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Transzendentale Meditation

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Die Zufahrt zur Zentrale der TM in Vlodrop, im Hintergrund befindet sich das ehemalige Kolleg St. Ludwig

Transzendentale Meditation (abgekürzt TM) ist eine geistige Entspannungs- und Meditationstechnik. Weltweit sind nach Angaben der sie verbreitenden Organisation insgesamt etwa sechs Millionen Menschen in die Technik eingewiesen worden, davon etwa 270.000 in Deutschland. Unabhängige Zahlen sind nicht bekannt; genauso wenig ist bekannt, wie viele der eingewiesenen Menschen die TM ausüben.

Das ehemalige Zentrum der TM liegt in Seelisberg am Vierwaldstättersee, das derzeitige Zentrum im niederländischem Vlodrop im ehemaligen Kolleg St. Ludwig direkt an der Grenze zu Deutschland. Die Transzendentale Meditation entstammt der in Indien überlieferten vedischen Tradition. Mit ihrer Hilfe überschreitet (transzendiert), nach Meinung ihrer Anwender, der Geist das Denken und erfährt "reines Bewusstsein", die "fundamentale Ebene des Naturgeschehens". Dieser Bereich der Transzendenz wird von verschiedenen spirituellen Traditionen als Samadhi, Nirvana, Absolutes, Sein, Tao usw. bezeichnet. Nach Darstellung der TM-Bewegung und TM-Physiker ist dieser Bereich identisch mit dem "vereinheitlichten Feld", das in manchen ihrer Theorien auftaucht und bei dem es sich um ein "Feld der Einheit an der Quelle der Schöpfung" handeln soll. Die zugehörigen wissenschaftlichen Studien werden allerdings von kompetenter Seite scharf kritisiert und als Gefälligkeitsgutachten angesehen.

Ein weiteres zentrales Anliegen der TM sind Naturheilverfahren, die sich nach dem Ayurveda, dem alten indischen System der Naturheilkunde, richten.

Technik

Die TM-Technik wird zweimal täglich für 15 bis 20 Minuten ausgeübt. Sie bedarf keiner Änderung der Lebensführung und kann von jedem, unabhängig von Alter, Religion und Bildungsstand (aber nicht unabhängig vom Einkommen), erlernt werden. Im Wesentlichen besteht die TM-Technik in der stillen, mentalen Wiederholung eines einfachen Lauts - des Mantras - wobei die Wiederholungen im Ablauf der Meditation ruhiger und ruhiger werden. Anwender der Technik werden aufgefordert, das Mantra für sich zu behalten und es nie laut zu wiederholen, da sein Zweck eine Bewegung nach innen, hin zu immer sublimeren Sphären des Geistes sei.

Die TM-Organisation hat versucht, die genaue Methode der Auswahl eines Mantras geheim zu halten, aber ehemalige TM-Lehrer haben bekannt gemacht, dass es einfach entsprechend dem Alter und dem Geschlecht der in die Technik einzuführenden Person gewählt wird. In Laufe der Zeit gab es jedoch kleinere Veränderungen.

Die Grundlagen werden in einem mehrteiligen Grundkurs gelehrt, die in weiteren Kursen ausgebaut werden können.

Die TM-Organisation gibt an, die Mantras seien bedeutungslose Laute, die ausgewählt wurden, weil sie eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem haben. Eine Untersuchung der vergebenen Mantras durch Kritiker hat allerdings ergeben, dass es sich bei allen um Titel oder Anrufungen von Hindu-Gottheiten (Devatas) handelt.

Nach Maharishis Auffassung ist es falsch, das vedische "Devata"-Prinzip als "Gott" bzw. "Götter" zu interpretieren, wie dies von westlicher Seite und auch von indischer Seite häufig geschieht. Es handle sich vielmehr um tausende Qualitäten kreativer Intelligenz im Bereich der Stille und dem der Aktivität. Andererseits behauptet Maharishi, dass durch die TM eine Erleuchtung entstünde, zu dem andere Religionen wegen mangelnden "praktischen Techniken" nicht fähig seien.

"Maharishi Effekt"?

Von Maharishi und den TM-Anhängern wird die Meditationstechnik als universaler Problemlöser verstanden. Demnach würde, wenn ein Prozent der Bevölkerung die TM-Technik anwenden, die Kriminalitäts- und die Infektionsrate zurückgehen, Arbeitslosigkeit- und Selbstmordrate sinken, die Umweltverschmutzung zurückgehen und das Pro-Kopf-Einkommen sowie der Börsenindex steigen. Die methodische Qualität der wissenschaftliche Untersuchungen, die dies belegen sollen, ist höchst umstritten.

Yogisches Fliegen

Durch die Transzendentale Meditation soll Maharishi folgend die Schwerkraft überwunden werden. Um die Wirksamkeit der Technik unter Beweis zu stellen, werden von der Organisation der TM immer wieder Bilder von yogischen Fliegern verbreitet. Filmaufnahmen belegen, dass es sich bei der scheinbaren Leviation um eine einfache Hüpftechnik handelt. Das ‚Yogische Fliegen‘ wird durch die TM-Sidhi-Technik vermittelt; die Preise für einen derartigen Kurs bewegen sich auf einem ähnlichem Niveau wie beim Grundkurs.

