Festung von Kruja
Festung von Kruja | ||
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Nordseite des Burgfelsen mit der Festung | ||
Staat | Albanien | |
Ort | Kruja | |
Entstehungszeit | 12. Jahrhundert | |
Burgentyp | Höhenburg, Spornlage | |
Erhaltungszustand | Ruine | |
Bauweise | Stein, Holz | |
Geographische Lage | 41° 30′ N, 19° 48′ O | |
Höhenlage | 555 m ü. A. | |
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Die Festung von Kruja (albanisch Kalaja e Krujës und Kështjella e Krujës) ist eine Festung (Spornburg) in der mittelalbanischen Stadt Kruja. Sie war das Zentrum der Kämpfe von Skanderbeg und seiner Liga von Lezha im Mittelalter Albaniens gegen das Osmanische Reich.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Festungsanlage schließt sich südlich an das Zentrum von Kruja mit dem Basar an.
Die Burg liegt auf einem auf allen Seiten steil abfallenden Felsblock, der von Ost nach West wie das herumliegende Gelände leicht abfällt. Die maximalen Ausdehnungen des Plateaus betragen 270 auf 150 Meter.[1] Die Fläche der Anlage beträgt 2,25 Hektar, die Umfassungsmauer ist rund 800 Meter lang.[2]
Durch die steilen Felsen auf allen Seiten gab es nur zwei Zugänge zur Festung.[1] Im Westen ist der Festung unterhalb der Felswand ein kleiner Zwinger vorgelagert, der durch einen gut bewachten, schmalen Gang zwischen Tekke und Hamam erreicht werden kann. Dort befindet sich eine Quelle, von der sich der Name der Stadt Kruja ableitet.[3][1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Burg ist seit dem 4. oder 5. Jahrhundert bewohnt und wurde ab dem 12. Jahrhundert mit Mauern befestigt.[2] In der Folge sah sie diverse Besitzer, darunter der Serbenkönig Stefan Dušan, die Thopia und ab 1415 die Osmanen.[4]
Im Jahr 1443 übernahm Skanderbeg die Burg kampflos. Die Festung wurde drei Mal – 1450, 1466 und 1467 – von großen osmanischen Heeren belagert, bis sie beim vierten Mal im Jahr 1478, zehn Jahre nach dem Tod Skanderbegs, fiel.[4] Die Türken errichteten danach diverse Häuser im osmanischen Stil,[2] und auch die Festungsanlage zu großen Teilen neu,[5] so dass heute vor allem osmanische Bauten zu sehen sind.[1]
Ein Erdbeben im Jahr 1617 ließ Felswände im südöstlichen Bereich einfallen, was die darüberliegende Burgmauer zerstörte.[1] Die Festung wurde gemäß Machiel Kiel im Jahr 1831 bei Aufständen gegen die Tanzimat von den Osmanen geschleift;[5] Baki Dollma gibt 1855 an.[6]
Im Toptani-Haus, einem großen und aufwändig gestalteten osmanischen Herrenhaus aus dem Jahr 1764, befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg die Unterpräfektur, das Gericht und das Gefängnis von Kruja.[7]
Uhrturm und Dollmatekke wurden beim Erdbeben von 2019 stark beschädigt und mussten in der Folge restauriert werden.[8][9]
Bauten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben Restaurants im oberen und einigen Wohnhäusern im unteren Teil gibt es auf der Burg mehrere Sehenswürdigkeiten:
- Überreste von Kirchen wurden im Südwesten und im Nordosten gefunden. Die Kapelle im Südwesten stammt aus dem 9. Jahrhundert. Sie liegt östlich der Tekke. Die Kirche im oberen Teil der Burg hinter dem großen Turm, den die Archäologen als Akropolis bezeichnen, wurde wohl in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gebaut. Gleich daneben wurden noch die Ruinen einer kleinen Kapelle gefunden, die aus dem 12. Jahrhundert stammen dürfte.[10][3]
- Gleich neben dem Haupteingang befinden sich die Ruinen der Sultan-Mehmed-Fatih-Moschee, die im kurzen Zeitraum zwischen Eroberung der Anlage und dem Tod von Sultan Mehmed II. im Jahr 1481 eingerichtet worden sein muss, wo sich früher eine Kirche befand. Nachdem die Moschee vermutlich im Jahr 1831 von den Osmanen zerstört worden war, wurde 1838 unter Sultan Mahmud II. eine komplett neue Moschee errichtet. Von der Moschee, irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg zerfallen, sind nur noch die Grundmauern und der untere Teil des Minaretts erhalten. Letzteres wurde aber bereits 1917 bei einem Unwetter zerstört. Die Moschee diente bis 1937 als Gotteshaus. Während des Zweiten Weltkriegs war darin Munition gelagert.[5][11]
- Der Hamam (türkisches Bad) im Westen der Anlage wurde wohl bereits im 15. Jahrhundert errichtet.[12]
- Die anderthalb Meter dicke Mauer ist mit neun Türmen befestigt. Im oberen Teil der Festungsanlage befand sich kurzzeitig ein inneres Kastell. Eine zusätzliche Mauer umfasste die Quelle im Südwesten, die außerhalb der eigentlichen Festungsmauer sprudelt.[13]
- Auf der höchsten Stelle der Festung im Nordosten befindet sich von Weitem sichtbar eine Sahat Kula.[10] Der Uhrturm, der auch kulla e orës genannt wird, wurde im 17. Jahrhundert aus einem Wehrturm umgebaut und erinnert heute noch stark an einen Verteidigungsbau.[3] Der Turm ist 15 Meter hoch.[6] Die Glocke wurde 1903 von einem Priester aus Laç gestiftet.[14]
- Die Dollmatekke der Bektaschi am südwestlichen Ende der Anlage trägt das Baujahr 1788 als Inschrift.[3]
- In einem großen Herrenhaus aus osmanischer Zeit wurde das Ethnographische Museum untergebracht.[3]
- Überreste diverser Häuser sowie weitere restaurierte Häuser aus türkischer Zeit
- Das Skanderbeg-Museum ist ein Neubau aus den 1980er Jahren.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gjergj Frashëri: Konservime arkeologjike në kalanë ë Krujës. In: Instituti i Monumenteve të Kulturës (Hrsg.): Monumentet. Nr. 31. Tirana 1986, S. 35–46 (PDF des Hefts [abgerufen am 8. Mai 2016]).
