Duvin
Duvin | ||
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Staat: | Schweiz | |
Kanton: | Graubünden (GR) | |
Region: | Surselva | |
Politische Gemeinde: | Ilanz/Glion | |
Postleitzahl: | 7112 | |
frühere BFS-Nr.: | 3593 | |
Koordinaten: | 735577 / 175256 | |
Höhe: | 1180 m ü. M. | |
Fläche: | 17,99 km² | |
Einwohner: | 83 (31. Dezember 2013) | |
Einwohnerdichte: | 5 Einw. pro km² | |
Website: | Duvin | |
Blick nach Südosten
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Karte | ||
Duvin (deutsch Duvin , rätoromanisch Duin ) ist ein zur Gemeinde Ilanz/Glion gehörendes Dorf in der unteren Val Lumnezia (Lugnez), Kanton Graubünden, Schweiz.
Bis Ende 2013 bildete es eine eigenständige politische Gemeinde.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der Wiesenterrasse mit Duvin hat man Aussicht über das ganze Lugnez. Auf der rechten Talseite trennt das Pitascher Tobel Duvin von Pitasch. Gegenüber Duvin liegt Camuns. Beide Orte sind durch das tief eingeschnittene Schiefertobel Val Uastg getrennt (Val ist das romanische Wort für «Tal», «Schlucht» oder «Kluft», Uastg ist ein Eigenname). Eine eigentliche Verkehrsverbindung auf der rechten Talseite des Glenners gab es bis 1850 nicht. Die Einwohner von Duvin hatten erst ab dem Ausbau der Valser Talstrasse im 19. Jahrhundert eine gesicherte Strassenverbindung über die Glennerbrücke bei Peiden ins Lugnez und weiter nach Ilanz. Die schiefrigen Gebirgstobel waren während Jahrhunderten nur unter grossen Mühen zu überqueren und isolierten die Bergdörfer voneinander. Von Duvin und Pitasch aus führten seit jeher bedeutende Vieh- und Säumerpfade über das Güner Lückli. 1935 wurde eine Alpstrasse auf der linken Tobelseite des Val Uastg zur Alp Radun und den Maiensässen eröffnet, was die Alpwirtschaft erleichterte. Der Blick von Duvin aus umfasst das ganze Lugnez bis in die Gruob.
Von dem einstigen insgesamt 1797 ha grossen Gemeindegebiet waren 180 ha Kulturland, 755 ha Weiden, 530 ha Wald und 332 ha unproduktives Land (zumeist Gebirgsfläche).
Duvin grenzte politisch bis am 31. Dezember 2013, als es seine Selbständigkeit als Gemeinde aufgab, im Osten an Safien, im Norden an Pitasch, im Nordwesten an Cumbel und im Süden und Südwesten an Suraua.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Ausgrabungen auf einem Hügel in unmittelbarer Nähe des Dorfes wurden Gräber gefunden, die belegen, dass Duvin bereits in vorchristlicher Zeit besiedelt war. Um das Jahr 840 n. Chr. wurde Duvin erstmals urkundlich als Siedlung Auna erwähnt. Im Jahr 1290 wurde Duvin (Aiuns) im Zusammenhang mit zwei Lehengütern des Bischofs von Chur genannt. Im 14. Jahrhundert war das Dorf eine Vogtei der Freiherren von Belmont, um 1390 der Grafen von Sax-Misox. Die Einführung der Reformation fand 1526 statt. In der Neuzeit hatte das Bergbauerndorf immer wieder mit den Schwankungen der Bevölkerungsentwicklung zu kämpfen. Eine Vielzahl von Einwohnern wanderten jeweils wegen mangelnder Verdienstmöglichkeiten aus.
Herkunft und Bedeutung des Namens Duvin sind unbekannt. Die heutige, mit D- anlautende Namensform findet sich erstmals 1466; es handelt sich dabei um eine festgewordene Verbindung der Präposition dē «von» oder ad «zu» mit der ursprünglichen Form Auna, Awun oder ähnlich.[1] Obwohl die Gemeinde mehrheitlich romanischsprachig ist, ist weiterhin der deutsche Name im offiziellen Gebrauch.
Am 1. Januar 2014 fusionierte Duvin mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Castrisch, Ilanz, Ladir, Luven, Pigniu, Pitasch, Riein, Rueun, Ruschein, Schnaus, Sevgein und Siat zur neuen Gemeinde Ilanz/Glion.
