Tischtennisweltmeisterschaft 1987
Tischtennisweltmeisterschaft | ||||
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Datum | 18.2. – 1.3.1987 | |||
Austragungsort | Neu-Delhi | |||
Sieger | ||||
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Einzel (♂) | Jiang Jialiang | |||
Einzel (♀) | He Zhili | |||
Doppel (♂) | Chen Longcan Wei Qingguang | |||
Doppel (♀) | Hyun Jung-hwa Yang Young-ja | |||
Doppel (Mixed) | Hui Jun Geng Lijuan | |||
Mannschaft (♂) | Volksrepublik China | |||
Mannschaft (♀) | Volksrepublik China |
Die 39. Tischtennisweltmeisterschaft fand vom 18. Februar bis zum 1. März 1987 in Neu-Delhi (Indien) statt. Spielort war das Indira-Gandhi-Stadion.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insgesamt 60 Herrenmannschaften und 50 Damenmannschaften traten an. Alle sieben Titel gingen nach Asien, sechs davon ins „Reich der Mitte“ China. Obwohl sich die schwedischen Herren stark verbessert zeigten, konnten sie das Finale gegen die chinesische Mannschaft um den Weltmeister Jiang Jialiang nicht gewinnen.
Im Herreneinzel zeigte Jan-Ove Waldner seine Leistungsfähigkeit und drang bis ins Finale vor, musste aber dort die Überlegenheit des chinesischen Titelverteidigers Jiang Jialiang anerkennen.
Neben Waldner konnte Europa nur noch im Herrendoppel durch die Jugoslawen Zoran Primorac/Ilija Lupulesku mit einem 2. Platz und durch die Polen Leszek Kucharski/Andrzej Grubba mit einem 3. Platz punkten. Alle anderen Medaillen blieben in Asien.
Das deutsche Herrenteam erreichte einen guten 7. Platz, die deutschen Damen wurden 14.
Spielsystem der Mannschaftswettbewerbe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das bei früheren Weltmeisterschaften angewandte Kategoriensystem wird abgelöst durch ein Drei-Stufen-System[1]. Nach diesem System spielen die Damen- und auch die Herrenteams.
1. Stufe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der ersten Stufe werden 16 Gruppen A, B, C, D, E, F, G, H, J, K, L, M, N, P, R, S gebildet. Die ersten 16 Mannschaften der vorherigen WM 1985 sind gesetzt, von diesen wird eine jeweils einer Gruppe zugeordnet. Die restlichen Mannschaften werden in die Gruppen gelost. Auf diese Weise entstehen Gruppen mit 4 oder 5 Mannschaften.
2. Stufe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Folge spielen die 16 Gruppensieger um die Plätze 1 bis 16, die Zweiten um die Plätze 17 bis 32, die Dritten um die Plätze 33 bis 48 und die Vierten um die Plätze 49 bis 64.
Dazu werden in der 2. Stufe 16 Gruppen nach folgendem Schema gebildet:
Gruppensieger (Platz 1–16)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bedeutet <x>1 = Sieger von Gruppe <x> aus der 1.Stufe, zum Beispiel R1 = Sieger aus Gruppe R.
Gruppe AA: A1, H1, K1, R1 Gruppe BB: B1, G1, J1, S1 Gruppe CC: C1, F1, L1, P1 Gruppe DD: D1, E1, M1, N1
Zweite (Platz 17–32)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bedeutet <x>2 = Zweiter von Gruppe <x> aus der 1.Stufe, zum Beispiel G2 = Zweiter aus Gruppe G.
Gruppe EE: A2, G2, J2, S2 Gruppe FF: B2, H2, K2, R2 Gruppe GG: C2, E2, M2, N2 Gruppe HH: D2, F2, L2, P2
Dritte (Platz 33–48)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bedeutet <x>3 = Dritter von Gruppe <x> aus der 1.Stufe, zum Beispiel A3 = Dritter aus Gruppe A.
