Mordgrundbach (Elbe)
Mordgrundbach Mordgrundwasser, Stechgrundbach | ||
Mordgrundbach zwischen Stechgrundbrücke und Degelequelle | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 5371954 | |
Lage | Dresden | |
Flusssystem | Elbe | |
Abfluss über | Elbe → Nordsee | |
Quelle | in Dresdner Heide, 250 Meter nördlich Milkeler Straße/ Nachtflügelweg 51° 4′ 7″ N, 13° 50′ 33″ O | |
Quellhöhe | 245,9 m ü. HN[1] | |
Mündung | in Dresden-Loschwitz in die ElbeKoordinaten: 51° 3′ 44″ N, 13° 48′ 2″ O 51° 3′ 44″ N, 13° 48′ 2″ O | |
Mündungshöhe | 106,5 m ü. HN[1] | |
Höhenunterschied | 139,4 m | |
Sohlgefälle | 39 ‰ | |
Länge | 3,6 km[1] | |
Abfluss[1] an der Mündung |
MNQ MQ |
2 l/s 8 l/s |
Rechte Nebenflüsse | Waldgartengraben, Sandquellbach, Weißiger Graben, Teichgrundquelle |
Der Mordgrundbach (auch Mordgrundwasser oder Stechgrundbach genannt) ist ein Nebenfluss der Elbe im Osten von Dresden.
Verlauf
Der Bach entspringt im Stadtteil Dresdner Heide (Stadtbezirk Loschwitz) und fließt in westlicher Richtung durch den Mord- bzw. Stechgrund zur Elbe. Nach 3,6 Kilometern Fließstrecke mündet der Bach in Loschwitz orografisch rechts in die Elbe.
Der Bach verläuft über nahezu seine gesamte Länge als offenes, weitgehend natürliches Gewässer. Lediglich ein kurzer Abschnitt von 300 Metern im Quellgebiet ist verrohrt. Das 2,6 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Mordgrundbaches liegt im Süden der Dresdner Heide und ist zu mehr als 80 Prozent durch Wald geprägt. Die Quellbäche sorgen für einen hohen Eisengehalt im Wasser, welches unter Sauerstoffeinfluss als Eisenhydroxid ausfällt und rostfarbene Überzüge im Gewässerbett bildet. Der Name des ebenfalls in der Dresdner Heide entspringenden Eisenbornbachs ist dieser Verockerung geschuldet.
Nach der Einmündung des Waldgartengrabens durchfließt der Mordgrundbach das Stechgrund-Quellmoor. Nach dem Zufluss des Sandquellbachs und des Weißiger Grabens tragen auch die Schwestern- und die Degelequelle zum Wasserstand des Mordgrundbachs bei. Letzter Nebenfluss vor der Mündung ist die Einmündung der Teichgrundquelle. Das Absturzbauwerk des Mordgrundbachs an der Mündung zur Elbe stellt für Gewässerorganismen ein unüberwindbares Wanderungshindernis dar.
Herkunft der Bezeichnung „Mordgrund“
Um den Namen des Mordgrundes rankt sich eine romantische Sage.[2][3] Danach soll der Mordgrund seinen Namen nach einem Ereignis vom Ende des 13. Jahrhunderts haben. Damals sollen sich zwei Liebende (Elsbeth von Clohmen und Benno von Birken) selbst durch einen Dolchstoß getötet haben, nachdem die junge und schöne Elsbeth von ihrem Vater zur Heirat mit dem böhmischen Grafen Lodomar Kinsky gezwungen worden war. Vor dem Tod von Birkens brachte dieser im Streit noch den böhmischen Grafen mit dem Schwert um.
Weniger sagenhaft ist der mögliche Ursprung des Namens in der deutschen Kolonisationszeit als Markgrund, was so viel wie Grenzgrund bedeutet.
Nach Heinrich Meschwitz geht der Name auf die alte Bezeichnung Moorgrund zurück.[4]
Gewässerzustand
Der Mordgrundbach ist aufgrund seines Einzugsgebietes von unter 10 Quadratkilometern kein eigener Wasserkörper nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Der Bach gehört zum Gewässertyp 5.1 (WRRL): „Feinmaterialreicher, silikatischer Mittelgebirgsbach“.
