Textdaten
Autor: Lothar Meggendorfer (Illustration), Franz Bonn (Text)
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Titel: Was soll ich werden?
Untertitel: Ein lehrreiches Bilderbuch
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Erscheinungsdatum: [1888]
Verlag: Braun & Schneider
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Erscheinungsort: München
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Quelle: TU Braunschweig, SB Berlin, Commons
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[U1]
Kgl. Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn in München.
[1]

Wie du immer wirst genannt,
Emil oder Ferdinand,
Gustav, Otto, Leonhard,
Wilhelm oder Eduard,
Franz, Johannes, Fritz, Thaddäus,
Oder gar Bartholomäus,

August, Cäsar, Hannibal – –

Jeder Knabe muß einmal –
Das ist unser Los auf Erden –
Fragen sich: „Was soll ich werden,
Daß ich als ein tücht’ger Mann
Auch was Rechtes leisten kann?“

Doch der Menschen Thun hienieden,
Wie sie selbst – ist sehr verschieden,
Darum gibt’s verschied’ne Arten
Des Berufes, wie im Garten –
Wenn dir der Vergleich beliebt –
Es verschied’ne Blumen gibt.
Wollten alle auf wir zählen,
Würden immer ein’ge fehlen;
Vorzuführen d’rum es gilt
Dir nur die in Wort und Bild,
Die uns auf des Lebens Wegen
Treten überall entgegen.

[2]

Leichter werden wird einmal
Dir vielleicht die Standeswahl,
Schaust dies Buch du fleißig an
Und ergötzest dich daran.
Aber eines wohl dir merke:
„Wie verschieden auch die Werke
Sind der Menschen, groß und klein,
Fleißig muß ein jeder sein,
Soll was Rechtes ihm gelingen
Und will er’s zu etwas bringen;
Jede Arbeit kostet Schweiß
Und der Lohn wird nur dem Fleiß!“


[3]

[4]

Viele Mühe hat der Lehrer
Will er recht sein Amt verseh’n
Denn von allem nichts ist schwerer,
Als mit Kindern umzugeh’n.

Sie erziehen, unterrichten –
Das bedenke wohl mein Sohn! –
Braucht Geduld. Schön sind die Pflichten,
Dank und Segen sind sein Lohn!



[5]

[6]

Ehre, Ruhm und manchen Thaler,
Wenn er hat sein Ziel erreicht,
Erntet ein geschickter Maler,
Doch die Kunst, sie ist nicht leicht.

Sie erfordert Kampf und Streben –
Und die Palme nur erringt,
Wer begeistert all’ sein Leben
Seiner Kunst zum Opfer bringt.



[7]

[8]

Aus totem Steine schaffet Leben
Bildhauers Kunst mit sich’rer Hand,
Doch leisten seine Werke eben
Auch Zeit und Wetter Widerstand.

Wenn alles Andre mag verschwinden,
Und Alles längst in Staub zerstob,
Das stumme Erz und Marmor künden
Der Nachwelt laut des Meisters Lob.



[9]

[10]

Welche Wonne, welch’ ein Glück
Wohl der Komponist verspüret,
Wenn, ein Feldherr, mit Geschick
Sicher er den Taktstock führet!

Was er still für sich ersann,
Rauscht entzückend ihm entgegen,
Und zu gleichem Jubel kann
Alle Herzen er bewegen.



[11]

[12]

Man hört des Architekten Ruhm
Weit durch die Lande schallen,
Baut er ein stolzes Königsschloß
Und heil’ge Tempelhallen.

Doch auch im schlichten Bürgerhaus
Sich seine Kunst entfaltet,
Wenn er’s mit Umsicht und Geschmack
Recht wohnlich uns gestaltet.



[13]

[14]

Wohl muß der bied’re Landmann sich
Von früh bis abends plagen,
Doch spürt kein And’rer sicherlich
Ein größeres Behagen.

Der Bauer ist sein eig’ner Herr
Und böte, was er wolle,
Ein Andrer ihm, nicht tauschte er
Der Heimat freie Scholle.



[15]

[16]

Wie rastlos trägt von Ort zu Ort
Gedanken und Ideen
Der Menschen das gedruckte Wort!
Wer kann ihm widerstehen?