Gruppe JJ: A3, H3, K3, R3 Gruppe KK: B3, G3, J3, S3 Gruppe LL: C3, E3, M3, N3 Gruppe MM: D3, F3, L3, P3
Vierte (Platz 49–64)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bedeutet <x>4 = Vierter von Gruppe <x> aus der 1.Stufe, zum Beispiel P4 = Vierter aus Gruppe P.
Gruppe NN: A4, H4, J4, R4 Gruppe PP: B4, G4, K4, S4 Gruppe RR: C4, F4, L4, P4 Gruppe SS: D4, E4, M4, N4
3. Stufe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dieser Stufe wird zunächst nach einem Play-off-System gespielt.
Um Ränge 1–8 9–16 17–24 25–36 ------------------------------------------------ AA1 - DD2 AA3 - BB4 EE1 - HH2 EE3 - HH4 BB2 - CC1 CC4 - DD3 FF2 - GG1 FF4 - GG3 DD1 - CC2 CC3 - DD4 HH1 - EE2 HH3 - GG4 AA2 - BB1 AA4 - BB3 GG2 - FF1 EE4 - FF3
Dabei ist beispielsweise CC4 = Vierte der Gruppe CC aus der 2.Stufe.
Danach wird nach einem modifizierten KO-System weitergespielt.
Kritik an diesem System
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][2] Kritisiert wurde, dass die Paarungen in der 3. Stufe im Voraus feststehen. Dies ermöglicht in der 2.Stufe taktische Strategien, damit man in der 3.Stufe auf "angenehmere" Gegner trifft. Taktische Niederlagen unterstellten Kritiker der niederländischen Damenmannschaft im Spiel gegen die UdSSR sowie dem polnischen Herrenteam gegen Jugoslawien.
Daher wurde vorgeschlagen, in Zukunft erst nach Abschluss der Gruppenspiele der 2. Stufe die Paarungen für die 3. Stufe auszulosen.
Abschneiden der Deutschen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mannschaftswettbewerb Herren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][3] Mit Platz 17 bei der vorhergehenden WM 1985 wäre Deutschland nach dem seinerzeit geltenden Kategoriensystem in Kategorie A aufgestiegen. Deshalb wurde die deutsche Mannschaft unter die ersten 16 Nationen eingereiht, war daher gesetzt und wurde in der 1.Stufe in die Gruppe R eingeordnet. Dazu gelost wurden Italien, Nordjemen und Malta[4], letzteres blieb der Veranstaltung aber fern[5]. Nach Siegen über Nordjemen (5:0) und Italien (5:1) belegte Deutschland Platz 1.
In der 2. Stufe wurde Deutschland in Gruppe AA Zweiter. Der 0:5-Niederlage gegen China folgten Siege gegen Frankreich (5:1) und England (5:4).
In der 3. Stufe - die Platzierungsspiele 1 - 8 - verlor das Team gegen Schweden knapp mit 4:5 (Georg Böhm holte drei Punkte, Ralf Wosik einen Punkt). Damit gelangte man in die Verliererrunde um Rang 5 - 8. Hier verlor man gegen Polen (1:5, Ehrenpunkt durch Georg Böhm) und gewann danach das Spiel um Platz 7 gegen Taiwan mit 5:2.
Jürgen Rebel konnte wegen Krankheit nur in den letzten zwei Mannschaftskämpfen eingesetzt werden.
Mannschaftswettbewerb Damen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][6] Die Damenmannschaft musste auf Olga Nemes verzichten, die krankheitsbedingt nicht zur WM gefahren war und durch Nicole Dekein ersetzt wurde[7].
Als 14. bei der vorhergehenden WM 1985 war die deutsche Mannschaft gesetzt und wurde in der 1. Stufe in Gruppe N eingeordnet. Hier wurden sie durch zwei 3:0-Siege gegen Isle of Man und Österreich Erster. Das ebenfalls zugeloste Philippinen hatte seine Mannschaft zurückgezogen.
