationalblume: Spanien, Monaco und Slowenien. Die Nelke ist auch die Regionalblume der Balearischen Inseln.

Die rote Nelke (Mainelke) ist heute ein Symbol der Arbeiterbewegung. Viele sozialistische Parteien auf der ganzen Welt verwenden sie in ihrem Logo. Sie erhielt ihr politisches Image als Arbeiterblume auf dem Internationalen Sozialistenkongress 1889 in Paris. Dort beschloss man, den 1. Mai in allen Ländern als Kampftag zu feiern.

An der Universität Oxford tragen die Studenten traditionell Nelken zu ihren Prüfungen: zur ersten Prüfung weiße, danach rosafarbene und zur Abschlussprüfung rote.

Am 25. April 1974 wurden den portugiesischen Soldaten bei ihrem Aufstand gegen die Diktatur rote Nelken in die Gewehrläufe gesteckt, siehe Nelkenrevolution.

Die Nelke im Wappen von Bottendorf ist eine Armeria maritima subsp. bottendorfensis, die auch Gras- oder Bergnelke genannt wird.

Der Name der Nelke kommt vom mittelhochdeutschen Wort negellîn, was in der Wiener Mundart noch erkennbar ist. Hier wird die Nelke Nagerl genannt, wie z. B. in Johann Nestroys Zauberposse Nagerl und Handschuh (1832).[13]

Weitere deutschsprachige Trivialnamen sind oder waren: Felsennägeli (Bern), Friesenäuglin (bereits 1542 erwähnt), Friesli (Luzern, Bern), Friessnägale, Grasblumen (Hessen), Grasnägeln, Nägelblomen (Siebenbürgen), Nägelnblumen, Nägeli (St. Gallen am Oberrhein), Nagelin, Nägelinblume und Sammetnägeli (Appenzell).[14]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Dianthus caryophyllus L., Garten-Nelke. auf FloraWeb.de
  2. a b Hans Wolfgang Behm: Die Flora um uns. Das farbige Buch der Blumen und Blüten in Gärten und Haus. Berlin 1966.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 370.
  4. a b Dianthus caryophyllus L. im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 13. Oktober 2024.
  5. Flora Europaea online.
  6. Karol Marhold (2011+): Caryophyllaceae: Datenblatt Dianthus caryophyllus In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Dianthus caryophyllus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Oktober 2024.
  8. http://www.aalsmeer.com/AalsmeerUpload/VBA_Kengetallen2005eng.pdf Key figures 2005
  9. Zur kulturellen Bedeutung: Susanne Stephan: Nelken. Ein Portrait. Matthes & Seitz, Berlin 2018. ISBN 978-3-95757-551-7.
  10. a b Antje Peters-Reimann: Die Blume des Zeus. In: Gartenpraxis, 09/2018, S. 90.
  11. Lemery-Lexicon, 1721.
  12. Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 144 (Herba tunicae: Dianthus caryophyllatus L.)
  13. Peter Wehle: Sprechen sie Wienerisch? Von Adaxl bis Zwutschkerl. Verlag Carl Ueberreuther, Wien/Heidelberg 1980, ISBN 3-8000-3165-5; S. 208.
  14. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 134.(eingescannt).