Eine wen iig, dr Dällebach Kari (2012) - Handlung, Besetzung und Filmkritik
Der Film „Eine wen iig, dr Dällebach Kari““ spielt in Bern, in den 1930iger Jahren. Durch seine Lippen-Gaumenspalte und den schiefen Zähnen ist Kari Dällenbach in ganz Bern bekannt. Mit seinem Witz jedoch schafft er es von seiner Behinderung abzulenken und macht sich dabei viele Freunde. Sein Coiffeur-Salon floriert und er könnte eigentlich ein glücklicher Mann sein.
Dauer: | 106 Min. |
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FSK: | ab 6 Jahren |
Jahr: | 2012 |
Regie: | Xavier Koller |
Produzenten: | Alfi Sinniger |
Hauptdarsteller: | Nils Althaus, Carla Juri, Hanspeter Müller-Drossaart |
Nebendarsteller: | Bruno Cathomas, Julika Jenkins, Fabienne Hadorn |
Genre: | Drama |
Studio: | Ascot-Elite |
Sprachen: | Deutsch |
Doch das Leben hat ihm übel mitgespielt. Gesundheitlich ist er schwer angeschlagen durch sein Krebsleiden. Bereits zweimal wurde operiert. Doch laut der Ärzte ist eine Heilung so gut wie ausgeschlossen. Doch seine schwerste Enttäuschung erlitt er, als er vor 30 Jahren seine ganz große Liebe verlor. Und so entscheidet er sich mit nur 57 Jahren dazu sein Leben zu beenden.
„I schenk dir mis Härz, meh han i ned“
Besetzung / Schauspieler, Regie und Drehorte
Karl Tellenbach ist ein Innbegriff für die Stadt Bern. Der Coiffeur-Meister war bereits 1910 als Stadtoriginal bekannt. Wegen seiner Hasenscharte wurde er von seinen Kunden ausgelacht, was er jedoch durch spitzfindige Gespräche und seinen Witz überspielte. Viele Anekdoten ranken sich um ihn. Beispielsweise, als er einen Steuerbeamten etwas unsanft rasierte und sich dieser beschwerte, meinte er nur: „Sie schätzen mich doch seit Jahren schon höher ein, als ich Sie.“
Die Umsetzung des Films „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“ von Xavier Koller, der auch das Drehbuch schrieb, beruht auf dem Theaterstück von Livia Anne Richard. Koller ist ein international bekannter Schweizer Regisseur, der bereits 1991 für das Drama „Reise der Hoffnung„, in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ mit dem Oscar belohnt wurde. Mit dieser Biografie über Kari Tellenbach durfte er am 19. Januar 2012 die 47. Solothurner Filmtage eröffnen.
Für den passenden und melancholischen Soundtrack sorgte der vielseitig talentierte Filmkomponist Balz Bachmann. Das Schauspielerensemble bestand aus dem Theaterpädagogen Hanspeter Müller-Drossaart, in der Figur des „alten Kari“ und Nils Althaus, der Kari in jungen Jahren spielt. Des Weiteren zu sehen waren Carla Juri, Fabienne Hadorn, Julika Jenkins und Bruno Cathomas.
Inhalt und Handlung vom Film „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“
Alle, die mich auf den letzten Gang begleiten, sollen nur während der Predigt und der Versenkung der Urne besinnlich sein. Danach ist Gemütlichkeit und Humor an der Reihe. Dies war der letzte Wille von Karl Tellenbach. Über sein Leben erzählt der Film.
Mit seinen schiefen Zähnen und der Hasenscharte ist Kari Dällenbach in der ganzen Stadt bekannt. Sein etwas unvorteilhaftes Aussehen macht er durch Witz und Schlagfertigkeit wieder wett. Die Zeitgenossen mögen ihn und sein Coiffeur-Salon ist immer voll. Doch seine inneren Gefühle zeigt Kari den Menschen nicht. Denn er erlebte vor 30 Jahren die Enttäuschung seines Lebens.