In der 2. Stufe verlor das Team in Gruppe DD alle Spiele: gegen Niederlande 0:3, gegen UdSSR 1:3 und gegen Hongkong 2:3. Dies reichte in der 3. Stufe nur zu den Spielen um Rang 9-16. Nach der 0:3-Niederlage gegen die CSSR siegten sie in der Verliererrunde gegen Frankreich 3:0, verloren dann aber das Spiel um Platz 13 gegen Hongkong mit 3:2. Dies bedeutete den gleichen Platz 14 wie bei der vorherigen WM.
Herreneinzel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][8] Am weitesten von allen Deutschen kam Georg Böhm sowohl im Einzel als auch im Doppel. Nach Siegen über den Nordkoreaner Hong Chol und den Kanadier Horatio Pintea schied er in der dritten Runde gegen den Polen Leszek Kucharski aus. Steffen Fetzner scheiterte schon in der Qualifikationsrunde an Peter Jackson (Neuseeland), ebenso Jürgen Rebel, der gegen Jwat Hikmat (Palästina) und Istvan Poljak gewann, aber gegen den Inder Arun J. Barua verlor. Jörg Roßkopf unterlag im ersten Spiel Erik Lindh (Schweden). Ebenso scheiterte Ralf Wosik in Runde 1 an Ahn Jae-hyung (Südkorea).
Herrendoppel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spätestens in der 2. Hauptrunde waren alle deutschen Doppel ausgeschieden. Wosik / Rebel setzten sich in der Qualifikationsrunde gegen Mogens Sonnichsen / Claus Sandbye (Dänemark) und Mashoor al Khatib / Mohamed al Khoder (Saudi-Arabien) durch, danach waren aber die Südkoreaner Ahn Jae-hyung / Yoo Nam-kyu zu stark. Fetzner / Roßkopf scheiterten bereits in der Qualifikationsrunde an den Nordkoreanern Chu Jong-chol / Kim Song-hui, zuvor hatten sie gegen Oktay Cimen / Gurhan Yaldiz (Türkei) gewonnen. Am weitesten kam Georg Böhm mit seinem schwedischen Doppelpartner Thomas von Scheele. In der Vorrunde siegten sie gegen Nuno Dias / Diamantino Pinto (Portugal), Juan B. Perez / Jose M. Pales (Spanien) und David McIlroy / Anwar Majid (Schottland). In der Hauptrunde schalteten sie die Niederländer Paul Haldan / Henk von Spanje aus, konnten dann aber gegen die Japaner Juzo Nukazuka / Kiyoshi Saitō nicht weiterkommen.
Dameneinzel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten][9] Bereits in der 1. Runde schieden Ilka Böhning (gegen Jolanta Szatko-Nowak, Polen) und Katja Nolten (gegen Jelena Kowtun, UdSSR) aus. Nicole Dekein kam nach einem Freilos und einem Gewinn gegen Katalina Iwanowa (Bulgarien) in die 3. Runde, in der sie von der Japanerin Kiyomi Ishida gestoppt wurde. Margit Freiberg überstand die Qualifikationsrunde, indem sie Habil Souha (Syrien) und Nihal Meshref (Ägypten) schlug. Nach einem Freilos war in der Hauptrunde 2 Endstation gegen Chen Zihe (China).
Susanne Wenzel trat in den Individualwettbewerben für Luxemburg an. Sie besiegte die Nordkoreanerin Kim Gyong-sun, verlor danach jedoch gegen Daniela Gergeltschewa (Bulgarien).
Damendoppel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Recht erfolgreich war das Doppel Dekein / Nolten. Es überstand zwei Runden gegen Elisabeth Robb / Janet Smith (Schottland) und Jose Bakker / Bettine Vriesekoop (Niederlande), ehe sie dann an den Japanerinnen Mika Hoshino / Miki Kitsukawa scheiterten. Lospech hatten Böhning / Freiberg: Sie waren in der ersten Runde gegen die Chinesinnen He Zhili / Jiao Zhimin chancenlos.
