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Why beauty is truth. A history of symmetry. Transl. from the English by Thomas Filk. (Die Macht der Symmetrie. Warum Schönheit Wahrheit ist.) (German) Zbl 1156.00001

Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag (ISBN 978-3-8274-2019-0/hbk). xiv, 304 p. (2008).
Ian Stewart ist bekannt für seine Bücher, in denen moderne Themen der Mathematik allgemeinverständlich (soweit das eben möglich ist) dargestellt werden. Mit seinem jüngsten Buch “Die Macht der Symmetrie” kommt er wohl an Bells Meisterwerk “Men of Mathematics” heran, und das, ohne dabei – wie Bell – Anekdoten erfinden zu müssen. Im Gegenteil sind Stewarts geschichtliche Bemerkungen fundiert; einzige Ausnahme ist die Behauptung (S. 22), auf Euklid würde das Konzept von Axiomen und Beweisen zurückgehen.
Von den 16 Kapiteln handeln die ersten zehn von Mathematik: nach den babylonischen Erkenntnissen folgen Euklid und die arabischen Algebraiker. Mit Cardano und Tartaglia beginnt dann ein Streifzug durch die Algebra, der über Gauss und Abel zu Galois und dessen Idee der Gruppe führt, die für den Symmetriegedanken grundlegend werden sollte. Nach einem Einschub über Wantzel, Hermite und Lindemann, in dem die klassischen Probleme der griechischen Mathematik abschließend behandelt werden, und einem Kapitel über die Algebren der Quaternionen (Hamilton) und Oktonionen (Graves und Cayley) geht es mit Symmetriegruppen weiter, die mit den Namen von Killing und Lie verknüpft sind.
Das darauffolgende Kapitel trägt die Überschrift “Der Angestellte im Patentamt”, womit wir natürlich bei Einstein und in der Physik angekommen sind. Es folgen die Quantentheoretiker der 20er und 30er Jahre, die Arbeiten von Kaluza und Klein, und über Witten und String-Theorien in vieldimensionalen Räumen geht es dann wieder zurück zu den Oktonionen.
Das alles ist so locker geschrieben, dass man das Buch auch gerne liest, wenn man die Sachen schon kennt. Noch mehr sei es aber denjenigen allerwärmstens empfohlen, die sich schon in der Schule immer gefragt haben, wozu das alles gut sei, und bei denen die Wörter Schönheit und Mathematik eher gegensätzliche Assoziationen hervorrufen.
Die deutsche Übersetzung ist gut gelungen; auf einige kleinere Ärgernisse sei aber doch hingewiesen. So werden einige Wörter nicht wirklich übersetzt, sondern eingedeutscht; das ist bei “theorem”, “simplifying”, “multiplicity”, “quintic” usw. nicht notwendig und mindert das Lesevergnügen sprachbewusster Leser. Auch ist “intrinsic” im Englischen vielleicht geläufig, während das neudeutsche “intrinsisch” fürchterlich klingt und denjenigen, die Stewarts Buch nicht im Original lesen können, wohl auch wenig sagt. Schließlich sind das quadratische Reziprozitätsgesetz und der Begriff des Körpers sind mit “Gesetz quadratischer Reziprozität” bzw. “Feld” holprig, bzw. falsch übersetzt. Wenn sich sich diese Dinge in den nächsten Auflagen verbessern ließen, würde das ein wunderschönes Buch noch schöner machen.

MSC:

00A05 Mathematics in general

Citations:

Zbl 1185.00003