Der Pfarrer von Kirchfeld (1937)

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Film
Titel Der Pfarrer von Kirchfeld
Produktionsland Österreich
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1937
Länge 90 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Excelsior-Filmproduktion, Wien
Stab
Regie
Drehbuch Friedrich Torberg (als Hubert Frohn)
Produktion Siegfried Lemberger
Musik
Kamera Ernst Mühlrad
Besetzung

Der Pfarrer von Kirchfeld ist ein 1937 von Jakob Fleck und Luise Fleck inszenierter österreichischer Spielfilm nach der gleichnamigen Vorlage von Ludwig Anzengruber. Die Titelrolle spielte Hans Jaray, die soeben 20 Jahre alt gewordene Schauspieldebütantin Hansi Stork gab mit der weiblichen Hauptrolle der Annerl ihren Einstand beim Film.

Peter Hell, der Pfarrer von Kirchfeld, ist in seiner Gemeinde sehr beliebt. Eigentlich wollte er einem Ruf an die Behörde der Diözese Salzburg folgen, aber als ihn sein Amtsbruder Vetter von der Gemeinde St. Jakob bittet, sich um die Waise Annerl Birkmeyer zu kümmern und in seine Dienste aufzunehmen, entscheidet sich Hell dafür, in Kirchfeld zu bleiben. Bald beginnt Peter Hell Gefühle für das junge Mädchen zu entwickeln, doch sein Glaube an Gott ist stärker. Auch Michel Berndorfer, ein junger Mann aus der Nachbargemeinde, hat sich in Annerl verliebt. Um wenigstens in ihrer Nähe zu sein, zieht Berndorfer, der es nicht wagt, dem Mädchen seine Gefühle zu gestehen, nach Kirchfeld.

Ein sehr viel größeres Problem für Pfarrer Hell ist der Wurzelsepp, der mit der Kirche im Groll liegt, seitdem Pfarrer Hells Vorgänger ihm einst die Trauung mit einer geschiedenen Frau verweigert hat. Eines Tages rettet Hell Sepps geistig verwirrte Mutter vor einem schweren Unglück, als er mit den Kindern des Ortes eine Wanderung durch die Bergwelt unternimmt. Der Wurzelsepp zeigt sich wenig dankbar, vielmehr überzieht er den Gottesmann mit Andeutungen und Verleumdungen, vor allem in Bezug zu Hells Verhältnis zu dessen Dienstmagd Annerl.

Um den Gerüchten endgültig ein Ende zu bereiten, muss Pfarrer Hell schließlich doch dem Ruf nach Salzburg Folge leisten, obwohl er sehr unter den unwahren Unterstellungen leidet. Als die Mutter vom Wurzelsepp einen tödlichen Unfall erleidet, versöhnt sich der Sohn schließlich mit Kirche und Pfarrer. Auch die Kirchfelder erkennen, dass ihre Zweifel an ihrem sie nunmehr verlassenden Pfarrer völlig haltlos waren. Peter Hells letzte Amtshandlung ist schließlich die Trauung Annerls mit Michel Berndorfer.

Politischer Hintergrund und Produktionsnotizen

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Die Dreharbeiten begannen Ende August 1937 und wurden im Frühherbst beendet. Die Uraufführung fand am 18. November 1937 statt.

Filmhistorisch von größter Bedeutung ist Der Pfarrer von Kirchfeld vor allem deshalb, weil er die letzte von staatlichen Vorgaben unabhängige Produktion des Landes vor dem Anschluss war. Bereits am 20. April 1936 hatten österreichische Produktionsfirmen mit dem Deutschen Reich ein Abkommen geschlossen, dem zufolge sich Österreichs Produzenten dahin gehend verpflichteten, in ihren Filmen keine „Nicht-Arier“ mehr zu beschäftigen. Daraufhin entschloss sich der jüdische Besitzer des Filmverleihs Excelsior-Film, Siegfried Lemberger (1884–1942),[1] den Film auf eigenes Risiko selbst zu produzieren. Der Pfarrer von Kirchfeld wurde somit der einzige 1937 gedrehte österreichische Film, der sich dem rassistischen Diktat konsequent entzog.