- Gjerak Karaiskaj: Die spätantiken und mittelalterlichen Wehranlagen in Albanien. Städte, Burgen, Festungen und Kastelle. Hrsg.: Markus W. E. Peters (= Ex Architectura. Band 7). Dr. Kovač, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5082-7, S. 205–209.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Museen (albanisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Machiel Kiel: Ottoman architecture in Albania (1385–1912). In: Research Centre for Islamic History, Art and Culture (Hrsg.): Islamic art series. Band 5. Istanbul 1990, ISBN 92-9063-330-1, Castle of Kruja, S. 176 ff.
- ↑ a b c Baki Dollma: Vende dhe ngjarje historike të Krujës e Kurbinit. „Dajti 2000“, Tirana 2006, ISBN 99943-815-6-3, The citadel of Kruja, S. 117 f.
- ↑ a b c d e Guntram Koch: Albanien. Kunst und Kultur im Land der Skipetaren. DuMont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2079-5, S. 136 ff. (DuMont Kunst-Reiseführer).
- ↑ a b Oliver Jens Schmitt: Skanderbeg. Der neue Alexander auf dem Balkan. Friedrich Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2229-0.
- ↑ a b c Machiel Kiel: Ottoman architecture in Albania (1385–1912). In: Research Centre for Islamic History, Art and Culture (Hrsg.): Islamic art series. Band 5. Istanbul 1990, ISBN 92-9063-330-1, Fatih Camii, S. 179 f.
- ↑ a b Baki Dollma: Vende dhe ngjarje historike të Krujës e Kurbinit. „Dajti 2000“, Tirana 2006, ISBN 99943-815-6-3, Kalaja e Krujës, S. 18–21.
- ↑ Baki Dollma: Vende dhe ngjarje historike të Krujës e Kurbinit. „Dajti 2000“, Tirana 2006, ISBN 99943-815-6-3, Shtëpia e Toptanasve në Kala të Krujës, S. 37 f.
- ↑ Emergency consolidation works of the Clock Tower in Krujë, Albania. In: Cultural Heritage without Borders Albania. 18. August 2021, abgerufen am 13. Oktober 2022 (englisch).
- ↑ Conservation Interventions and Structural Rehabilitation of the Tekke of Dollma in Krujë, Albania. In: Cultural Heritage without Borders Albania. 18. August 2021, abgerufen am 13. Oktober 2022 (englisch).
- ↑ a b Gjergj Frashëri: Konservime arkeologjike në kalanë ë Krujës. In: Instituti i Monumenteve të Kulturës (Hrsg.): Monumentet. Nr. 31. Tirana 1986, S. 35–46 (PDF des Hefts [abgerufen am 8. Mai 2016]).
- ↑ Baki Dollma: Vende dhe ngjarje historike të Krujës e Kurbinit. „Dajti 2000“, Tirana 2006, ISBN 99943-815-6-3, Xhamia e Fatihut në Kala, S. 31 f.
- ↑ Machiel Kiel: Ottoman architecture in Albania (1385–1912). In: Research Centre for Islamic History, Art and Culture (Hrsg.): Islamic art series. Band 5. Istanbul 1990, ISBN 92-9063-330-1, Hamam, S. 186 f.
- ↑ Gjerak Karaiskaj: Die spätantiken und mittelalterlichen Wehranlagen in Albanien. Städte, Burgen, Festungen und Kastelle. Hrsg.: Markus W. E. Peters (= Ex Architectura. Band 7). Dr. Kovač, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5082-7, S. 207 f.
- ↑ Baki Dollma: Vende dhe ngjarje historike të Krujës e Kurbinit. „Dajti 2000“, Tirana 2006, ISBN 99943-815-6-3, Këmbana e sahatit të Krujës, S. 30 f.