Duviner Sage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Sage mit Bezug zur Pietà in der Kirche St. Luzius (Peiden) will erklären, warum Duvin als im überwiegend katholischen Lugnez liegende Gemeinde zum protestantischen Glauben wechselte. Als sich die gesamte Duviner Bevölkerung um 1600 an einer Prozession in Vrin befand, begann es zu regnen, und das gesamte Heu der Bauern wurde nass und somit schlecht. Aus Wut darüber kehrten die Duviner zurück in ihr Dorf. Die mitgeführte Marienstatue warfen sie über den Felsen in den Abgrund. Bewohner der Nachbargemeinde Peiden bargen die Statue. Der Ringfinger wie auch der kleine Finger der rechten Hand der Marienstatue waren abgebrochen. Die anderen drei Finger waren zur Schwurhand erhoben. Die Statue sprach: „Zweimal wird Duvin abbrennen und das dritte Mal wird das Dorf in die Schlucht stürzen!“ Zweimal ist das Dorf bereits fast vollständig niedergebrannt. Der Sage zufolge sollte es das nächste Mal also in die Val Uastg stürzen. Die Sage ist jedoch durch ihre negative Prophezeiung wohl ausserhalb von Duvin entstanden. Der Zustand der Pietà macht zudem den beschriebenen Sturz unwahrscheinlich.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | ||||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1990 | 2000[2] | 2013 |
Einwohner | 105 | 82 | 126 | 80 | 80 | 83 |
Rätoromanisch (Sursilvan) ist die Hauptsprache der Dorfbevölkerung, die mehrheitlich in der Berglandwirtschaft tätig ist.
Duvin, Pitasch und Riein sind die einzigen reformierten Dörfer in der sonst mehrheitlich katholischen Talschaft Lugnez. Bevor diese Orte (Nachbarschaften) zur Gemeinde Ilanz/Glion stiessen, war Duvin das einzige reformierte Dorf im damaligen Kreis Lumnezia/Lugnez. Die reformierte Kirchgemeinde Duvin ist selbstständig. Sie ist Teil der Pastorationsgemeinschaft Luven/Flond/Pitasch/Duvin. Pitasch und Riein gehörten trotz geographischer Zugehörigkeit zum Lugnez politisch zum Kreis Ilanz. Seit 2016 sind sie Teil der neu gebildeten Region Surselva, welche die Kreise und Bezirke ablöste.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Schulhaus Duvin gibt es eine kleine Gesamtschule für die erste bis sechste Klasse (zusammen mit der Nachbargemeinde Pitasch). Später besuchen die Schüler die Real- oder Sekundarschule in Ilanz. Schulsprache ist Rätoromanisch; Deutsch wird als erste Fremdsprache in der vierten Klasse eingeführt.
Verkehr, Wirtschaft und Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es besteht eine Postautoverbindung mit Umsteigen in Mulin da Pitasch (Haltestelle auf der Postautostrecke von Ilanz nach Vals GR). Man kann auch bis Peiden-Bad weiter fahren und ca. 1 Stunde zu Fuss nach Duvin hochsteigen.
Eine Schreinerei und Verdienstmöglichkeiten im nahen Zentrum Ilanz bieten nebst dem Tourismus und dem Zweitwohnungsbau vereinzelte Verdienstmöglichkeiten. Duvin ist Ausgangsort für die Passwanderung über das Güner Lückli (2470 m, 9.2865°E, 46.7092°N) nach Safien-Platz oder Thalkirch. Es war früher der erste der drei Übergänge (Güner Lückli, Safierberg, Splügenpass) auf dem Weg vom Vorderrhein nach Chiavenna, für den die alten Bündner 17 Stunden benötigten. Ganzjährig geöffnete Gasthöfe sind heute keine vorhanden, jedoch Ferienwohnungen oder Zweitwohnungen zum Mieten.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Unter Denkmalschutz steht die reformierte Dorfkirche, auch Liebfrauenkirche genannt.
- Katholische Filialkirche Sankt Luzius, in Peiden-Bad[3]
- Am Dorfeingang steht eines der ältesten Wohnhäuser des Lugnez, die Casa sut baselgia, erbaut 1641, renoviert 2005.
- Schulhaus, Architekt: Gion A. Caminada[4]
- Glennerbrücke, 2002, in Peiden-Bad, Architekten: Jürg Conzett, Gianfranco Bronzini, Patrick Gartmann[5]
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Zufahrt nach Duvin
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Blick nach Nordwesten
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Casa sut baselgia, 1641
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Holzhaus in Duvin
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Kirche und alte Post
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Blick auf Duvin mit Val Uastg
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Duri Blumenthal, Armin Caduff, Curdin Casaulta, Peter Schmid: Kulturführer Val Lumnezia und Vals. Vella 2000, S. 195 f.
- Christian Caduff: Duvin, eine Berggemeinde die ohne Tourismus auskommt. In: Bündner Zeitung vom 17. Dezember 1983.
- Adolf Collenberg: Duvin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Dezember 2016.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der politischen Gemeinde Ilanz/Glion
- Website der Nachbarschaft Duvin
- Reformierte Kirchgemeinde Duvin
- Duvin auf Lexicon Istoric Retic (rumantsch)
- Bundesamt für Kultur: Duvin im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialextologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 308.
- ↑ Adolf Collenberg: Duvin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. Dezember 2016.
- ↑ Katholische Filialkirche Sankt Luzius (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑ Schulhaus (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑ Glennerbrücke (Foto) auf baukultur.gr.ch