Domat/Ems
Domat/Ems | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Imboden |
BFS-Nr.: | 3722 |
Postleitzahl: | 7013 |
UN/LOCODE: | CH DMT |
Koordinaten: | 753436 / 188876 |
Höhe: | 586 m ü. M. |
Höhenbereich: | 558–2173 m ü. M.[1] |
Fläche: | 24,22 km²[2] |
Einwohner: | 8286 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 342 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
25,7 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.domat-ems.ch |
Domat-Ems Richtung Chur
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Lage der Gemeinde | |
Domat/Ems (rätoromanisch Domat , deutsch und bis 1943 offiziell Ems) ist eine politische Gemeinde in der Region Imboden des Schweizer Kantons Graubünden. Der offizielle Ortsname Domat/Ems verbindet den rätoromanischen und den deutschen Namen des Dorfes.
Geographie
Domat/Ems liegt am Alpenrhein. Nachbargemeinden sind Bonaduz, die Stadt Chur, Churwalden, Domleschg, Felsberg, Rhäzüns, Rothenbrunnen und Tamins.
Geographisch ist Domat/Ems bekannt für die zwölf Tumas auf seinem Gemeindegebiet.
Gemeindegliederung
Zum Gemeindegebiet gehört auch die oberhalb von Panix liegende Alp Ranasca.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||
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Jahr | 1850 | 1900 | 1941 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2005 | 2015 | 2020 | |
Einwohner | 1247 | 1504 | 1955 | 3469 | 5701 | 6266 | 6442 | 6372 | 6896 | 7759 | 8185 |
Sprachen
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts sprach die gesamte Einwohnerschaft eine bündnerromanische Mundart. Obwohl dies eine mittelbündnerische Mundart war, wurde traditionell in allen Gemeinden des Bezirks Imboden das Surselvische als Schriftsprache gebraucht. In dieser Eigenschaft ähnelten sie den Gemeinden Bergün und Filisur, wo ebenfalls mittelbündnerische Mundarten in Gebrauch waren bzw. sind, als Schriftsprache aber das Oberengadinische (dort, historisch gesehen, hauptsächlich aus konfessionellen Gründen) in Gebrauch war.[5] Die heute amtliche Varietät des Bündnerromanischen ist Rumantsch Grischun.
In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts stieg die Zahl der Deutschsprachigen zwar, aber die Mehrheit blieb der romanischen Sprache treu (1880 90 % und 1900 89 %). Dann begann ein leichtes Absinken der Mehrheitsverhältnisse auf 1941 noch 76 %. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschob sich die Sprachenlage ständig mehr zugunsten des Deutschen. Dennoch betrug trotz des Sprachenwechsels der Anteil der Romanen 1970 noch 33 % (oder 1867 Personen). Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen in Domat/Ems GR | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 3450 | 55,06 % | 4403 | 68,35 % | 4670 | 73,29 % |
Rätoromanisch | 1846 | 29,46 % | 1016 | 15,77 % | 704 | 11,05 % |
Italienisch | 766 | 12,22 % | 629 | 9,76 % | 471 | 7,39 % |
Einwohner | 6266 | 100 % | 6442 | 100 % | 6372 | 100 % |
Bei den Italienischsprachigen handelt es sich um Einwanderer aus Italien. Die Haupteinwanderungszeit waren die 1960er-Jahre.
Herkunft und Nationalität
Ende 2020 lebten in der Gemeinde 8185 Bewohner; davon waren 6216 (= 76 %) Schweizer Staatsangehörige.[6]
Politik
Wappen
Blasonierung: „In Gold der goldennimbierte heilige Johann Baptista mit rotem Mantel, in der Rechten einen schwarzen Kreuzstab, in der Linken das silberne Lamm Gottes, ruhend auf dem heiligen Buche.“[7]
Johannes der Täufer ist Dorfpatron. Die Gemeindefarben sind Gelb-Rot.
Bis 1972 wurden Gemeindeangelegenheiten durch die Gemeindeversammlung entschieden, seither verfügt die Gemeinde über ein Parlament (Gemeinderat).[8] Im Diagramm ist die Sitzverteilung nach den Wahlen vom 29. November 2020 dargestellt.[9]
Wirtschaft
Domat/Ems zählt zu den wichtigsten Industriestandorten in Graubünden.