Buchdrucker nennen wir den Mann,
Der mit den schwarzen Lettern
Des Geistes Licht verbreiten kann
In Büchern, wie in Blättern.



[17]

[18]

Belohnend ist die Gärtnerei,
Ist viele Plage auch dabei.
Wer fleißig gießt, trotz Sonnenbrand,
Der erntet viel vom Gartenland.

Und sieh’, wie schön die Rosen glüh’n
Und all’ die tausend Blumen blühn!
Das reinste Glück blüht uns entgegen
Aus Pflanzen, die getreu wir pflegen.



[19]

[20]

Der Techniker, wenn er geschickt,
Kann leicht sich viel verdienen;
Was sonst die Menschenhand gemacht,
Das machen jetzt Maschinen.

Mit Schrauben, Hebeln, Kolben weiß
Die Kraft er zu verwenden,
Die Dampf und Elektrizität
So reich dem Menschen spenden.



[21]

[22]

Mit dem Netze, mit der Angel
Harret oft der Fischer lang,
Aber endlich, welche Beute!
Welch’ ein guter, reicher Fang!

Er versteht den Fisch zu hegen,
Zu verbessern seine Zucht,
Seine Mühe allerwegen
Trägt ihm tausendfache Frucht!



[23]

[24]

Den Metzger auch vermöchten wir
Wohl nimmer zu entbehren,
So lange nicht von Pflanzenkost
Allein wir uns ernähren.

Er liefert uns das Fleisch ins Haus,
Die Wurst, den saft’gen Schinken,
Und appetitlich sehen wir’s
Aus seinem Laden winken.



[25]

[26]

Mit Pillen und Latwergen
Aus heilsam bittrer Frucht
Der Doktor die Patienten
Gesund zu machen sucht.

Und ob auch gegen ’s Sterben
Kein Kraut gewachsen ist,
Er lindert unsre Schmerzen
Und hilft zu jeder Frist.



[27]

[28]

All’ uns’re Meubel, Tisch und Bank,
Den Stuhl, den Kasten und den Schrank,
Wir danken sie des Tischlers Fleiß,
Der Alles wohl zu machen weiß.

Er hat die Wiege uns gebaut,
Drin wir das Licht der Welt erschaut –
Er zimmert einst uns auch die Truhe,
Drin man uns trägt zur ew’gen Ruhe!



[29]

[30]

Den treu’sten Freund in unser’m Haus,
Den Ofen, baut der Mann,
Der Schüsseln, Töpfe, Teller, Napf
Aus Lehm auch drehen kann.

Für Töpfers Ware mancherlei
Fehlt es an Absatz nicht,
Weil jeder Krug zum Brunnen geht,
So lang nur – bis er bricht.



[31]

[32]

Vieles liefert uns der Glaser,
Was wir könnten kaum entbehren,
Denket nur, was ohne Fenster
Unsre schönsten Häuser wären.

Ihm ist Hagel Segenspender,
Der den Andern bringt Verderben –
Reiche Ernte hält der Glaser,
Wenn der Alles schlägt in Scherben.



[33]

[34]

Wenn uns erquickt ein gutes Bier,
Der Gerste edler Trank,
Dem wack’ren Bräuer sagen wir
Für seine Arbeit Dank.

Er, der aus Malz und Hopfen recht
Den edlen Saft gebraut,
Bei dem so gern der Deutsche zecht,
Gepriesen sei er laut!



[35]

[36]

Der Schuster soll bei seinem Leist’n,
So sagt das Sprichwort, bleiben;
Zu jeder Frist und überall
Kann er sein Handwerk treiben.

Und wenn die Arbeit fertig ist,
Wie lächelt er voll Wonne,
Wenn frisch gewichst sein Stiefelpaar
Hell glänzet in der Sonne.



[37]

[38]

Der Apotheker kennt genau
Der Pflanzen Art und Kräfte,
Und, wie der Arzt es ordiniert,
Mischt Pulver er und Säfte.

Er fertigt an die Medicin,
Die Salben und die Pillen,
Die alle Wunden heilen schnell
Und jedes Fieber stillen.



[39]

[40]

Der Müller mit dem Esel muß
Den Sack zur Mühle tragen,
Doch hört man, weil er meistens reich,
Den Müller selten klagen.

Mit schweren Steinen mahlet er
Das Mehl aus dem Getreide,
Und weil es in der Mühle staubt,
D’rum ist er weiß, wie Kreide.



