Typ 14 10-cm-Flugabwehrkanone
Typ 14 10-cm-Flugabwehrkanone | |
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Allgemeine Angaben | |
Militärische Bezeichnung | 十四年式十糎高射砲 |
Entwickler/Hersteller | Arsenal Osaka |
Entwicklungsjahr | 1924 |
Produktionszeit | 1925 bis 1927 |
Stückzahl | 70 |
Waffenkategorie | Flugabwehrkanone |
Mannschaft | 15 Mann |
Technische Daten | |
Rohrlänge | 4200 mm |
Kaliber | 10,5 cm |
Kadenz | 2 - 3 Schuss/min |
Höhenrichtbereich | 0° bis +85° Winkelgrad |
Seitenrichtbereich | 360° |
Ausstattung | |
Verschlusstyp | Querkeilverschluss |
Ladeprinzip | Einzellader, manuell |
Munitionszufuhr | manuell |
Die Typ 14 10-cm-Flugabwehrkanone (japanisch 十四年式十糎高射砲 Jūyon-nenshiki jū-senchi Kōshahō) war eine Flugabwehrkanone der Kaiserlich Japanischen Landstreitkräfte, die von 1925 bis 1945 eingesetzt wurde.
Hintergrund
Die Kaiserlich Japanischen Landstreitkräfte hatten frühzeitig die Fähigkeiten und den Wert von Flugzeugen in einem Konflikt erkannt. Entsprechend ergab sich auch die Notwendigkeit, gegnerische Flugzeuge vom Boden aus zu bekämpfen. Es wurde schnell deutlich, dass die in kurzer Zeit entwickelte Typ 11 7,5-cm-Flugabwehrkanone leistungstechnisch schon wenige Jahren nach der Einführung nicht mehr ausreichend sein würde, um die immer höher fliegenden Kampfflugzeuge ihrer Zeit erfolgreich bekämpfen zu können. Daher wurde 1923 beschlossen, eine vergrößerte Version im Kaliber 105 mm zu entwickeln.
Entwicklung
Im Jahr 1923 wurde das Technische Büro der Landstreitkräfte beauftragt, eine entsprechende Waffe zu entwickeln, nachdem dort bereits im Rahmen der Entwicklung des 7,5-cm-Fliegerabwehrgeschützes Studien über die notwendigen Parameter einer größeren Version gemacht worden waren. Dem Ganzen wurde eine hohe Priorität zugewiesen, da abzusehen war, dass insbesondere Bomber in einigen Jahren in der Lage sein würden, vom asiatischen Festland aus die japanischen Inseln zu erreichen. Basis für die Entwicklung wurde das Rohr eines frühen Prototyp der ebenfalls in Entwicklung befindlichen Typ 14 10-cm-Kanone der Artillerie.[1] Aufgrund vieler Probleme mit den höheren Belastungen (Gewicht, Rückstoßkräfte und so weiter) dauerte es jedoch bis Ende 1924, bis vom Arsenal Osaka ein Prototyp fertig gestellt werden konnte. Die nötigen Zeitzünder wurden sogar erst im November 1925 einsatzbereit, so dass erste Einsatztests erst Anfang 1926 beginnen konnten.[2]
Technik
Waffe
Das Geschütz besteht aus drei Teilen:
- Rohr
- Oberlafette mit Rücklaufmechanismus
- Unterlafette mit Pivot
Das Rohr mit Verschluss wog 1283 kg und hatte eine Länge von 4,2 m (L/40). Es besaß einen nach links öffnenden Querkeilverschluss und war in einer Schiene auf einer u-förmigen Rohrwiege gelagert. Diese ermöglichte einen Schusswinkel von 0° bis 85°. Der federhydraulische Rohrrücklauf mit Rohrbremsmechanismus war waagerecht in einem langen Rohr untergebracht, welches noch weiter als bei der 7,5-cm-Fliegerabwehrkanone vorn aus der Unterlafette herausragte. Die Seitenrichtung erfolgte grob durch die Bedienmannschaft, wobei der Feinrichtmechanismus ausgekoppelt wurde. Die Feinrichtung und die Höhenrichtung erfolgten über Handräder rechts und links an der Wiege. Für die Richtschützen waren Metallsitzschalen vorgesehen. Rohr und Rohrwiege waren auf einem Mittelpivot montiert was einen Seitenrichtbereich von 360° ermöglichte. Das Gesamtgewicht von 5194 kg wurde durch sechs gleichmäßig angeordnete Holme mit großen Auflagetellern auf den Boden verteilt. Am Boden befestigt wurden die Holme mit vielen Erdankern. Um das Mittelpivot war auf den Holmen eine rund umlaufende Metallplatte zur einfacheren Bedienung als Arbeitsfläche der Bedienmannschaft verschraubt. Die Holme waren in einem regelmäßigen Sechseck angeordnet. Beim Abbau verblieben zwei verkürzte Holme als Transportachsen am Geschütz. Die vier dazwischen liegenden Holme wurden demontiert und zusammen mit der Bedienplatform gesondert verladen. Dann wurde vorn und hinten unter die Transportachse zwei Anhänger aus je zwei Rädern und einer Achse montiert (wie zum Beispiel auch bei der deutschen 8,8-cm-Flugabwehrkanone oder der 40-mm-Flugabwehr-Maschinenkanone von Bofors). Gezogen wurde die Waffe dann unter anderem von der 4t-Zugmaschine, später auch von der Typ 92 Fliegerabwehr-Zugmaschine und deren Nachfolger. Auf- und Abbau waren zeitaufwändig und machten ein schnelles Verlegen unmöglich. Das Abfeuern im Transportzustand war nicht vorgesehen.