Ein Großteil der an Der Pfarrer von Kirchfeld beteiligten Künstler waren Juden und mussten ab März 1938 fliehen bzw. wurden nach dem Anschluss verhaftet und deportiert:[2]

  • Die Regisseure Jakob und Luise Fleck flohen Anfang 1940 nach Shanghai, nachdem Luise Fleck die Entlassung ihres jüdischen Ehemanns am 4. August 1939 aus dem KZ Buchenwald erwirkt hatte.
  • Hauptdarsteller Hans Jaray floh noch im März 1938 aus dem Land und ging in die Vereinigten Staaten.
  • Sein Kollege Karl Paryla, im Film Pfarrer Hells Gegenspieler Wurzelsepp und wie Jaray bis März 1938 am Theater in der Josefstadt engagiert, folgte ihm wenig später und ließ sich in der Schweiz nieder.
  • Der Schauspieler Ludwig Stössel, im April 1938 für kurze Zeit in Gestapo-Haft, floh noch im selben Jahr wie Paryla in die Schweiz, ließ sich dann aber endgültig in den Vereinigten Staaten nieder.
  • Drehbuchautor Friedrich Torberg, der das Manuskript unter dem Pseudonym Hubert Frohn ablieferte, emigrierte im Juni 1938 ebenfalls in die Schweiz.
  • Auch Hans Weigel, der die Musiktexte geliefert hatte, ließ sich 1938 in der Eidgenossenschaft nieder.
  • Kirchfeld-Kameramann Ernst Mühlrad floh nach Belgien, wo er nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht 1940 verhaftet und zwei Jahre später nach Auschwitz deportiert wurde.
  • Der Aufnahmeleiter Arthur Gottlein hingegen konnte entkommen und floh auf die Philippinen.
  • Der Komponist Karl M. May konnte nach dem März 1938 nach Spanien ausreisen, wo er während des Zweiten Weltkriegs starb.
  • Produzent Siegfried Lemberger schließlich überlebte den Krieg nicht; er starb wie Mühlrad in Auschwitz 1942 eines gewaltsamen Todes.

Es sangen die Wiener Sängerknaben sowie Das heitere Quartett des Schubert-Bundes.

Der Pfarrer von Kirchfeld war bereits 1913/14 (in Österreich-Ungarn) und 1926 (in Deutschland) vom Ehepaar Fleck als Stummfilme umgesetzt worden. 1955 folgten weitere Verfilmungen des beliebten Stoffes, diesmal unter der Regie von Hans Deppe bzw. Alfred Lehner (Das Mädchen vom Pfarrhof).

Trotz der mittlerweile auch in Ungarn geltenden, antisemitischen Gesetzgebung fand Der Pfarrer von Kirchfeld dort am 30. November 1939 seine Aufführung. In den Vereinigten Staaten wurde die Produktion wenige Monate zuvor, am 21. April 1939, erstmals gezeigt. Im Deutschen Reich Adolf Hitlers durfte der Film erwartungsgemäß nicht gezeigt werden; die (bundes)deutsche Erstaufführung erfolgte am 19. Mai 1950 in Konstanz.

„Die Handlung hat einen langen passagenreichen Auftakt. Dann aber bricht die Wucht des Themas durch. Dialoge gut österreichischer Mundart. Jaray spielt den Pfarrer eindringlich und überzeugend, auch alle übrigen geben sich natürlich. […] Sehenswerte Außenaufnahmen (Salzkammergut) und passende Interieurs, saubere Bild- und Tontechnik.“

In dem Ausstellungskatalog des Film Archivs Austria ‘Kino vor dem KZ. Filmkünstler als NS-Opfer’ heißt es: „Der mit einem Minimalbudget gedrehte Film ist ein bemerkenswertes Beispiel für den ‘Widerstand’ gegen das Diktat Nazi-Deutschlands.“[4]

Einzelnachweise

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  1. Vgl. dazu Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933–1945, S. 400. Berlin 2008.
  2. Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 172, 263, 387, 490, 578, 612.
  3. Der Pfarrer von Kirchfeld (Memento vom 28. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Paimann’s Filmlisten
  4. Film Archiv Austria (Hrsg.): Kino vor dem KZ. Filmkünstler als NS-Opfer (Katalog). S. 80. Wien 2003.