Naturschutz
Das Einzugsgebiet des Mordgrundbachs gehört zu den Landschaftsschutzgebieten Dresdner Heide und Dresdner Elbwiesen und Dresdner Elbaltarme. Der Mündungsbereich in die Elbe liegt im FFH-Gebiet Elbtal zwischen Schöna und Mühlberg.
Quellen und Moore
Im Einzugsgebiet des Mordgrundbachs befinden sich sechs Quellen. Dabei sind die nur periodisch wasserführenden, 1884 erschlossenen Degelequelle[5] und Schwesternquelle[6] die bekanntesten. Diese haben ihre Quellbereiche im Buchenwald und sind feinmaterialreiche Fließquellen. Der Name der Degelequelle geht auf den Bariton-Sänger Paul Eugen Degele (1834–1886) zurück, der auf dem Weißen Hirsch gelebt hat und die Quellfassung stiftete.
Das im Oberlauf befindliche Stechgrund-Quellmoor liegt in einer Dünensenke im Wald mit Faulbaumgebüsch und einzelnen Birken. Es existieren üppige Torfmoosbestände, Bestände des zu den Aronstabgewächsen gehörenden Kalmus und etwas unterhalb Vorkommen der seltenen Arktischen Smaragdlibelle.
Die Teichgrundquelle ist ein bedingt naturnaher Quellbereich im Buchenwald.[7] Sie besteht aus einem Quellkomplex von mehreren Fließquellen seitlich eines gefassten Quellteiches. Die Quelle wurde 1926 beim Bau einer Skisprungschanze freigelegt. Die Schanze existiert heute nicht mehr. Die Quelle wird als feinmaterialreiche Fließquelle eingestuft, da sandiges Substrat dominiert. Der Quellteich dient als Laichplatz für den Springfrosch. Die Wasserqualität des Quellteiches ist durch Schwefelwasserstoff-Bildung aufgrund von starkem Falllaubeintrag beeinträchtigt.
Bauwerke am Mordgrundbach
Stechgrundbrücke
Über die Stechgrundbrücke kreuzt der Waldweg Diebsteig den Mordgrundbach. Die bereits 1572 erwähnte Brücke wurde 1969 neu gebaut und 1996 grundlegend instand gesetzt.
Wasserfang und Wasserhaus
Kurz hinter der Teichgrundquelle befinden sich im Mordgrund ein Wasserfang und ein Wasserhaus. Das 1850 erbaute Wasserhaus versorgt über Holzrohre Schloss Albrechtsberg mit Betriebswasser für die Wasserspiele.[8][9] Etwa in der Mitte zwischen Schloss Albrechtsberg und dem Lingnerschloss verlief die Wasserleitung unter der Bautzner Straße hindurch in den Park. Um den Wasserbedarf auch des Dinglingerschen und anderer Loschwitzer Grundstücke zu gewährleisten, erbaute man den zusätzlichen Wasserfang. Die Röhrfahrt aus dem Mordgrund ist die einzige im Originalzustand in Dresden erhaltene historische Wasserleitung und versorgt immer noch die Wasserspiele, Fontänen und Springbrunnen im Schloss und Park Albrechtsberg.
Mordgrundbrücke
Über die Mordgrundbrücke führt die Bautzner Straße (Teil der Bundesstraße 6) über den Mordgrund am Rand der Dresdner Heide. Im Jahr 1420 wurde die Brücke erstmals urkundlich erwähnt. 1466 wurde sie als „Mordtgrund“ bezeichnet.
Die Brücke war bereits 1587 aus Stein gebaut worden. 1784 wurde sie jedoch wieder als Holzbrücke errichtet und 1828 wieder aus Stein. In der Nähe der Mordgrundbrücke befindet sich die sogenannte Napoleonschanze, die 1758 von preußischen Truppen errichtet und 1813 als Beobachtungsposten genutzt wurde. Unweit der Brücke steht ein Standbild des Zentauren Cheiron, 1902 geschaffen von Otto Petrenz an der Einmündung des Moritzburg-Pillnitzer Wegs.