Der wichtigste Arbeitgeber ist die Ems-Chemie, die mit ihrem ehemaligen Besitzer, dem Politiker Christoph Blocher, untrennbar verbunden ist. Damit diese Fabrik mit normalspurigen Güterzügen der Schweizerischen Bundesbahnen bedient werden kann, wurde zwischen Chur und Domat/Ems ein Dreischienengleis gebaut.
Die ehemalige Grosssägerei Stallinger (Swiss Timber) im Westen der Gemeinde wurde Mitte Mai 2007 in Betrieb genommen und bot Arbeitsplätze für etwa 200 Personen. Stallinger wurde im April 2009 von der Mayr-Melnhof-Gruppe übernommen.[10] Ende 2010 ging die Grosssägerei in Konkurs, die Sägewerksanlagen wurden für 20 Millionen Franken an die Klausner-Gruppe, die Gebäude an die Tiroler Pfeifer-Gruppe aus Imst verkauft.[11] Im September 2011 ersteigerte die Pfeifer-Gruppe die Baurechte und die Werkhallen. Da die Anlagen entgegen der Anordnung des Konkursamtes nie abgebaut wurden, verfügte das Amt Anfang April 2012, die Bauteile und Anlagen seien bis am 30. Juni zu demontieren.[12] Auf dem ehemaligen Swiss Timber-Areal baut die Firma Hamilton zurzeit (2018) einen neuen Standort auf.[13]
Am Rhein liegt das Kraftwerk Reichenau.
Verkehr
Die Gemeinde wird durch die Bahnhöfe Domat/Ems und Ems Werk an der Bahnstrecke Landquart–Thusis mit der S1 (Rhäzüns - Landquart), der S2 (Chur - Thusis) und zum Teil sogar RE Chur - Disentis/Mustér erschlossen. Die Bahnhöfe Reichenau-Tamins und Felsberg liegen auf Gemeindegebiet, an der Grenze zu Reichenau (Gemeinde Tamins) bzw. Felsberg.
Geschichte
Domat/Ems wurde 765 n. Chr. unter dem Namen in Amede coloniam im Testament des Churer Bischofs Tello erstmals erwähnt. Die Herleitung des Ortsnamens ist unsicher. Das deutsche Ems und das romanische Domat gehen jedoch auf die gleiche Wurzel zurück: Im deutschen Namen finden sich i-Umlaut von /a/ zu /e/ vor einem früheren /i/ in der Folgesilbe und die zweite Lautverschiebung von /t/ zu /s/, was darauf hinweist, dass der romanische Name schon sehr früh ins Deutsche entlehnt worden ist. Im romanischen Namen geht das /o/ auf ein älteres /a/ zurück, und das /t/ ist unverschoben erhalten geblieben; das anlautende D- hingegen stammt von der Präposition ad «bei, zu».[14]
Ab 1943 lag östlich des Dorfes ein Militärflugplatz, von dem der standardisierte Leichtflieger-Hangar der Flugwaffe bis 2014 zu sehen war.[15] Das Militär benutzte den Platz bis 2004 zur Betankung von Helikoptern, der Hangar war zudem von der Heliswiss genutzt worden. Heute steht an dieser Stelle das neue Plarenga-Center und der gemeinsam mit der Nachbargemeinde Felsberg erstellte neue Feuerwehrstützpunkt.
Anfang November 2007 entdeckte ein Arbeiter auf dem Gelände der Ems-Chemie am Rand des Firmengeländes, nachdem Regen menschliche Knochen aus einer Böschung geschwemmt hatte, in einem ehemaligen Kalkbrennofen ein Massengrab. Die Toten stammen von einer Schlacht der Franzosen gegen Bündner am 3. Mai 1799.
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Historisches Luftbild aus 400 m von Walter Mittelholzer von 1925
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Emser Ebene um 1920. Links im Vordergrund stehen heute die Anlagen der Ems-Chemie.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Besonders bekannt sind die katholischen Prozessionen, die in Domat/Ems durchgeführt werden. Die bekannteste ist jene an Fronleichnam, welche zehn Tage nach Pfingsten durchgeführt wird. Ebenfalls wichtig ist die Maria-Himmelfahrt-Prozession sowie die Karfreitagsprozession.
Einen wichtigen Platz in der Domat/Emser Kultur nimmt auch die Fasnacht ein. Diese findet während vier Tagen statt und endet am Venergis mellen. Der Höhepunkt ist der Gievgia grassa (schmutziger Donnerstag).