[41]

[42]

An der Esse steht der Schmied,
Trotzet kühn des Lebens Jammer,
Schmiedet doch, so lang es glüht,
Er das Eisen mit dem Hammer.

Wie er auf den Amboß schlägt –
O du glücklicher Geselle!
Froher Mut sein Herz bewegt,
Und die Funken sprühen helle.



[43]

[44]

Unentbehrlich ist vor Allen
Uns der Bäcker; ohne ihn
Könnte man in Wien nicht leben
Nicht in München, noch Berlin.

Aber eben, weil ein Jeder
Nötig hat sein täglich Brot,
Darum leiden auch die Bäcker
In der Regel keine Not.



[45]

[46]

Ein Spruch, der alt schon manches Jahr,
Sagt: „Kleider machen Leute.“
Und dieser Spruch, er gilt als wahr
Wie gestern so noch heute.

Darum ist wohl als wicht’ger Mann
Der Schneider sehr zu achten,
Der gute Kleider machen kann
Und sorgt für neue Trachten.



[47]

[48]

Der schwarze Rauchfangkehrer muß
Uns die Kamine kehren,
D’rum ist er schwarz, als wie der Ruß,
Wer kann es ihm verwehren!

Doch er genießet viel Respekt,
Ihn fürchten böse Kinder –
Reich ist sein Lohn und Werktags selbst
Stolziert er im Cylinder.



[49]

[50]

Der kühnste Mann von allen ist
Der Seemann auf dem Meere.
Froh ist sein Mut zu jeder Frist,
Wie viel er auch entbehre.

Die hohe See, das weite Meer
Sind seine Lust, sein Leben,
Und heult der Sturmwind noch so sehr,
Nichts macht sein Herz erbeben!



[51]

[52]

Wagner werden wär’ nicht schlecht,
Er baut die Karosse,
D’rin des Königs Majestät
Fährt aus ihrem Schlosse.

Auch die Karren, groß und klein,
Baut er und nicht minder –
Hätt’ ich eine solche doch! –
Chaisen für die Kinder.



[53]

[54]

O welche Lust Soldat zu sein,
Den Säbel an der Seiten,
Mit frischem Mute d’rauf und d’rein
Für Ehr’ und Ruhm zu streiten!

Er trotzet jedem Ungemach,
Mag rot sein Blut auch färben
Die Erde, schön und herrlich ist’s,
Für’s Vaterland zu sterben!



[55]

[56]

Mit weiser Einsicht unermüdlich,
Sei’s in Verwaltung, im Gericht
Wahrt uns’re Rechte der Beamte
Getreu ergeben seiner Pflicht.

All’ seine Sorgen, seine Mühen,
Sie gelten nur des Staates Heil,
D’rum wird der Dank auch seines Königs
Und hohe Ehre ihm zu teil.



[57]

[58]

Und sollten für den Anfang auch
Die nöt’gen Mittel fehlen,
Läßt Jedem als Beruf sich sehr
Der Kaufmannsstand empfehlen.

Durch Fleiß, Geschick und Ehrlichkeit
Hat sich vom armen Jungen
Zum reichen Mann im Leben schon
So Mancher aufgeschwungen.



[59]

[60]

Gelehrter kann nicht jeder sein,
Auch jeder nicht ein Dichter,
Sind auf dem Weihnachtsbaume selbst
Doch auch nicht lauter Lichter.

Und würde dir gelingen selbst
Das Höchste zu erstreben,
Noch immer würde über dir
Es Größ’res, Höh’res geben.

D’rum lasse dich von Hochmut nicht
Und nicht von Habsucht leiten,
Bedenke wohl, ein jeder Stand
Hat Licht- und Schattenseiten.

Mit Gott, der ’s stets am besten weiß,
Wird dir die Wahl gelingen –
Und fehlt’s dir nicht an Mut und Fleiß,
Wirst du’s zu etwas bringen.


Anmerkungen (Wikisource)

Ein Großteil der Einzelbilder stammen aus dem unvollständigen Exemplar der TU Braunschweig. Die fehlenden Einzelbilder auf den Seiten 41, 44, 47 und 50 sowie das komplette DJVU stammen aus dem vollständigen Exemplar der SB Berlin.