Geschichte

Gebäude der Transzendentalen Meditation auf ihrem Hauptsitz in Vlodrop

Nach dem Tode seines Lehrers Svami Brahmananda Sarasvati 1953 zog sich Maharishi für zwei Jahre in den Himalaya zurück, um die neue Methode der Transzendentalen Meditation zu entwickeln. Im Dezember 1957 gründete er das "Spiritual Regeneration Movement" auf der Basis der TM. 1959 wurde erstmalig eine internationale Konferenz abgehalten und 1960 reiste Maharishi nach Westdeutschland. Seit 1961 findet eine zentrale internationale Ausbildung von TM-Lehrern in Indien unter der Leitung ihres Gründers statt, aus der auch die ersten Lehrer für Deutschland hervorgingen. 1962 existierten in der Bundesrepublik Deutschland bereits 18 TM-Zentren, deren Zahl bis 1972 auf etwa 60 anstieg. Seit 1963 laufen Versuche, die Wissenschaftlichkeit der TM in der Öffentlichkeit nachzuweisen. Insbesondere der streßgeplagte mittelständische moderne Menschen wird angesprochen durch eine scheinbar religions- und ideologiefreie Meditation, die auf einer einfachen Grundgesetzmäßigkeit des menschlichen Geistes beruhe. Die vorübergehende Hinwendung der Beatles zur TM von Februar bis Mai 1968 verhalf ihr zu einem neuen Bekanntheitsboom im Westen.

Seit 1977 wurde das Programm der TM-Sidhi-Technik angeboten, das mit parapsychologischen Begleitphänomenen einhergeht. Besondere Aufmerksamkeit erlangten in der Öffentlichkeit Fotos von Personen, die in der Luft zu schweben schienen. In keinem Falle konnte aber ein echtes Außerkraftsetzen von Naturgesetzen, aufgrund der Meditation, nachgewiesen werden.

1980 kehrte Maharishi von Seelisberg am Vierwaldstättersee nach Indien zurück und ließ in der Nähe von New Delhi das Maharishi Nagar als neues Zentrum der Bewegung entstehen. Ein wichtiges deutsches Zentren befindet sich in Schledehausen. 1985 wurde ein Weltplan für vollkommene Gesundheit auf der Basis des Ayurveda verkündet. Diese Aktion hat zur Einrichtung von zahlreichen "Maharishi-Ayurveda"-Kliniken geführt.

Der Versuch der TM, ihren negativ belegten Ruf abzustreifen und sich vor Gericht als Anbieters einer säkularen, allgemein zugänglichen Meditationstechnik darzustellen, ist sowohl in den USA als auch in Deutschland als gescheitert anzusehen.

Kirchliche Kritikpunkte

Von kirchlichen Stellen wird darauf hingewiesen, dass die von der TM vermittelte Meditationstechnik sich schädlich auf das Seelenleben und die Gesundheit labiler jugendlicher Meditierender auswirken kann. Die gleichen Stellen bestätigen jedoch, dass dieser Schaden auch bei jeder anderen fehlerhaften und unzulänglich vermittelten Mediationstechnik eintreten kann. Die TM-Bewegung bekräftigt ihrerseits die positive Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit, die durch hunderte wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen seien.

Nach kirchlicher Argumentation ist Maharishis Ansatz mit der Reich-Gottes-Hoffnung des Christentums nur schwer zu vereinbaren. Nach Auffassung der TM sind Maharishis Aussagen völlig im Einklang mit den Aussagen des Jesus von Nazareth, mögliche Widersprüche zwischen Kirche und TM seien darauf zurückzuführen, dass die Kirche sich ihrerseits von den urchristlichen Lehren entfernt hat.

Weitere Kritik

Das Finanzgebaren der TM-Organisation wird kritisiert. So verfügt die TM-Organisation über ein weit verzweigtes und unübersichtliches Konzern- und Vereinsnetz auf der ganzen Welt. Maharishi selbst hat ein enormes Vermögen angehäuft, das auf mehrere Milliarden Euro geschätzt wird. Auch die Höhe der Kursgebühren wird kritisiert. Die Standardgebühr für einen Grundkurs beträgt seit dem 1.8.2002 über 2000 Euro ohne Mehrwertsteuer, während sie in den 1970er Jahren noch bei 75 Dollar gelegen hat.

Die politischen Ambitionen der TM-Organisation, die eine "Weltregierung des Zeitalters der Erleuchtung" anstrebt, stehen in der Kritik. Das bestehende politische System wird von Maharishi als verdammenswert abgelehnt. Von Gegnern der TM wird daher die antidemokratische und totalitaristische Gesinnung im Denken Maharashis kritisiert.

Naturgesetzpartei

In verschiedenen Ländern wurden auf Anweisung Maharishis politische Parteien gegründet, in Deutschland unter dem Namen Naturgesetzpartei.