Kirchen
Besonders auffallend sind die vielen Kirchen, welche die verschiedenen Wachstumsstadien der Gemeinde aufzeigen. Die älteste von ihnen ist Sogn Pieder (Sankt Peter) am Fusse der Tuma Casté (Schlosshügel) im Dorfzentrum. Der Dorfpatron Johannes der Täufer ist auch im Namen der Kirche Sogn Gion zu finden.
- Sogn Pieder
- Sogn Gion
- Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
- Caplutta Sogn Antoni (Kapelle St. Antonius)
- Verenakapelle
- Reformierte Kirche Domat/Ems
- Sentupada, Kirchen- und Kulturzentrum
Zivile Gebäude
- 1964–1965: Haus Flury-Zarn von Alfred Theus[16]
- 1981–1983: Center Communal Tircal von Rudolf Fontana[17]
- 1988: Einstellhalle Plarenga von Isa Stürm, Urs Wolf[18]
- 1995–1996: Niedrigenergiehäuser von Dietrich Schwarz[19]
- 2003: Dorfplatz (Plaz Vischnonca) von Gioni Signorell, Rudolf Fontana, Leo Bieler, Thomas Ott[20]
- 2003: Raiffeisenbank Imboden von Rudolf Fontana[21]
- 2005–2016: Mehrfamilienhaus Fravi von Raphael Zuber und Bauingenieur Patrick Gartmann
Persönlichkeiten
- Gion Antoni Bühler (1825–1897), Autor, Sprachpfleger, Lehrer
- Dominikus Willi OCist (1844–1913), Abt von Marienstatt, Bischof von Limburg
- Giulio Haas (* 1956), Diplomat
- Flurin Spescha (1958–2000), Autor und Publizist, hier geboren
- Hendri Spescha (1928–1982), Autor und Politiker
- Mauro Jörg (* 1990), Eishockeyspieler
- Livia Peng (* 2002), Fussballspielerin
Galerie
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Domat/Ems, historisches Luftbild von Werner Friedli (1963)
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Neuer Dorfteil Richtung Westen (2010)
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Sogn Gion oberhalb des Dorfkerns (2010)
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Kirche Sogn Gion in Domat/Ems (2008)
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Tuma Tschelli (2010)
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Gemeindehaus (2011)
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Schulhaus (2011)
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Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (2011)
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Reformierte Kirche (2011)
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Altes Bahnhofsgebäude (1973)
Literatur
- Linus Bühler: Domat/Ems. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden III. Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
- Leza Dosch, Raphael Sele, Gion Signorell: Kirche Sogn Gion in Domat/Ems, Geschichte und Restaurierung. Bündner Monatsblatt 3/2024
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Domat/Ems
- Domat/Ems auf der Plattform ETHorama
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Lia Rumantscha (Hrsg.): Romanisch – Facts & Figures. 2., überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Chur 2004, ISBN 3-03900-034-9. S. 31.
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2020. Abgerufen am 13. Januar 2021.
- ↑ Wappenbeschreibung im Internetauftritt der Gemeinde Domat/Ems; abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ Bündner Monatsblatt Chronik 1973
- ↑ Gemeinderatswahlen 29.11.2020. Gemeinde Domat/Ems, 2020, abgerufen am 24. Juli 2023.
- ↑ Stallinger (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ NZZ
- ↑ NZZ online
- ↑ Südostschweiz vom 24. März 2018
- ↑ Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 299 f.
- ↑ Militärflugplatz in Ems, später Heliport ( vom 22. Juli 2012 im Internet Archive) (PDF; 7,7 MB)
- ↑ 51 — Haus Flury-Zarn, Domat/Ems : 52 Beste Bauten Graubünden. Abgerufen am 4. Mai 2022.
- ↑ Zwölf Bündner Bauten der 1970er- und 1980erJahre, fotografiert von Benedikt Redmann und Ester Vonplon. In: www.e-periodica.ch. ETH Zürich, abgerufen am 13. März 2021 (deutsch).
- ↑ Einstellhalle Plarenga (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑ Niedrigenergiehäuser (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑ Dorfzentrum Domat / Ems: Dorfplatz / Plaz Vischnonca (Foto) auf baukultur.gr.ch
- ↑ Raiffeisenbank Imboden (Foto) auf baukultur.gr.ch