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Femina by Janina Ramírez
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it was ok

Anita fragte neulich, was in letzter Zeit Reinfälle bei Büchern bei uns waren. Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und mit großen Erwartungen gelesen, bin aber leider sehr enttäuscht worden.

Erst einmal war die Einführung sehr seltsam, weil es um eine Suffragette in den 1920er Jahren ging. Es wurde zwar irgendwie eine Parallele zu Frauen im Mittelalter gezogen, die ich aber nicht nachvollziehen konnte und deplatziert gewirkt hat. Hier hätte ich mich über eine klassische Einführung mit Begriffsdefinition und Ziel des Textes gefreut.

Generell hat das Buch leider keinen erkennbaren roten Faden: es handelt sich um eine Aneinandereihung von Biographien von Frauen und Essays über Personengruppen bzw . Kunstobjekten aus dem Mittelalter, was grundsätzlich ja ganz spannend sein kann. Jedoch ist die einzige Gemeinsamkeit das in irgendeiner Form Frauen beteiligt waren, und das war's auch schon. Über die Auswahl kann man definitiv streiten; ich hätte keine weiteren Ausführungen über Hildegard von Bingen gebraucht, über die gefühlt schon alles geschrieben worden ist. Der Texte über den Teppich von Bayeux war ebenfalls deplatziert, man erfährt nichts über die Frauen die den Teppich hergestellt haben (weil es dazu auch gar keine gesicherten Erkenntnisse gibt) - die Autorin gibt nur anekdotisch wieder, was auf dem Teppich zu sehen ist. Das Kapitel über die Katharer war völlig überflüssig, von Frauen war kaum die Rede und am Ende erzählt die Autorin krude Theorien von Nazis und dem Heiligen Gral, wobei sie mich völlig verloren hat. An der Stelle hatte ich kaum noch Motivation weiterzulesen.

Leider hat sich Autorin einiges herausgenommen, was ich von einer ernsthaften Historikerin nie erwartet hätte. Historischen Persönlichkeiten Gefühle anzudichten und Worte in den Mund zu legen ist höchst unprofessionell. Im Kapitel über Jadwiga z.B. dichtet die Autorin aufgrund der Tatsache, dass es einen Almosenbeutel mit Tristan und Isolde-Motiv gibt, der Jadwiga zugeschrieben wird, ihr an, dass ihr Liebesleben ja wie in besagter Legende gewesen sein müsste und sie sich bestimmt sehr darin wiedergefunden hat. Daraufhin erzählt die Autorin Tristan und Isolde auf zwei Seiten nach. Das fand ich massiv deplatziert. Es gibt keinerlei Quellen, die uns irgendetwas über Jadwigas Gefühlswelt verraten.

Generell war leider nicht viel Quellenkritik zu finden; mir schien es so: wenn die Autorin eine Hypothese fand, die in ihr Narrativ passte, wurde sie wie ein Fakt behandelt und basierend darauf weiter gearbeitet. Vor allem im Kapitel über Hildegard von Bingen ist mir das aufgefallen.

Insgesamt bin ich leider sehr enttäuscht. Es gibt sicherlich so viele interessante Frauen im Mittelalter, über die man Bände schreiben könnte. Sehr interessant hätte ich gefunden, wenn sich die Autorin mit dem generellen mittelalterlichen Genderbild auseinandergesetzt hätte. Im letzten Kapitel macht sie auch Anstalten in die Richtung, das Thema kommt jedoch viel zu kurz und hat nur Platz als Randbemerkung. Schade - gerade angesichts dessen, das Genderrollen im Mittelalter längst nicht so binär waren wie wir uns es heute vorstellen.
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Reading Progress

March 28, 2023 – Shelved
March 28, 2023 – Shelved as: sub
April 30, 2023 – Started Reading
April 30, 2023 –
page 71
15.3%
May 1, 2023 –
page 154
33.19%
May 3, 2023 –
page 244
52.59%
May 9, 2023 – Finished Reading

Comments Showing 1-1 of 1 (1 new)

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message 1: by Anita (new)

Anita Das ist ja echt ärgerlich. Ich hasse es in Tierfilmen auch immer, wenn denen Gefühle aus menschlicher Sicht zugeschrieben werden. Die sind halt genauso belegbar, wie bei Damen, die lange tot sind und von denen nicht allzu viele Zeugnisse existieren.


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