Judenburger Kreis
Der Judenburger Kreis war eine Verwaltungseinheit des Herzogtums Steiermark in Innerösterreich. Er wurde auch als westlicher Teil der Obersteiermark bezeichnet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Judenburger Kreis entstand aus dem Viertel um Judenburg im Rahmen der Verwaltungsreform unter Maria Theresia ab 1748. Diese Reform, welche die frühere Einteilung der Steiermark in Viertel ablöste, wurde unter Graf Haugwitz eingeleitet und ab 1760 unter Graf Kaunitz fortgeführt. Seit Ende des 15. Jahrhunderts hatte die Steiermark fünf[1] Viertel gezählt: Judenburg, Enns- und Mürztal (Brucker Viertel), Vorau (später Hartberg, mit Graz), das Viertel zwischen Mur und Drau und das Viertel Cilli südlich der Drau. Mit der Kreiseinteilung und ihren Ämtern war erstmals eine Verwaltungseinrichtung geschaffen, die zwischen den Verwaltungen der Grundherrschaften und der Regierungsebene lag. An seiner Spitze stand ein Kreishauptmann, der das Kreisamt mit Beamten führte.
Durch die Verwaltungsreform ab 1848 wurde der Kreis dem Brucker Kreis zugeschlagen.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Judenburger Kreis lag im Nordwesten der Steiermark und umfasste das Murtal und die nördlich davon liegenden Gebiete bis zum Ennstal und in das steirische Salzkammergut bei Bad Aussee. Im Westen reichte der Kreis zum Lungau vor Tamsweg und Ramingstein, in seinem Osten lag das Gebiet von Admont und Johnsbach im Gesäuse und das Paltental. Im Judenburger Kreis lagen die niederen Tauern mit Ausnahme der Radstädter Tauern. Der Gebirgsübergang bei Hohentauern, das Glattjoch und der Sölkpass stellten die Verbindungen zwischen Enns- und Murtal her. Städte im Judenburger Kreis waren neben Judenburg Murau, Oberwölz, Knittelfeld und Rottenmann. Die Pfarrsprengel von St. Michael und St. Stefan ob Leoben, gehörten nicht mehr zum Kreis, sie waren vom früheren Judenburger Viertel zum Brucker Kreis gezogen wurden. Ein Streit um die Zugehörigkeit von Kraubath wurde ebenfalls zu Gunsten des Brucker Kreises entschieden. Sitz des Kreises war Judenburg.[2]
Im Westen grenzte der Kreis an das damals selbstständige Erzbistum Salzburg, im Norden an das Erzherzogtum Ob der Enns, im Osten an den Brucker Kreis und (zunächst, bis 1783) der Marburger Kreis, danach der Grazer Kreis. Im Süden lag der Klagenfurter Kreis Kärntens. Diese Ausdehnung wurde bis zur Auflösung des Kreises im Zug der Verwaltungsreform ab 1848 beibehalten.
1788 wurden im Judenburger Kreis 95.773 Einwohner gezählt.
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Das Judenburger Viertel der Steiermark 1678, Vorläufer des Kreises
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Der Judenburger Kreis um 1760
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Der Judenburger Kreis im Nordwesten der Steiermark, 1855
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kontemporäres:
- Joseph Marx von Liechtenstern: Allgemeine Übersicht des Herzogthums Steiermark. Eigenverlag, Wien 1799, div. Ss. Digitalisat, Google, vollständige Ansicht
- Franz Carl Weidmann: Der Judenburger-Kreis im Herzogthum Steyermark. 2. Band von Das pittoreske Oesterreich. Verlag H.F. Müller, Wien 1840.
- Georg Göth: Judenburger Kreis. 3. Band von Das Herzogthum Steiermark, geographisch-statistisch-topographisch dargestellt. Verlag J. G. Heubner, Graz 1843 (Digitalisat, Google, vollständige Ansicht).
- Josef Andreas Janisch: Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark mit historischen Notizen und Anmerkungen. Leykam-Josefsthal, Graz 1878–85, div Ss. Nachdruck: Verlag für Sammler, Graz 1978–79.
Modernes:
- Gernot Peter Obersteiner: Kreisamt und Kreishauptmann in der Steiermark nach 1748. Einrichtung und Tätigkeit der neuen landesfürstlichen Unterbehörden Maria Theresias. In: Geschichtsforschung in Graz. Festschrift zum 125-Jahr-Jubiläum des Instituts für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz. Hrsg. von Herwig Ebner, Horst Haselsteiner u. a. Selbstverlag des Institutes für Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1990, S. 195–208.
- Gernot Peter Obersteiner: Die steirischen Bezirkshauptmannschaften 1868 bis 1918. (mit Vorgeschichte). In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 42/43 (1993), S. 77–98 (PDF, steiermark.at).
- Gernot Peter Obersteiner: Die theresianisch-josephinischen Verwaltungsreformen in Vorder- und Innerösterreich. Ein Überblick. In: Franz Quarthal, Gerhard Faix (Hrsg.): Die Habsburger im deutschen Südwesten. Neue Forschungen zur Geschichte Vorderösterreichs. Stuttgart 2000, ISBN 3-7995-0124-X, S. 415–424.
- Werner Ogris: Staats- und Rechtsreformen. In: Walter Koschatzky (Hrsg.): Maria Theresia und ihre Zeit. Eine Darstellung der Epoche von 1740–1780 aus Anlaß der 200. Wiederkehr des Todestages der Kaiserin. Residenz Verlag, Salzburg und Wien 1979, ISBN 3-7017-0236-5, S. 56–66.
- Fritz Posch: Vorgeschichte und Anfänge der Bezirkshauptmannschaften in der Steiermark. Erweiterter Festvortrag anlässlich der Hundertjahrfeier der steirischen Bezirkshauptmannschaften im Rittersaal des steirischen Landhauses in Graz am 11. Oktober 1968. In: Mitteilungen des steirischen Landesarchivs, Band 18, Graz 1968, S. 101–117. In gekürzter Fassung abgedruckt in: Johannes Gründler: Festschrift „100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich“. Selbstverlag der österreichischen Bundesländer (mit Ausnahme von Wien), 1970, S. 61–71 (PDF, steiermark.at).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Posch, Bezirkshauptmannschaften, S. 103.
- ↑ Walter Brunner: Karten des Brucker und Judenburger Kreises. In: Steiermark Edition, Teil Grenzmark-Herzogtum-Bundesland, STE 01016. Archiv Verlag, Wien 1991 ff.