Mixed
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fetzner / Nolten verloren in Runde 1 gegen Massimo Costantini / Giorgia Zampini (Italien). Eine Runde weiter kamen Böhm / Böhning: Dem Sieg über Lars Hauth / Charlotte Polk (Dänemark) folgte das Aus gegen Zsolt Harczi / Edit Urbán (Ungarn). Rebel / Freiberg überstanden die Qualifikationsrunde nicht. Sie gewannen gegen Malcolm Darroch / Sharon Coad (Neuseeland), verloren danach aber gegen Ron van Spanje / Brigitte Thiriet (Niederlande/Frankreich). Ralf Wosik hatte die Schwedin Pia Eliasson als Partnerin. Sie schalteten zunächst in der Qualifikationsrunde Pedro Miguel / Ana Placido (Portugal), Alain Bourbonnais / Jill Barton (Kanada) und Walter Nathan / Mónica Liyau (Peru) sowie in der Hauptrunde David Hannah / Elisabet Tobb (Schottland) aus, schieden dann aber gegen Igor Podnossov / Walentina Popowa (UdSSR) aus.
Wissenswertes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Den Spielern aus Israel wurde aus politischen Gründen kein Einreisevisum erteilt, sie konnten daher nicht teilnehmen[10].
- Viele europäische Teilnehmer erkrankten. Magen-/Darmbeschwerden und Fieberanfälle behinderten stark. Mikael Appelgren reiste deshalb vorzeitig nach Hause. Bei Dietmar Palmi wurde Malaria diagnostiziert[11].
- Jacques Secrétin beendete seine internationale Laufbahn.
- Als erfolgreichste Mannschaftsspieler des Turniers erhielten Chen Longcan (China) und Jiao Zhimin (China) die JOOLA Trophy.
- Die Tschechin Marie Hrachová erhält vom SCI den Richard Bergmann Fair Play Preis.
- Der Chinese Jiang Jialiang erhält vom SCI den Victor Barna Preis.
ITTF-Kongress
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim ITTF-Kongress, der jedes Mal bei Weltmeisterschaften stattfindet, wurde der Japaner Ichirō Ogimura als Nachfolger von Roy Evans zum Präsidenten gewählt. Stellvertreter wurde der Schwede Sven-Olof Hammarlund[12]. Zwei Regeln wurden geändert: Zwischen allen Sätzen eines Spiels darf 2 Minuten Pause gemacht werden. Beim Aufschlag muss der Ball mindestens 16 cm aus der freien Hand hochgeworfen werden.
Ergebnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Medaillenspiegel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rang | Land | Gold | Silber | Bronze | Gesamt |
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1 | Volksrepublik China | 6 | 2 | 6 | 14 |
2 | Südkorea | 1 | 2 | 2 | 5 |
3 | Schweden | 0 | 2 | 0 | 2 |
4 | Jugoslawien | 0 | 1 | 0 | 1 |
5 | Nordkorea | 0 | 0 | 2 | 2 |
6 | Ungarn | 0 | 0 | 1 | 1 |
6 | Polen | 0 | 0 | 1 | 1 |
Total | 7 | 7 | 12 | 26 |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das neue Drei-Stufen-System ..., Zeitschrift DTS, 1987/2 S. 9
- Ausführlicher Bericht in Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 3–30
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Quelle und ausführliche Erklärung des Systems: siehe Literaturangabe: DTS 1987/2 S. 9
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 18
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 16 + S. 21
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/2 S. 9
- ↑ Die Mannschaft von Malta taucht in der Ergebnisübersicht Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 21 nicht auf, wohl aber in der ITTF-Datenbank
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 18 + S. 20
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/2 S. 6
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 22 + S. 25
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 24 + S. 25
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/2 S. 3
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/4 S. 27
- ↑ Zeitschrift DTS, 1987/3 S. 30