Kafka

6/6 Die Serie Kafka sollte mit einem gewissen Abstand betrachtet werden. Es handelt sich weder um eine klassische Biografie noch eine klassische Adaption. Schließlich hat auch Reiner Stach nicht nur einen Band Kafka gewidmet. Nur wenige Mitglieder des Prager Kreises haben eine solche Berühmtheit erlangt wie Kafka und nur wenige Schriftsteller sind so allgemein bekannt. Dennoch ist das Bild, das die breite Öffentlichkeit von Kafka hat, völlig unkonkret. Zwar wurde jedes Fragment seiner Texte einer Analyse unterzogen und es gibt sogar „sein Profil auf FilmBooster“, also das Buch "Kafka geht ins Kino". Aber man vergisst etwas, nämlich dass Kafka als deutschschreibender jüdischer Schriftsteller aus Prag ein Vertreter einer so spezifischen Gruppe ist, dass es vor allem notwendig ist, ständig seine Welt zu erklären und nicht nur ihn als Individuum. Als Lenka Reinerová starb, verließ die Welt der letzte Zeitzeuge. Aber als Kafka starb, hatte der Prager Kreis noch 15 Jahre vor sich. Diese Serie ist ein wunderbares Geschenk für jeden, der ohne Hilfe die Grenze zwischen seinem Leben und seinem Werk finden kann, der sich auf der Karte Germania Slavica orientieren kann und der gerne wieder neue deutsche Talente trifft, zu denen zweifellos David Kross oder Liv Lisa Fries gehören. (08.08.2024)