Munition
Die Munition bestand zunächst aus getrennt transportierten Treibladungen in Kartuschen und den Geschossen. Im Erdkampf konnten die normale Munition der japanischen 10-cm-Kanonen und -Haubitzen verwendet werden. Für die Flugabwehr wurde zunächst das Typ 14 10-cm-Sprenggeschoss und das Typ 14 Sprenggeschoss(lang) mit mechanischen Zeitzündern verwendet. 1931 wurden mit dem Typ 91 10-cm-Sprenggeschoss und dem Typ 91 Sprenggeschoss(lang) aerodynamisch günstiger geformte Munition eingeführt.[3] Im Einsatz konnte nach Instellunggehen die nötige Bereitschaftsmunition aus den beiden Teilen zusammengesetzt und neben den Geschützen bereit gelegt werden. Aufgrund des hohen Gewichts der Geschosse und Treibladungen von zusammen etwa 24 kg wurde dies aber nur selten gemacht, um das Laden zu vereinfachen. Mit der Munition war mit Aufschlagzündern eine Maximalschussweite von 16300 m möglich. In der Flugabwehr wurde mit voreingestellten Zeitzündern geschossen. Die wirksame Schusshöhe lag bei etwa 10500 m. Großes Problem war neben einer größeren Streuung auf größeren Höhen auch die geringe Schussgeschwindigkeit von knapp 2 Schuss pro Minute. Dies lag zum einen an der meist nicht zusammengesetzt verwendeten Munition und zum anderen an der Tatsache, dass das Laden bei großer Rohrerhöhung anstrengend war. 1928 wurde eine Vorrichtung zur Unterstützung des Ladevorgangs entwickelt, der schließlich eine Schussfolge von bis zu 3 Schuss je Minute ermöglichte. Trotzdem war die neue Waffe Kaliber- und Reichweitenmäßig eine deutliche Verbesserung gegenüber der Typ 11 7,5-cm-Fliegerabwehrkanone.
Bezeichnung | Bild | Gewicht | Sprengstoff | Zünder | |
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Geschoss | Sprengstoff | ||||
Typ 14 10-cm-Sprenggeschoss | unbekannt | unbekannt | Trinitrotoluol | mechanischer Zeitzünder, Typ 88 Aufschlagszünder und Typ 88 Verzögerungszünder, Typ 89 Zeitzünder | |
Typ 14 10-cm-Sprenggeschoss(lang) | unbekannt | unbekannt | Trinitrotoluol | mechanischer Zeitzünder, Typ 88 Aufschlagszünder und Typ 88 Verzögerungszünder, Typ 89 Zeitzünder | |
Typ 91 10-cm-Sprenggeschoss | 18,6 kg | 2,3 kg | Trinitrotoluol | mechanischer Zeitzünder, Typ 88 Aufschlagszünder und Typ 88 Verzögerungszünder, Typ 89 Zeitzünder | |
Typ 91 10-cm-Sprenggeschoss(lang) | 15,7 kg | 2,3 kg | Trinitrotoluol; Mischung aus Guanidiniumnitrat, Hexogen und Ammoniumnitrat | mechanischer Zeitzünder, Typ 88 Aufschlagszünder und Typ 88 Verzögerungszünder, Typ 89 Zeitzünder |
Produktion und Einsatz
Aufgrund der angespannten Finanzlage der Landstreitkräfte wurden nur 70 Geschütze bestellt. Damit wurden ab 1926 zwei Regimenter für die Heimatverteidigung aufgestellt. Im Einsatz der Flugabwehrkanonen machten das langwierige Auf- und Abbauen kaum Schwierigkeiten. 1933 wurden zwei der Geschütze als Bewaffnung für einen behelfsmäßigen Panzerzug in der Mandschurei verwendet, 1934 wurden sie Teil der Bewaffnung des Typ 94 Panzerzugs. Nach Kriegsbeginn erfolgte der Einsatz zumeist batterie- oder battalionsweise in der Heimatverteidigung auf Kyūshū. Schwerpunkt war unter anderem die Luftverteidigung des Yawata-Stahlwerks im Norden Kyūshūs. Zwei Batterien waren 1943 der Küstenfestung Nagasaki zugeordnet. 1944 wurden die noch einsatzbereiten Geschütze im 133. und 134. Fliegerabwehr-Regiment neu organisiert und der 4. Luftabwehr-Division der Luftabwehrgruppe West unterstellt.[4] Mindestens eine Batterie mit Typ 14 10-cm-Flugabwehrkanonen wurden beim Abwurf der Atombombe auf Nagasaki ausgeschaltet.