Wasserfall
Zwischen dem Wasserfang und der Mordgrundbrücke befindet sich ein ca. 2 Meter hoher in Sandstein erbauter Wasserfall mit anschließendem Wasserbecken, der bereits in Karten des 19. Jahrhunderts verzeichnet ist. Das Wasserbecken ist über eine Rampe begehbar. Über den Wasserfall führte der historische, mit einem Fisch symbolisierte Teichweg bis hinauf zum Lahmann-Sanatorium. Nach der Wiederherstellung des Anlage im Winter 2010/2011 wurde 2015 ein Regenwasserablauf aus dem Bereich des neuen Wohngebietes im ehemaligen Sanatorium an den Wasserfall angebunden.
Galerie
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Quellgebiet des Mordgrundbachs an der Einmündung des Waldgartengrabens
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Becken der Teichgrundquelle
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Wasserhaus zur Versorgung von Schloss Albrechtsberg
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Mordgrundbach hinter der Mordgrundbrücke
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Absturzbauwerk und Mündung des Bachs in die Elbe
Weblinks
- Gewässersteckbrief Mordgrundbach, Stand: März 2012 (PDF; 2,1 MB)
- Gewässersteckbrief Mordgrundbach, Stand: März 2023 (PDF-Datei; 3,5 MB)
- Johann Georg Theodor Grässe: Die Sage von der Mordgrundbrücke (1874) bei dresden-lese.de, abgerufen am 21. Oktober 2013
- Johann Georg Theodor Grässe: Die Sage von der Mordgrundbrücke (1874) bei wikisource
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Gewässersteckbrief Mordgrundbach, Stand: März 2023 (PDF-Datei; 3,5 MB)
- ↑ Adolph von Schaden: Katersprung von Berlin über Leipzig nach Dresden, Dessau 1821, S. 127–157: Der Mordgrund – eine alte Dresdener Volkssage. Volltext in der Google-Buchsuche
- ↑ Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Dresden, G. Schönfeld (1855), S. 103–106: Die Sage von der Mordgrundbrücke. Volltext in der Google-Buchsuche
- ↑ Heinrich Meschwitz: Geschichte der Dresdner Heide und ihrer Bewohnerschaft, Verlag C. Heinrich, Dresden, 1911, Seite 43f (PDF auf Wikimedia Commons).
- ↑ Landeshauptstadt Dresden, Umweltamt (Hrsg.): Steckbrief Quellen: Degelequelle. (online [PDF; 468 kB; abgerufen am 13. Mai 2023]).
Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen – Denkmaldokument. (PDF; 0,3 MB) Degelequellfassung. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, abgerufen am 13. Mai 2023. - ↑ Landeshauptstadt Dresden, Umweltamt (Hrsg.): Steckbrief Quellen: Schwesternquelle. (online [PDF; 449 kB; abgerufen am 13. Mai 2023]).
Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen – Denkmaldokument. (PDF; 0,3 MB) Schwesternquellfassung. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, abgerufen am 13. Mai 2023. - ↑ Landeshauptstadt Dresden, Umweltamt (Hrsg.): Steckbrief Quellen: Degelequelle. (online [PDF; 451 kB; abgerufen am 13. Mai 2023]).
- ↑ WIMAD, Verein für Wissenschaftler und ingenieurtechnische Mitarbeiter Dresden e. V. (Hrsg.): Blätter zur Wassergeschichte – Blatt 5: Die Wasserversorgung von Schloss Albrechtsberg (= Dresdener Technikhistorie). (yumpu.com [PDF; 3,1 MB; abgerufen am 15. Oktober 2013]).
- ↑ Detlef Eilfeld und Jochen Hänsch: Das Dresdner Brunnenbuch: Band 2. SV SAXONIA Verlag, Dresden 2015, ISBN 978-3-944210-75-9, S. 17 f.