Aiolos (Windgott)
Aiolos (altgriechisch Αἴολος Aíolos, lateinisch Aeolus, deutsch Äolus oder Äol) ist der von Zeus als Herrscher über die verschiedenen Winde eingesetzte Günstling der Götter.[1] Zu den Haupt-Winden gehören Boreas (Nordwind), Euros (Ostwind), Notos (Südwind) und Zephyros (Westwind).
Aiolos in der Odyssee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aiolos war ein Sohn des Hippotes[2] und bewohnte mit seiner Gattin[3] sowie seinen sechs Söhnen und sechs Töchtern[4] als König[5] die schwimmende Insel Aiolia (Αἰολία). Diese wurde schon in der Antike[6] gerne mit einer der Äolischen Inseln (deren Namen von Aiolos abgeleitet ist) identifiziert. Einige moderne Forscher setzen sie dagegen mit anderen Inseln, u. a. mit Ustica[7] oder Malta[8] gleich. Aiolos nahm Odysseus und seine Gefährten gastfreundlich auf und bewirtete sie einen Monat. Vor der Heimfahrt gab er Odysseus einen Schlauch aus Rindsleder mit Winden, der verschlossen bleiben sollte. Gleichzeitig ließ er für Odysseus’ Heimfahrt günstige Westwinde wehen. Der Schlauch wurde jedoch von den Gefährten des Odysseus kurz vor Erreichen Ithakas geöffnet. Infolgedessen entwichen alle Winde, und die Schiffe wurden zu der Aiolos-Insel zurückgetrieben. Als Odysseus Aiolos erneut um günstige Winde bat, wurde er als ein den Göttern Verhasster abgewiesen.[9]
Rezeption in der Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In Georg Philipp Telemanns Suite Hamburger Ebb’ und Fluth von 1723 trägt ein Satz den programmatischen Titel Der stürmende Aeolus.
- Johann Sebastian Bach: Der zufriedengestellte Aeolus (Kantate BWV 205), 1725
- César Franck: Les Éolides (Sinfonische Dichtung), 1876
- Toshio Hosokawa: Aeolus – Re-Turning III für Harfe und Orchester, 2014[10]
Sonstige Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Mount Aeolus und der Gebirgskamm Aeolus Ridge in der Antarktis sind nach ihm benannt.
In Athen steht am Ende der Αιόλου-Straße der „Turm der Winde“.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konrat Ziegler: Aiolos 3). In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 184.
- Roscher: Aiolos 3. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 193–195 (Digitalisat).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Aiolos im Theoi Project (engl.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Homer, Odyssee 10,2 und 21; Hyginus, Fabulae 125
- ↑ Homer, Odyssee 10,2; Ovid, Metamorphosen 14,223
- ↑ Diodor 5,7,6: Kyane, die Tochter des Liparos
- ↑ Homer, Odyssee 10,5f.; Parthenios, Erotika pathemata 2 sagt Odysseus ein Verhältnis mit Polymele nach.
- ↑ Vergil, Aeneis 1,52
- ↑ z. B. Antiochos von Syrakus FGrH 555 F 1; Diodor, Bibliotheca historica 5, 7ff.
- ↑ u. a. Ernle Bradford: Reisen mit Homer. Dt. Taschenbuch-Verl., München 1992, ISBN 3-423-30310-7.
- ↑ Armin Wolf: Homers Reisen. Auf den Spuren des Odysseus. überarbeitete Neuauflage. Böhlau-Verlag, 2009, ISBN 978-3-412-20407-5, S. 29ff. (Erstauflage 1968)
- ↑ Homer, Odyssee 10,1–76
- ↑ Eintrag auf der Seite des Schott-Verlages ( vom 6. Mai 2016 im Internet Archive)