Nachfolger
Ab 1927 folgte die Typ 88 7,5-cm-Flugabwehrkanone. Diese war optisch weitgehend identisch mit der Typ 11 7,5-cm-Fliegerabwehrkanone, hatte jedoch etliche Detailverbesserungen. Erst 1938 wurde mit der Typ 99 8,8-cm-Flugabwehrkanone eine ähnlich wirksame Waffe eingeführt. Trotzdem blieb die 10-cm-Flugabwehrkanone bis Kriegsende im Einsatz, weil generell ein Mangel an solchen Waffen herrschte.
Literatur
- Sayama Jirō: Artillerie der Kaiserlich Japanischen Armee: Fliegerabwehrgeschütze (= Kojinsha NF Bunko). 1. Auflage. Kojinsha, Tokyo 2010, OCLC 743345176 (japanisch: 日本陸軍の火砲高射砲.).
- Sayama Jirō: Einführung in die Artillerie (= Kojinsha NF Bunko). 1. Auflage. Kojinsha, Tokyo 2008, OCLC 676600111 (japanisch: 大砲入門 : 陸軍兵器徹底研究.).
- TM 9-1985–5 Japanese Explosives Ordnance. Introduction to Army 10 cm (105 mm) ammunition. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM 9-1985-5. Washington D.C. 1953, OCLC 799723321, S. 346–352 (Textarchiv – Internet Archive).
- TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. Section III: Artillery. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485, S. 235–237 (Textarchiv – Internet Archive).
- Ministerium der Armee: Geschichte des Nagasaki Festungskommandos von Mai 1900 bis August 1945: Überblick über den Gefechtseinsatzplan des 134. Fliegerabwehr-Regiments. Armeeministerium des Kaiserreichs Japan, Tokyo 1945, S. 2–9 (Textarchiv – Internet Archive – japanisch: 長崎要塞司令部歴史 明治33.5.4~昭和20.8.15: 大東亜戦史資料 高射砲第134連隊戦闘指導計画の概要. Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer C14110931100).
- 4. Luftabwehr-Division: Übersicht über die Stärke der Fliegerabwehr der 4. Luftabwehrdivision für das US Department for Investigation of Military History. Armeeministerium des Kaiserreichs Japan, Tokyo Februar 1946, S. 1 (Textarchiv – Internet Archive – japanisch: 日本高射砲威力情報に関する回答提出の件 史実部 安田中佐/附表 対空戦戦果一覧表 高射第4師団. Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer C15010220900).
Weblinks
- Type 14 10cm AA Gun auf Taki's Home Page (englisch)
- Geschichte der japanischen Armee in der Mandschurei (japanisch)
Einzelnachweise
- ↑ Sayama Jirō: Einführung in die Artillerie. S. 247.
- ↑ Sayama Jirō: Artillerie der Kaiserlich Japanischen Armee: Fliegerabwehrgeschütze. S. 375.
- ↑ US War Department: Japanese Explosives Ordnance. S. 346–352.
- ↑ Ministerium der Armee: Geschichte des Nagasaki Festungskommandos von Mai 1900 bis August 1945: Überblick über den Gefechtseinsatzplan des 134. Fliegerabwehr-Regiments. S. 2–9.