Ein fast perfektes Glück
Kari (Karl) wird 1877 als achtes Kind der Bauersfamilie Tellenbach geboren. Er leidet an einer Lippen-Gaumen-Spalte, die in dieser Zeit bei den Neugeborenen meist zum Tode führte. Deshalb empfiehlt der Arzt den Eltern das Kind zu ertränken. Karis Mutter Margaretha jedoch bringt es nicht über das Herz ihn zu töten und mit viel Geduld und durch spezielle Nahrungszufuhr schafft sie es, dass der kleine Junge überlebt. Er ist ein fröhliches und aufgewecktes Kind, auch wenn er wegen seiner Behinderung immer wieder gehänselt wird.
Er erlernt den Beruf des Coiffeurs und arbeitete als Geselle zwei Jahre in Murten. Später macht er den Meister in diesem Berufszweig. Anfang des 20. Lebensjahres verliebt er sich auf einem Fest unsterblich in die junge Annemarie. Sie stammt aus gutem Hause und die erste Begegnung findet bei der Suche nach ihr verlorene Halskette statt. Kari findet sie und gibt sie ihr zurück. Beim nächsten Tanz kommen sie sich näher und die hübsche Frau fühlt sich sofort zu ihm hingezogen.
Sie verbringen viel Zeit miteinander und für sie scheint das Glück perfekt. Doch Annemaries Eltern sorgen für ein jähes Ende der jungen Liebe, als sich Kari bei ihnen vorstellt. Zum einem stört sie sein Aussehen, zum anderen erlaubt der Standesunterschied der beiden Familien keine Ehe. Und es hilft Kari auch nicht bei der Hochzeit von Annemarie in der Kirche, Widerspruch einzulegen. So muss er sich seinem Schicksal fügen, doch sein eben wieder gefundenes Selbstbewusstsein leidet darunter sehr.
Letzte Ratschläge
Es ist das Jahr 1931. Kari lebt mit seiner Schwester Anna in Bern, doch er ist schwer krank. Er leidet an unheilbar an Krebs. Trotz alledem geht er in das Geschäft, in dem sein Neffe Hermann mitarbeitet. Eines Tages trifft er unterwegs zum Salon Stini, eine Marktfrau. Sie verstehen sich sehr gut und gehen gemeinsam etwas trinken. Er erzählt ihr seine Lebensgeschichte über die unglückliche Liebe. Dann bricht er zusammen.
Nachdem er sich wieder erholt hat, rasiert er abends seinen Neffen Hermann. Dieser ist homosexuell und trifft sich mit einem Mann. Kari weiß, er wird es noch schwerer als er selbst haben. Bevor er sein Leben durch Suizid beendet gibt er Hermann noch letzte Ratschläge, um sein Leben zu meistern und etwas Geld. Dann verlässt er den Salon.
Filmkritik und Rezension von „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“
Xavier Koller ist einer der erfolgreichsten Schweizer Regisseure im In- und Ausland. Bereits 1990 konnte er mit dem Drama „Reise der Hoffnung“ in Hollywood Fuß fassen. Mit dem Film „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“ dreht er einen Film mit einer Geschichte aus seiner Heimat. Er steht allerdings nicht im Zusammenhang mit dem Klassiker und Kinohit von 1970 von Regisseur Kurt Früh „Dällebach Kari“, der das Drehbuch nach der Biografie von Hansruede Lerch schrieb.
Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Liebesbeziehung von Annemarie und Kari, die wie in Shakespeares „Romeo und Julia“ tragisch endet. Er zeigt die tiefe Innigkeit von zwei jungen Menschen. Das Drama zeigt aber auch, wie schwierig es war in dieser Zeit war mit einer Missbildung zu leben. Xavier Kollers Film lockte das Publikum an. Geschickt wusste er es zu verstehen die Berner Innenstadt, ganz nach Hollywood-Manier, wie vor 100 Jahren zu präsentieren.
Auch der Soundtrack von Filmkomponist Balz Bachmann sind treffend gewählt. Zudem stimmt die Chemie zwischen den beiden Hauptdarsteller Althaus und Juri und sie können auf der ganzen Linie überzeugen. „Eine wen iig, dr Dällebach Kari“, erzählt eine einfühlsam und sanft von einer Liebesromanze, ganz wie sie das Leben schreibt.